TENNIS-GBR-WIMBLEDON

Germany's Angelique Kerber returns against Spain's Garbine Muguruza during their women's singles fourth round match on the seventh day of the 2017 Wimbledon Championships at The All England Lawn Tennis Club in Wimbledon, southwest London, on July 10, 2017. / AFP PHOTO / Daniel LEAL-OLIVAS / RESTRICTED TO EDITORIAL USE (Photo credit should read DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP/Getty Images)

Angelique Kerber: Bitte kein Bashing!

Angelique Kerber ist in Wimbledon ausgeschieden – gegen Garbine Muguruza. Kerber, die Vorjahresfinalistin, hat 6:4, 4:6, 4:6 im Achtelfinale verloren. Nach 2:20 Stunden. Sie wird kommenden Montag nicht mehr die Nummer eins der Weltrangliste sein. Die heißt dann Karolina Pliskova oder Simona Halep. Und: Kerber hat in dieser Saison noch kein Match gegen eine Top 20-Spielerin gewonnen. So weit die Fakten. Man könnte jetzt einstimmen in den Kanon der Abstiegsgesänge. Viele sprachen ja schon von der schlechtesten Nummer eins überhaupt. Es gehört leider zu den Unsitten vieler Berichterstatter, sich daran zu weiden, wenn die fallen, die ganz oben stehen.

Das Kerber-Bashing ist in höchstem Maße unfair. Und wenn man sich in Wimbledon bei denen umhört, die wirklich etwas von ihrem Fach verstehen, entsteht ein ganz anderes Bild. Nämlich das einer Spielerin, die aus ihren Möglichkeiten mehr gemacht hat als jede andere Spielerin auf der Tour. „Seid doch froh, dass ihr die Kerber habt. Ich kann gar nicht verstehen, dass sie plötzlich so ein negatives Image bekommt. Es ist eine Frechheit wie über sie geurteilt wird“, hat mir ein anerkannter Trainer letzte Woche gesagt.

2016 – mehr als ein Wunder

Die Wunder des letzten Jahres – sie zählen nicht mehr. Sieg gegen Serena Williams in Australien – schon vergessen. Finale in Wimbledon gegen Williams – ach ja. Sieg bei den US Open im Finale gegen Pliskova – da war doch was. Dazu noch Olympisches Silber und Finalistin beim WTA-Finale in Singapur. Es ist, wie sich jetzt herausgestellt hat, ein Jahr, für das das Wort Wunder eigentlich nicht ausreicht. Es war eine Laune der Tennisgeschichte, die nicht wiederholbar ist, weil Kerber keine Williams ist. Sie ist kein Star in dem Sinne. Will sie auch gar nicht sein. Sie will in Ruhe arbeiten und das konnte sie über weite Strecken nicht, weil alle an ihr zerrten.

Klar, dass muss jede Spielerin aushalten, die exponiert ist. Noch mehr Termine mit Sponsoren, Turnierveranstaltern, der Damentour, den Medien gehören als Branchenbeste zum Tagesgeschäft. Kerber hat dabei ihren Rhythmus verloren. Und wenn man Matches verliert, schwindet das Selbstbewusstsein. Und wenn man hört und liest, dass man schlecht ist, nagt das zusätzlich an einem. Man gerät in einen Abwärtsstrudel, der sich nicht so leicht stoppen lässt.

Und dann gibt es noch die Gegnerinnen. Die Hackordnung kann man in den Umkleidekabinen sehr gut beobachten. Andre Agassi hat in seinem Buch „Open“ einmal sehr eindrucksvoll beschrieben, wie sich die „Rudeltiere“ gegenüber der Nummer eins verhalten, wie sie sie respektieren, wie die Aura wächst. Dass einen die anderen hofieren, wenn man den Raum betritt. Kerber hat die Aura nie verströmt. Man hat sie respektiert, aber man hat spätestens nach Melbourne gewusst: Sie ist nicht die Überspielerin. Ich kann sie schlagen. Sie ist sportlich in der Krise.

WTA-Tour: Jede kann jede schlagen

Kerbers Dilemma ist das der Damentour. Jede kann jede schlagen. Es gibt, seit Serena Williams pausiert, keine richtige Anführerin. Eine Einklassengesellschaft an der Spitze, bei der alle gleich sind. Kein Primus Inter Pares. Und plötzlich werden Spielerinnen wie Paris-Siegerin Jelena Ostapenko nach oben gespült, weil sie in ein Vakuum stoßen.

Bei Kerber war die Abwärtsspirale – auch wenn das bei einer Nummer eins, die nicht als Favoritin in ein Achtelfinale geht und anschließend ausscheidet merkwürdig klingt – gestoppt, als sie die erste Woche mit wackeligen Auftritten überstanden hatte. Das, was sie 2016 eindrucksvoll bewiesen hat, zeigte sie nach dem 4:6, 2:4-Rückstand gegen Shelby Rogers in der dritten Runde: fighten, nie aufgeben. Es könnte ein Wendepunkt sein, sagte sie selbst. Und es war einer, weil das anschließende Match gegen Muguruza bis dato eines der besten des Turniers war.

Was man Kerber vorhalten kann: Sie hat sich nach dem Tiefpunkt in Paris (Niederlage in Runde eins) keine externe Meinung eingeholt. Sie hat so weiter gemacht. Es ist für sie an der Zeit, sich einen Experten für ihren schwachen Aufschlag zu holen. Diesen Schlag kann keine Gegnerin beeinflussen. Es muss möglich sein, ihn zu verbessern. Und dass ein paar freie Punkte den Unterschied machen, ist eine Binsenweisheit.

Das Positive an Wimbledon, so verrückt es klingt: Sie ist die Nummer eins los. Sie ist wieder Jägerin. In der Rolle fühlt sie sich wohler.men’s jordan 1 release date | Sneaker Petun & Release Dates – FitforhealthShops – Sandals INBLU VO173F01 Cobalt Blue