PAT CASH AUSTRALIA WIMBLEDON

Am liebsten auf Rasen: Cash 1990 in Wimbledon

Pat Cash: „Wimbledon war wie gemacht für mein Spiel“

Sie glauben, das Spiel würde sich ändern?
Ja, es reicht dann nicht mehr, zwei Meter groß zu sein und den Ball hart zu schlagen. Diese Spielweise ist heute erfolgreich. Weil der Ball im Feld bleibt. Je größer man ist und je härter man schlägt, desto erfolgreicher ist man. Dafür wird man belohnt. Aber es ist falsch. Tennis sollte nicht für Leute bestimmt sein, die groß sind und den ganzen Tag rennen können. Wenn jemand klein ist und besondere Fähigkeiten hat, sollte er auch in der Lage sein, Matches zu gewinnen. Stopp- und Slicebälle sind Teil des Spiels. Aber die Verbände verhindern diese Spielweise.

Wie meinen Sie das?
Ich war bei der wissenschaftlichen Abteilung der ITF. Sie sagten mir: ‘Unsere letzten Untersuchungen stammen aus dem Jahr 1998. Wir wissen nicht, ob es heute mehr oder weniger Serve-and-Volley gibt. Wir sehen es im Fernsehen, aber wir haben keine aktuellen Statistiken.’ Ich erklärte ihnen: ‘Jetzt ist das Spiel sowieso langsam. Man hätte vorher etwas ändern müssen. Es ist zu spät. Es gibt keinen Volley mehr!’

Sehen Sie nicht zu schwarz?
Die meisten Leute stimmen darin überein, dass Tennis nicht variabel genug ist. Aber wir haben immer noch gute Finals. Es gibt immer noch viele Leute, die in die Stadien gehen. Mein Punkt ist, wir müssen unseren Sport reparieren. In ein paar Jahren, wenn Federer und Nadal weg sind, dann haben wir Kevin Anderson, Tomas Berdych und Jerzy Janowicz. Diese Jungs schmettern alles nieder. Es gibt dann kaum Variationen, keine Volleys, keine Kreativität. Okay, es ist etwas unfair gegenüber Berdych. Er ist ein sehr talentierter Spieler.

Werden Volleys nicht mehr trainiert?
Die Kids wollen es nicht mehr lernen, weil ihre Heroes nicht so spielen. Und: Die Kids verwenden die gleichen Saiten wie die Profis. Erwachsene können mit dem Spin umgehen, aber ein Kind kann das nicht. Es traut sich nicht mehr ans Netz. Mein Coach sagte damals zu mir: Du wirst jetzt die ganze Woche nur Serve-and-Volley trainieren. Als Junior war ich ein Grundlinienspieler. Ich bin nie ans Netz gegangen und spielte auf Sandplätzen. Doch dann verlangte mein Coach von mir, nach vorne zu stürmen.

Erstaunlich.
Ja, wer in Melbourne früher Tennis spielte, wuchs auf Sand auf. Peter McNamara, Paul McNamee, Richard Fromberg, Jason Stoltenberg – das waren alles Sandplatzspezialisten. Den ganzen Sommer spielten wir auf Gras, den Rest des Jahres, wenn es regnete, auf Sand.

Themenwechsel! Haben Sie Ihren Wimbledonsieg vor vier Jahren groß gefeiert? Immerhin war es das 25-jährige Jubiläum.
Nein. Ich wollte erst, aber ich hatte zu viel zu tun. Ich bin ohnehin nicht scharf auf Jubiläen.