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Djokovic und Agassi: Kompetente Hilfe für einen Suchenden

Djokovic und Agassi – kann das funktionieren? Die Sandplatzgötter glauben schon, weil der ehemalige US-Profi all das erlebt hat, was der Serbe gerade selbst durchmachen muss.

Die beiden Top-Themen der Tenniswelt waren in den letzten Tagen eng miteinander verknüpft. Da gab es den Turniersieg von Alexander Zverev in Rom. Es ist das erste – am Ende auch mit einem dicken Siegercheck belohnte – ganz große Ausrufezeichen auf Masters-Ebene der sogenannten und so beworbenen „NextGEN“ der ATP-Tour. Und da gab es einen geschlagenen Endspielgegner Novak Djokovic, der danach in der Pressekonferenz das verkündete, worüber zumindest einige serbische Medien schon die ganze Woche spekuliert hatten: Eine, wenn auch zunächst zeitlich nur auf die French Open begrenzte Zusammenarbeit mit Andre Agassi.

Hätte es diese Endspielniederlage und besonders ihre Art und Weise nicht gegeben, hätte man die Krise des Serben, auch mit Blick auf die beindruckenden Siege über Juan Martin del Potro und Dominic Thiem in den Runden zuvor, durchaus für beendet erklären können. So aber lieferte er als letzten Eindruck vor Roland Garros – gerade, was die Einstellung betrifft – ein Bild ab, in dem sich eine Menge Durchschnitts-Medenspieler wiederfinden werden: Aus Frust, ob der eigenen Leistung, wurden eine Menge Nebenkriegsschauplätze aufgemacht. Wind doof, Platz doof, Zuschauer doof, Linienbälle doof. Sarkastisches Abwinken inklusive.

Noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag

Dass die Gelegenheiten, bei denen sich so eine mentale Verfassung positiv auf die eigene Leistung auswirkt – egal, ob in Masters-Endspielen oder in Bezirksliga-Partien – eher rar gesät sind, wurde allerdings auch überdeutlich. Der Stellenabbau im Unternehmen Djokovic, dem bis auf Frau, Bruder und Guru das gesamte Funktionsteam zum Opfer gefallen ist, scheint also noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag gewesen zu sein.

Jetzt soll es also Agassi richten. Wer gehört hat, wie sich Nole vor allen Dingen über den Amerikaner als Mensch und Persönlichkeit geäußert hat, kann zu dem Schluss kommen, dass dieser nicht unbedingt nur für Taktik oder Technik zuständig sein soll, auch wenn er aufgrund seiner eigenen Entwicklung als Profi in diesen Bereichen mehr als kompetent erscheint. Wie wenige andere Spitzenspieler hat sich Agassi im Laufe seiner Karriere neu erfunden und spielerisch angepasst.

Agassis Biographie als Master-Plan für Djokovic

Er ist einen weiten Weg gegangen von der „Schlage-jeden-Ball-so-hart-du-kannst-Nick-Bolletieri-Mentalität“ der frühen Jahre bis zu seinem auch durch verschiedene Trainer geformten taktisch geprägten Stil zum Ende seiner Profi-Laufbahn. Als gestandener Spieler war er sehr erfolgreich durch feinste Anpassungen, was die Position auf dem Platz und die Schlagauswahl angeht. Das brachte mehr Sicherheit und Effektivität in sein Spiel.

Da Djokovics Spiel aber immer noch grundsätzlich taktisch funktioniert, könnte die wichtigere Aufgabe für Agassi in anderen Bereichen liegen. Nämlich in solchen, in denen seine eigene Biographie ein wenig zum Masterplan für den Serben werden könnte. Agassi wirkte genau wie im Moment Djokovic lange eher wie ein Suchender, was die eigene Persönlichkeit und deren Außendarstellung angeht. Wie einer, der eher versuchte, seinen wahren Charakter hinter einem betont bunten und forschen Auftreten zu verstecken. Er hat es geschafft, im Laufe seiner Karriere und darüber hinaus – so wirkt es jedenfalls – seine innere Mitte und seinen Frieden mit sich selbst zu finden.

Konfliktpotenzial mit Mentalcoach Pepe Imaz

Auch das wird dazu beigetragen haben, dass Agassi sportlich genau die Transformation gelungen ist, nach der sein neuer Schützling nun auch streben muss. Nachdem der Amerikaner 1999 nach einem steinigen Weg mit dem Sieg in Paris genau wie Djokovic im letzten Jahr seinen persönlichen Grand Slam komplettiert und damit eigentlich alle möglichen Karriereziele erfolgreich abgehakt hatte, gelang es ihm in der Folge trotzdem, seiner sportlichen Laufbahn mit vier weiteren Grand-Slam-Titeln in gut vier Jahren die konstant erfolgreichste Periode hinzuzufügen. Motivationsprobleme sehen anders aus.

Es wird spannend sein zu sehen, ob Agassi dem Djoker den Weg in diese Richtung weisen kann, auch ob er über Paris hinaus überhaupt die Gelegenheit dazu bekommt (oder wahrnehmen will). Konfliktpotential liegt sicher darin, dass mit Pepe Imaz weiterhin jemand zum Team Nole gehört, der sich offensichtlich auch hauptsächlich für die Gemütslage des Serben zuständig fühlt.

Die Tennisfans und die Vertreter der Sportmedien werden jedenfalls schon ab nächster Woche genau darauf achten, welche Veränderungen es im Spiel und im Auftreten des Serben gibt und darüber philosophieren, ob und woran sich der neue Einfluss Agassis festmachen lässt. Insbesondere der deutsche Boulevard-Journalismus wird aber mit Sicherheit auch noch ein weiteres Themenfeld eröffnen und „schöne“ Geschichten stricken. Schließlich ist Agassi für dessen Klientel weniger der achtfache Grand-Slam-Sieger und umso mehr der „Mann von Steffi Graf“. Das hat doch Potential für allerlei Gaga-Überschriften und Fotomontagen.

Kolumne Sandplatzgötter

REINE SANDPLATZGÖTTER: Die Medenmannschaft vom TC RW Möllen (Niederrhein) spielt seit Jahrzehnten zusammen. 2017 treten sie in der Herren 30-Bezirksklasse A an.

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