TENNIS-FED CUP-FRANCE-GERMANY

Mail aus Limoges: Tage wie diese

von Felix Grewe aus Limoges

Manchmal kann sogar das Warten spannend sein. Wenn man vor der Umkleidekabine der deutschen Fed Cup-Mannschaft steht, weil eigentlich die Teamchefin zur Pressekonferenz herauskommen soll, aber hinter verschlossenen Türen noch literweise Schampusflaschen geköpft werden. Wenn drinnen gejubelt wird und man erahnen kann, dass Freudentränen fließen. Wenn die Spielerinnen den Hit von den Toten Hosen Tage wie diese gröhlen und Julia Görges, Sabine Lisicki und Co. zwischendurch champagnergeduscht die Tür öffnen, kurz auf den Flur treten, mit ihren Handys Twittermeldungen ins digitale Orbit versenden und so fröhlich sind, wie man sie selten erlebt.
Tränenreiche Einstandsrede

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nein, bei uns deutschen Journalisten sind in den letzten drei Tagen gesunder Anstand und nötige Distance nicht komplett auf der Strecke geblieben. Und wir hatten auch nicht vor, Richtung Boulevardjournalismus umzusatteln und den Spielerinnen vor der Kabine aufzulauern. Aber die Katakomben im Palais des Sports sind so klein, dass sich der Wartebereich für die Medienvertreter in direkter Nähe zu den Mannschaftsräumen befindet. Wenn man hier steht, ist man quasi gezwungen, Mäuschen zu spielen. Und, zugegeben: Ja, es hat Spaß gemacht!

Um kurz nach 17 Uhr sollte Barbara Rittner eigentlich zum Gespräch erscheinen. Bei gerade einmal vier deutschen Journalisten, die in den Tagen von Limoges dabei waren, wurden die Pressekonferenzen eher zu entspannten Plaudereien. Wahrscheinlich war es Rittner deswegen verständlicherweise auch schnurzegal, dass sie sich mehr als eine halbe Stunde verspätete. Und als sie dann endlich doch noch auftauchte, mit geröteten Augen, sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte, erzählte sie von den Emotionen, die sich hinter den verschlossenen Türen abspielten. Davon, wie Annika Beck ihre verspätete Einstandsrede hielt, die eigentlich schon beim offiziellen Team-Dinner Mitte der Woche fällig gewesen wäre, Beck aber aufgrund ihrer Grippe-Erkrankung keine Stimme hatte. Davon, wie die Kleine, wie sie Beck nennen, weinte während ihrer Ansprache, weil sie so stolz sei, nun dazuzugehören. Da haben wir dann alle eine Runde mitgeheult. Und davon, wie groß der Druck war, der auf ihr als Teamchefin lastete vor der Begegnung gegen Frankreich. Das war schon sehr speziell. Zwischendurch die Angst, dass mir die Spielerinnen ausgehen, weil alle krank sind und wir gar nicht antreten können. Dazu die Frage, was ist, wenn wir verlieren?
Whiskey statt Champagner

Eine Viertelstunde plauderte Rittner, dann ging sie zurück zu ihrer Mannschaft, die sich noch am Sonntagabend in verschiedene Richtungen verteilte. Sabine Lisicki wurde mit ihrem Coach zusammen nach Bordeaux chauffiert, von dort geht es Montag in die USA. Julia Görges hatte für den Abend vor allem ein Ziel: richtig lecker bei McDonalds essen Hamburger und Pommes! Die, so erzählte sie nach ihrem Sieg gegen Pauline Parmentier, habe sie sich schließlich verdient. Und bei der Gelegenheit gestand sie noch, dass sie beim Feiern überhaupt kein Champagner-Typ sei, sondern sich viel lieber mal einen ordentlichen Whiskey genehmigt. Na dann, Prost! Und die Teamchefin? Die fliegt am Montag zurück nach Köln und schaltet zwei Tage lang ihr Telefon aus. Einfach einmal alles sacken lassen, bevor sie sich am Mittwoch wieder mit dem Thema Fed Cup beschäftigen darf. Dann findet in London nämlich die Auslosung für die Play-off-Spiele im April statt. Dort entscheidet sich, gegen welches Team die deutsche Mannschaft um den Wiederaufstieg in die Weltgruppe spielt.
Und falls Sie die passenden Fotos zu dieser Geschichte vermissen: So weit würden wir dann doch nicht gehen. Sie wissen schon, der nötige Anstand…

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