Wimbledon Lawn Tennis Championships – Day Ten

Klartext Kiefer: Die Frauen verdienen zu viel!

Die Preisgelder der Profis sind ein Dauerthema in der Szene. Unser Kolumnist Nicolas Kiefer meint, dass die Herren den Damen gegenüber benachteiligt werden.

Die ständig steigenden Preisgelder waren schon zu meiner aktiven Zeit ein brisantes Thema. Inzwischen verdienen die Stars nochmal um ein Vielfaches mehr. Als ich 2010 zum letzten Mal in Wimbledon antrat, wurde dort ein Gesamtpreisgeld von rund 18 Millionen Euro ausgeschüttet, die Einzelsieger kassierten davon etwa jeweils 1,4 Millionen Euro. 2015 hat sich die Gesamtsumme mehr als verdoppelt (insgesamt 37 Millionen), die Herren- und Damen-Champions erhielten in diesem Jahr satte 2,5 Millionen Euro.

Klartext Kiefer

Tour-Insider: Nicolas Kiefer war von 1995 bis 2010 Profi. Heute arbeitet der 37-Jährige als Trainer und TV-Experte – und als Kolumnist für tennis MAGAZIN.

Klar ist: Jenen Profis, die sich die größten Stücke vom Kuchen abschneiden, geht es lange nicht mehr um das Geld. Federer, Djokovic & Co. – sie alle ackern auf den Courts, um Titel zu gewinnen, Rekorde zu brechen und Geschichte zu schreiben. Ob sie für einen Grand Slam-Sieg eine, zwei oder drei Millionen Euro absahnen, spielt für sie keine Rolle. Anders ist es bei Spielern jenseits der Top 50. Für sie bedeuten Erhöhungen der Preisgelder oft Existenzsicherungen. Allein für ein Jahr auf der Challenger-Tour hat ein junger Profi Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro zu finanzieren – für Flüge, Übernachtungen und den Coach.

Qualifizieren sich diese Spieler irgendwann regelmäßig für die Hauptfelder der vier Major-Events, ermöglicht ihnen das immense Chancen, die Karriere voranzutreiben und professioneller zu arbeiten: Physiotherapeuten können verpflichtet werden, Sparringspartner, feste Trainer. Die stetigen Preisgelderhöhungen dienen also nicht ausschließlich dazu, die ohnehin schon vollen Taschen der Topstars noch weiter zu füllen, sondern sie sind auch ein Ansporn für nachrückende Profis.

Kritisch sehe ich eine andere Tatsache und weiß, dass ich mir mit dieser Meinung keine neuen Freunde mache: Dass die Damen bei den Grand Slams von der ersten Runde an die gleichen Summen kassieren wie die Herren,   sehe ich als falsche Entwicklung. Klar, auch die Frauen trainieren hart und betreiben einen enormen Aufwand, um sich zu verbessern. Aber: Der Herren-Wettbewerb wird über drei Gewinnsätze ausgetragen und ist deshalb weitaus anstrengender.

Man muss die Vergütung nur mal in einen Stundenlohn umrechnen. Oft dauern Damen-Matches gerade in den ersten Runden etwa eine Stunde, während die Herren gleich mehrere Stunden gefordert werden. Ein Grand Slam-Sieger steht im Schnitt mindestens ein Drittel länger auf dem Platz als die Siegerin.

Ich erinnere mich an Wimbledon 2014: Damals spielte Novak Djokovic 27 Sätze im Turnier und kämpfte vier Stunden im Endspiel gegen Roger Federer. Petra Kvitova absolvierte in sieben Matches gerade einmal 15 Sätze und stand im Finale gut eine Stunde auf dem Court – ein Riesenunterschied. Man darf meine Meinung nicht falsch verstehen: Der Scheck für die Siegerin darf dem des Herrensiegers zumindest ähneln. Aber in den ersten Runden sollte es einen Unterschied in der Dotierung geben.

 

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