TENNIS-GBR-WIMBLEDON

Germany's Angelique Kerber celebrates beating US player Venus Williams during their women's semi-final match on the eleventh day of the 2016 Wimbledon Championships at The All England Lawn Tennis Club in Wimbledon, southwest London, on July 7, 2016. / AFP / GLYN KIRK / RESTRICTED TO EDITORIAL USE (Photo credit should read GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

Kerber gegen Williams: Das große Finale

1996 gewann Steffi Graf den Titel. 1999 zog sie noch einmal ins Finale ein. 2013 gelang Sabine Lisicki der Einzug ins Endspiel. Angelique Kerber hat die Chance, nach 20 Jahren einen Wimbledon-Titel nach Deutschland zu holen.

14 Uhr – wahrscheinlich

Anruf im Main Press Office in Wimbledon. „Um welche Uhrzeit findet denn das Damenfinale statt?“ Antwort: „Oh, das wissen wir noch nicht genau. Es ist noch nicht bestätigt. In den letzten Jahren war es immer um 14 Uhr.“ – „Also 14 Uhr?“ – „Es ist nicht ganz ganz sicher, aber ziemlich“, flötet die Dame am Telefon in London. Okay, die Info reicht. Ich buche den Flieger morgens und fliege abends wieder zurück. 14 Uhr London-Zeit ist übrigens 15 Uhr deutsche Zeit – nicht, dass es zu Missverständnissen kommt.
Die Akkreditierung für den All England Club hänge ich mir wieder um den Hals. Ja, liebe Leser, wir müssen es zugeben. tennis MAGAZIN war die letzten zwei Tage nicht vor Ort. Aber für das Finale fliegen wir selbstverständlich ein – in Melbourne ist so etwas schwieriger, aber bei weniger als zwei Stunden Flugzeit kein Problem.

Heute vor 25 Jahren

Eine Deutsche im Finale! Was für eine frohe Botschaft. Bisher schaffte Kerber einmal das Halbfinale (2012). Jetzt hat sie die Chance, den ersten Titel seit 1996 zu holen. Bei Damen und Herren übrigens – den letzten Sieg eines deutschen Profis bei den Männern schaffte Michael Stich. 1991 war das. Es ist heute (Donnerstag) auf den Tag genau 25 Jahre her. 1997 versuchten Becker und Stich noch einmal, die Trophäe zu gewinnen. Für BB war im Viertelfinale Schluss (gegen Pete Sampras), für Stich im Halbfinale (gegen Cedric Pioline).
Warum ich zu den Männern abschweife? Weil man das, was Kerber gerade in dem berühmten Londoner Stadtteil SW 19 vollbringt, unbedingt in den historischen Kontext einordnen muss. Seit 1999 Steffi Graf zuletzt im Wimbledon-Finale stand (Niederlage gegen Lindsay Davenport), schaffte nur noch Sabine Lisicki den Sprung in finale Duell. 2013 war es. Lisicki war gegen Marion Bartoli die Favoritin, aber sie scheiterte an ihren Nerven und an einer auf den Punkt genau vorbereiteten Bartoli.

Steffi Graf ist die letzte deutsche Wimbledonsiegerin.

Steffi Graf ist die letzte deutsche Wimbledonsiegerin.

Nun also Kerber, die in den letzten Tagen immer wieder betonte: „Ich weiß, wie man ein Grand Slam-Turnier gewinnt.“ Die sich bis zum Halbfinale von Spiel zu Spiel steigerte. Allerdings: Das Match gegen Venus Williams war alles andere als ein Highlight. Unglaublich fahrig agierte Kerber zu Beginn des Matches. Mit fünf Aufschlagverlusten ging es los. Tolles Tennis sah man selten. Das Gute: Kerber besiegte am Ende eine Gegnerin, die ihr keinen Rhythmus gab, deutlich – 6:4, 6:4.

Sister-Act verhindert – jetzt noch Williams Rekord?

Und verhinderte damit auch den fünften „Sister Act“ in einem Wimbledonfinale. Serena gegen Venus schien möglich, weil man nicht wusste, ob sich Kerber auf das komplett andere Spiel von Venus gegenüber dem von Simona Halep im Viertelfinale würde einstellen können.

Kniefall nach dem Finaleinzug

Kniefall nach dem Finaleinzug

Serena gegen „Angie“ – es ist die Neuauflage des Australian Open-Endspiels. Sensationell war der Sieg in Melbourne. Sensationell wäre auch ein Triumph an der Church Road. Denn eines ist klar: Nach drei gescheiterten Versuchen (US Open 2015, Melbourne & Paris 2016), will Williams endlich die 22 Major-Siege von Steffi Graf knacken.
Bei aller Euphorie über einen möglichen Wimbledonsieg Kerbers – sie ist, wie in Melbourne, Außenseiterin. Williams hat im Halbfinale gegen Elena Vesnina weniger Energie verschwendet als ein Hundebesitzer beim Gassigehen vor den Tagesthemen. 6:2, 6:0 endete die Farce. Gras ist Williams’ Belag. Sechsmal hat sie bereits im Londoner Südwesten gesiegt.
Aber was am Samstag mehr zählt als die Historie: Williams spielt in Bestform. Sie wirkt durchtrainiert. 61 Asse hat sie in sechs Matches geschlagen, so viel wie keine andere. Am schnellsten serviert hat sie auch – 123 Meilen pro Stunde, knapp unter 200 km/h. Kerbers Taktik wird sein, Williams zu bewegen, sie von einer Ecke in die andere zu scheuchen. Da ist sie fehleranfällig. Spielt Kerber passiv, hat sie keine Chance. Dann wird sie überrollt.
Aber das Schöne an Prognosen: Sie sind oft nichts wert. Samstagnachmittag fällt die Entscheidung. 14 Uhr Ortszeit (noch nicht bestätigt). Centre Court. Wimbledon.cheap air jordan 1 low | jordan 1 mid black and white release date