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Aus dem Leben als Medenspieler: „Hotpants in der Halle“

Winter-Samstag, draußen ist es kalt, es stürmt und nieselt. Ideale Sofabedingungen. Eigentlich. Aber es ist Punktspielzeit. Um 18 Uhr ist draußen im Hamburger Ortsteil Großflottbeck Anpfiff. Als wir die gegnerische 3-Feld-Halle betreten, befinden sich zwei Damendoppel noch in der Einschlagphase. Die Courts sind blockiert, wir müssen warten. Ein einsamer Mann sitzt auf einem Stuhl, blickt stur durch eine Glasscheibe in die Halle, vor ihm liegt der Spielberichtsbogen.

Es ist der Oberschiedsrichter (OBS). Wir sehen zwei Damenteams aus der Oberliga. Hier ist ein OBS Pflicht. Er notiert jeden gespielten Satz, verfolgt parallel die beiden Matches, während uns klar wird: Es wird spät heute Abend. Natürlich: Beide Doppelpartien gehen über drei Sätze. In der Oberliga wird der dritte Satz noch richtig ausgespielt und nicht krampfhaft abgekürzt. Bei uns, ein paar Ligen tiefer, gibt es nur einen Matchtiebreak im dritten Satz. Ein Mannschaftskamerad: Was ist das eigentlich für eine Bevormundung?

Immerhin: Um 18 Uhr räumen vier Hobbyspieler den dritten Platz. Unsere Nummer 2 darf auflaufen, ganz hinten in der Halle. Es ist sein erster Einsatz für unser Team, er braucht jetzt unseren Zuspruch. Aber da hinten will keiner hin. Und: Da kommt so leicht auch niemand hin. Man ist auf zwei parallele Matchunterbrechungen auf den beiden vorderen Plätzen angewiesen. Ist ja die Damen-Oberliga, da will man nicht stören. Und außerdem wacht der OBS streng in der Halle.

Zusammengequetscht vor der Glasscheibe

Die anderen meckern. So ein Mist, da hätte ich meine Tochter doch noch ins Bett bringen können, schimpft Mathias, Jungvater in unserem Team. Wir drängen uns alle vor eine recht kleine Glasscheibe, die auf Höhe der Netze den Blick in die Halle erlaubt. Bequem ist das nicht. Gut zuschauen kann man auch nicht. Und den einzigen Stuhl hat der OBS. Es kommen ein paar Zuschauer, meist Angehörige der Oberligadamen, quetschen sich auch vor die Scheibe. Als Mathias wieder nörgelt, sagt ein älterer Herr: Ach, euch wird hier doch einiges geboten, oder? Betretenes Schweigen. Dann antwortet Igor, unser Russe: Ja, die Mädels sind ganz scharf.Finn hat Hunger und nichts zu Essen dabei. Mathias raunzt ihn an: Was ist denn das für eine Vorbereitung! Finn kontert: Kann ich doch nicht ahnen, dass ich zwei Stunden warten muss, bevor ich spielen darf. Schließlich gibt Mathias eines seiner zwei Brötchen ab das ist Teamgeist. Gegen 20 Uhr geht es vorwärts, die Damen sind fertig. Jetzt laufen drei Einzel parallel, wir gewinnen alle. Unsere Ersatzspieler feuern uns an, sie sind sogar beim Auswärtsspiel dabei stark, das ist Einsatz.

Tennisspielerische Offenbarung

Solche Punktspiele, vor allem im Winter, sind ja eine intime Sache. Keiner schaut eigentlich zu, bis auf die Mannschaftskollegen. Ihnen offenbart man sich, rein tennisspielerisch gesehen. Die Vorhand wackelt, der Aufschlag schwächelt, die Volleys sind immer zu kurz: die anderen sehen das alles. Ersatzmann Marc schaut irgendwann nicht mehr zu. Ist ihm zu langweilig. Stattdessen blättert er durch seine Zeitung.

Bei den Oberliga-Damen hat er noch interessiert jeden Ball verfolgt, hat sogar geklatscht, wenn die eingekaufte Tschechin in der engen roten Hotpants einen Volley souverän wegdrückt. Okay, so etwas tragen wir nicht und wir haben auch nicht so schöne braune Locken. Aber so einen Flugball kriegen wir auch hin manchmal.

Wir gewinnen 4:2 und fahren nachts um eins nach Hause. Zum Feiern ist es den meisten zu spät. Die Sofazeit ist doch noch gekommen an diesem Winterabend.    

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