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„Ich habe erst drei Tage ohne meine Kinder verbracht.”

Sie sind mit dem Kalender zufrieden?
Er ist sicher nicht perfekt. Und er wird nie perfekt sein, außer, man beginnt wieder bei null. Aber das geht nicht. Es gibt zu viele Verträge, die sich nicht koordinieren lassen. Selbst bei einem perfekten Kalender würde der Sandplatzspieler sagen: Ich hätte gerne noch eine Woche mehr. Und der Rasenspieler schreit dann: Ich auch. Und der Hartplatzspieler in Amerika fordert: Uns fehlen auch noch zwei Wochen.

Haben Sie als Präsident des Spielerrats Visionen?
Es laufen Überlegungen, die Tour zu verkürzen. Ich bin dafür, im Sommer einen Monat eine turnierfreie Zeit einzulegen. Alle könnten ihre Verletzungen auskurieren. Das Problem ist nur, dass die Spieler dann an Exhibitions teilnehmen würden. Es gibt immer jemanden, der spielen möchte. Vielleicht können wir uns darauf einigen, am Ende des Jahres zwei, drei Monate zu pausieren. Man hätte Zeit, an seinem Spiel zu arbeiten. Das fehlt uns Profis extrem. Wir spielen immer nur Turniere. In den kurzen Pausen trainieren wir ein bisschen. Aber richtig trainieren kann man ab dem Alter von 20 fast nicht mehr. Darum stagniert vielleicht auch das eigene Tennis. Ich probiere deshalb rigoros, schon über Jahre hinweg, zwei- dreimal pro Jahr Blöcke von drei, vier Wochen einzubauen, in denen ich kein Turnier spiele. So kann ich mich als Spieler weiterentwickeln.

Sie sind vor knapp einem Jahr Vater geworden. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Familie und Beruf?
Ich glaube sehr gut. Ich habe bislang erst  drei Tage ohne die Kinder verbracht. Ich sehe, wie sie wachsen. Es ist eine der schönsten Sachen überhaupt, das zu erleben. Ich brauche auch die Abwechslung vom Tennis. Das war immer so. Früher habe ich mir mit Mirka meine Auszeiten genommen, jetzt mit den Kleinen.
Kinder bedeuten auch  Stress. Wiegt das Gemeinschaftserlebnis alles auf?
Ja, na klar, sonst würde ich das ändern. Ich möchte, dass Mirka und die Kinder dabei sind, wenn ich spiele. Die Voraussetzung ist, dass es allen gut geht. Es darf nicht zu viel werden für die Kleinen. Wir haben das Glück, dass wir mindestens eine Woche, manchmal mehr als zwei Wochen, am gleichen Ort sind. Da ist es für die Familie einfacher, sich einzuleben. Dazu kommt, dass es mir finanziell gut geht. Das vereinfacht vieles. Ich kann Freunde einladen. Ich bin nur eineinhalb Monate im Jahr zu Hause in der Schweiz. Da ist es mir wichtig, bei meinen Turnieren ein Feeling von home away from home zu kreieren.

Freuen Sie sich auf ein mögliches Match gegen Nadal in Wimbledon?
Ja, sicher. Ich habe erst einmal in meiner Karriere gedacht: Hoffentlich muss ich nicht gegen ihn spielen. Das war, als ich gegen ihn vor zwei Jahren in Paris so klar verlor. Er ist so gut drauf, dachte ich. Er holt mich vielleicht auch noch auf Rasen ein. Und dann habe ich in Wimbledon 7:9 im fünften Satz verloren. Diesmal freue ich mich. Er ist die Nummer 1, ich der Titelverteidiger. Es dürfte spannend werden.

Eine letzte Frage an den Fußballfan Federer: Wie weit kommt die Schweiz bei der WM?
Ich hoffe, dass wir im Achtelfinale dabei sind und werde so viel wie möglich schauen. Nach dem überraschenden Sieg im ersten Spiel gegen Spanien haben wir gute Chancen. Ich wäre auch gerne nach Südafrika gereist. Es ist schon ein bisschen traurig, dass es nicht klappt. Ich war auch noch nie bei einem Formel 1-Rennen. Aber diese Zeiten kommen später.

Interview: Andrej Antic und Thomas Kosinski

Das komplette Gespräch lesen Sie in der Augustausgabe von tennis magazin (Heft 8/10 erscheint am 23. Juli)

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