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DTB: Trainer müssen Zwangsgebühren für neuen Online-Campus zahlen

Der DTB ist zurzeit sehr umtriebig. Kaum ein Stein wird auf dem anderen gelassen, was ja grundsätzlich auch zu begrüßen ist. Das neuste Projekt des Verbandes ist ein zu Jahresbeginn online gegangenes Aus- und Fortbildungsmedium für seine lizenzierten Trainer: der „DTB Online Campus“ (dtb.campus.tennisgate.com).

Alte Lehrpläne verschwinden in der Mottenkiste

Das ist einerseits schön, wird doch die jahrelange Lücke zu den letzten Lehrplänen von 2001 (!) endlich geschlossen. Die staubigen Bücherbände „Tennis-Lehrplan I und II“ verschwinden endgültig in der Mottenkiste – gut so. Doch andererseits hat sich der DTB damit eine weitere zweifelhafte Geldquelle erschlossen. Denn Tennislehrer müssen nicht nur einmalig in der Ausbildung eine Lizenz kaufen (angehende C-Trainer für 79 Euro, A-/B-Trainer für 139 Euro). Jeder Trainer ist künftig verpflichtet, die von der Firma TennisGate aus Villingen-Schwenningen entwickelte Lehrmittel-Plattform zu abonnieren (C-Trainer für jährlich 19 Euro, A-/B-Trainer für 39 Euro).

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SCREENSHOT: So sieht der Online-Campus im Werbefilm aus.

Die ersten Trainer, die in diesem Frühjahr in Baden und Hamburg ihre alle vier Jahre notwendige Fortbildung zur Verlängerung ihrer C/B-Lizenz machten (für die übliche Gebühr von 100 Euro), wurden bereits davon überrascht, dass für eine Teilnahme an dem Auffrischungskurs zunächst die „verpflichtende Mitgliedschaft im DTB Online Campus“ abgeschlossen werden musste. Ohne Mitgliedschaft keine Trainerscheinverlängerung. Die Tennislehrer müssen mit einem Häkchen auch auf ihr Widerrufsrecht verzichten – es wurde an alles gedacht.

Hauptsache DOSB-Grundförderung

Diese Zwangsgebühren finden bei den Trainern – verständlicherweise – wenig Anklang. Es werden Vergleiche mit der neuen Turniergebühr für Spieler laut, die an Ranglisten- und LK-Turnieren teilnehmen. Sie ist seit dem 1. April wirksam. Egal, ob elektronischer Bildungsplan oder neue Turniergebühr – die Begründung beider Maßnahmen fällt beim DTB ähnlich aus: Wir tun das alles, um die (mittlerweile bewilligte) Grundförderung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu bekommen!
 Durch die Mitgliedschaft im „Online Campus“ komme man der Vorgabe des DOSB  zur Qualitätssicherung in der Aus- und Fortbildung von Trainern nach, heißt es auf der DTB-Homepage.

Die erste Präsentation zu dem Großprojekt gab es schon im Juli 2015 in Hamburg auf einer Sitzung des DTB-Bundesausschusses. Ob es der DTB durchsetzen kann, dass auch langjährige Inhaber einer Trainerlizenz noch Mitglied des „Online Campus“ werden müssen, war bei der 67. Mitgliederversammlung in Frankfurt/Main im November 2015 in der Kommissionssitzung „Lehrwesen“  länger diskutiert worden. In einer damaligen Presseveröffentlichung des Tennisverbandes Schleswig-Holstein (TVSH) wird dessen „Leiter Lehrwesen“, Götz von Arend, mit den Worten zitiert: „Das Produkt ist hervorragend, es ist sogar einzigartig in der Welt. Allein finanztechnische und lizenztechnische Aspekte sind noch zu klären. Dabei geht es darum, inwieweit auch schon lizenzierte Trainer zur verbindlichen Abnahme des Online-Produktes verpflichtet werden können, um so an den neuesten Erkenntnissen partizipieren zu können. An dieser Stelle darf Mann/Frau gespannt bleiben.“

Jeder Coach muss zahlen – egal, wie lange er schon dabei ist

Es wurde ein Weg gefunden: Jeder Trainer – egal, wie lange er schon seine Lizenz hat – muss früher oder später die Gebühren für den „Online Campus“ zahlen. Ob diese Vorgehensweise juristisch einwandfrei ist, ist aber zumindest fraglich. Zugute halten kann man dem DTB, dass 19 Euro beziehungsweise 39 Euro pro Jahr kein gigantischer Betrag für Tennistrainer mit guten Stundenlöhnen sind. Zumal die noch im Aufbau befindliche Plattform, wenn sie dann fertig ist, Lehrmaterial auf internationalem Spitzenniveau bieten soll, „State of the Art“ quasi. Der Online-Campus – kurz „OC“ genannt – versteht sich als dynamisch und wird fortlaufend aktualisiert.


HIER EIN VIDEO-LINK ZUM DTB-ONLINE-CAMPUS:


Das Projekt, mit dem eine TennisGate-Crew und zwei bis drei DTB-Mitarbeiter befasst sind, ist sehr ambitioniert, geradezu opulent und es muss sich überhaupt erst einmal refinanzieren. TennisGate ging offenbar mit etwa einer Million Euro in Vorleistung.

Es gibt 16.396 lizenzierte Trainer im DTB

Aber müssen es denn unbedingt immer Federer und Nadal sein? In der vorläufigen Version sind einige der Technik-Lehrvideos, in denen zum Beispiel von einer Elfjährigen ein Vorhandvolley (mit Ausholbewegung) und ein Rückhand-Slice vorgemacht werden, sicher noch nicht optimal. Da findet sich für Trainer unentgeltlich bei YouTube besseres Anschauungsmaterial. Aber hätte man nicht auch in Eigenregie Videos von deutschen Spitzenspielern mit vorbildlicher Technik – zum Beispiel von Philipp Kohlschreiber – produzieren können, um so die Kosten zu reduzieren?

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NOCH EIN SCREENSHOT: So wird die muskuläre Belastung bei der beidhändigen Rückhand veranschaulicht.

Aktuell zählt der DTB 16.396 lizenzierte Trainer, darunter 517 mit A-Schein, 2520 mit B-Schein (138 B-Breitensport/2382 B-Leistungssport) und 13.359 mit C-Schein (3416 C-Breitensport/9943 C-Leistungssport). Es kommen also künftig allein an den Mitgliedsgebühren (ohne die „Starterpakete“ für die Trainer in der Ausbildung) rund 372.000 Euro pro Jahr zusammen.

Eine hübsche Summe für den klammen DTB. Und ein hübsches Tool für die Tennistrainer in Deutschland. Nur: Durch die Zwangsgebühren denken bereits einige Trainer darüber nach, ihre Lizenz einfach nicht mehr verlängern zu lassen. Insbesondere manche B-/C-Trainer, die in anderen Hauptberufen arbeiten, nur selten Training geben und bereits alle vier Jahre überlegten, ob sich die Fortbildung überhaupt noch lohnt. Sie gehen dem Sport verloren. Oder aber sie geben dort Stunden, wo kein Trainerschein verlangt wird. Ob das auch noch im Sinne des DTB und des DOSB ist?womens air jordan 6 barely rose dh9696 100 release date | Nike Jordan Jumpman hoodie in grey – release dates & sneakers., Jordans – Yeezys, Urlfreeze News