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Zverev-Doppelinterview: „Wir gewinnen beide“

Gegenseitge Freude bei direkten Duellen

Wenn die Williams-Schwestern aufeinandertreffen, sagen sie: Wir gewinnen beide.
Mischa: Genauso sehe ich das auch. Ich würde mich für ihn freuen und er sich für mich. Wobei: Bei mir wäre es einer meiner letzten Siege, weil Sascha immer stärker wird.

Die Klitschko-Brüder hatten sich stets geweigert, gegeneinander zu kämpfen.
Alexander: Das funktioniert beim Tennis nicht. Wenn du jemandem zugelost wirst, musst du ran. Außerdem schlagen wir uns ja nicht wie beim Boxen.

Spielen Sie Trainingssätze?
Mischa: Ja, oft sogar, meist gewinnt Sascha.

Woher kommt diese Bruderliebe? Sie liegen vom Alter fast zehn Jahre auseinander.
Mischa: Der Altersunterschied hilft. Ich kann ihn besser verstehen. Wenn wir nur ein oder zwei Jahre auseinanderliegen würden, wäre mehr Konkurrenz da. So kann ich bestimmte Situationen besser einschätzen. Er ist viel jünger, viel emotionaler und oft viel positiver eingestellt als ich. Ich habe schon so viele Fakten im Kopf und musste mit Enttäuschungen umgehen. Er hat Träume, guckt immer nach vorne. Diese Unbekümmertheit hat mir auch geholfen.

Premiere in Montpellier: Anfang Februar waren Alexander und Mischa Zverev erstmals erfolgreich im Doppel.

Premiere in Montpellier: Anfang Februar waren Alexander und Mischa Zverev erstmals erfolgreich im Doppel.

Bei Spielen rastet Mischa komplett aus

Es heißt, Sie seien grundverschieden. Können Sie sich gegenseitig charakterisieren?
Alexander: Mischa ist auf dem Platz sehr ruhig. Temperamentvoll habe ich ihn zuletzt nur gegen Andy Murray erlebt. Da fand ich aber gut, dass er aus sich herausging. Außerhalb des Platzes ist er genau das Gegenteil. Wenn wir etwas anderes als Tennis spielen, rastet er komplett aus – auf der Playstation oder beim Uno…
Mischa: (echauffiert sich) Er nervt, wenn wir Playstation spielen! Er hat nur Glück! Als hätte er einen Chip eingebaut, dass nur er gewinnt.

Alexander: Mischa ist jemand, an den man schwer herankommt. Aber wenn man sein Vertrauen hat, dann tut er alles für einen.
Mischa:  Sascha ist sehr emotional. Auf dem Platz ist er sehr verbissen. Er möchte um jeden Preis gewinnen. Das ist eine gute Eigenschaft, wenn man ganz nach oben will. Wenn beim Training etwas nicht klappt, dann wird er es fünf Stunden versuchen. Da kann die Sonne schon untergegangen sein. Er würde auch mit Teelicht noch spielen.

Müde beim Davis Cup

Und abseits des Platzes?
Mischa:  Da nimmt er sich seine Auszeiten.Da reagiert er auch manchmal nicht, wenn man ihn fünfmal anspricht. Auf der anderen Seite ist er extrem kommunikativ. Früher bei Jugendturnieren standen immer 20 Leute um ihn herum. Auch wenn es manchmal nicht so wirkt: Er kümmert sich um seine Leute, vergisst niemanden. Er hat sich gut entwickelt, hat viele gute Eigenschaften. Und blond und blauäugig hilft ja auch immer (lacht).
Wie enttäuschend war die Davis Cup-
Niederlage gegen Belgien?
Alexander: Es ist richtig schlecht gelaufen – im Einzel und im Doppel. Am Sonntag war ich müde. Dennoch hätte ich das Match gegen Steve Darcis auch in drei Sätzen gewinnen können. Für mich ist der Davis Cup extrem wichtig. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich bin im Herzen deutsch, auch wenn meine Eltern aus Russland stammen. Ich war sehr stolz, dass wir als erste Brüder ein Doppel bestreiten durften, dazu noch für Deutschland. Das war immer ein Tennisland. Nach Boris Becker und Michael Stich kamen Tommy Haas, Rainer Schüttler und Nicolas Kiefer. Das waren alles Top 5-Spieler. Ich werde alles versuchen, dass wir bald wieder Erfolge mit Deutschland feiern.

Großer Respekt vor Becker

Wie ist Ihre Einschätzung, Mischa?
Mischa: Frankfurt war für mich sehr emotional. Es war ein schönes Gefühl, dabei zu sein, speziell zusammen mit meinem Bruder. Ich hatte aber eine Nervosität in mir, die ich nicht ablegen konnte. Diese erste Runde lief einfach nur schief.

Es wird zur Zeit viel über ein Engagement von Boris Becker im deutschen Tennis diskutiert. Wäre er als Trainer interessant?
Mischa:  Natürlich wäre das spannend. Andererseits bin ich in letzter Zeit gut damit gefahren, dass ich meine Entscheidungen selbst treffe. Ich bin derjenige, der auf dem Platz steht. Ich versuche, auf mein Bauchgefühl zu hören und das funktioniert im Moment gut. Wie sagt man: Wenn nichts kaputt ist, muss man nichts reparieren. Ich habe großen Respekt vor Boris, als Spieler, als Trainer, als Mensch, aber ich habe mich nicht damit beschäftigt, ihn anzurufen.
Alexander: Ich habe noch nie im Viertelfinale eines Grand Slam-Turniers gestanden. Wie soll ich ihn da bezahlen? Dass jeder Tennisspieler auf ihn hören würde, dass er interessante Dinge sagen würde, ist klar, aber es müsste auch finanziell passen.cheapest air jordan 1 high colorways | air jordan 1 high university blue release date