France v Switzerland – Davis Cup World Group Final: Day Three

Mail aus Lille: Federer am Ziel der Träume

Die Schweiz hat zum ersten Mal den Davis Cup gewonnen. Roger Federer sicherte mit seinem 6:4, 6:2, 6:2-Sieg gegen Richard Gasquer den dritten Punkt. Unser Reporter mit einem Stimmungsbericht aus Lille.

Am Ende hüpfen sie wie rot-weiße Flummis über den Court. Roger Federer, Stan Wawrinka, Marco Chiudinelli, Michael Lammer und alle Betreuer des Schweizer Davis Cup-Teams. Aus den Boxen im Stade Pierre Mauroy dröhnt „I got a feeling – tonight is gonna be a good night“ von den Black Eyed Peas und man hat keinen Zweifel daran, dass das Schweizer Team eine berauschende Nacht vor sich hat. Irgendwie ist man auch als Deutscher in diesen Minuten ergriffen und blickt so ehrfürchtig und erwartungsvoll ins weite Rund wie ein kleiner Junge auf den Geschenkebeutel des Weihnachtsmanns. Als ein Feuerwerk in der Arena abgefackelt wird, von dem die Spieler gar nichts mitbekommen, weil die einen niedergeschlagen und die anderen taumelnd vor Glück in ihren Kabinen verweilen. Als die Trophäe kurz vor der Übergabe noch einmal liebevoll poliert wird. Als danach zuerst die Franzosen unter donnernden Bässen und mit gesenkten Köpfen einmarschieren, gefolgt von glücklichen Schweizern und noch lauteren Bässen. Aber vor allem, als Kapitän Severin Lüthi umringt von seinen Spielern die berühmte Schüssel in die Luft reckt, ein Glitzerregen von der Decke rieselt und knapp 3.000 Fans aus der Schweiz im Stadion singen, tanzen und mit ihren Kuhglocken läuten wie zu Beginn einer Runde beim Boxkampf.

Die letzte Runde in Lille – sie hätte etwa eine Dreiviertelstunde vor dem großen Brimborium nicht passender enden können. Ein Rückhandstopp von Roger Federer ploppt ein paar Zentimeter hinter dem Netz auf, unerreichbar für Richard Gasquet. Der Schweizer fällt auf die Knie, lässt sich danach auf den Bauch fallen. Es ist der Moment, der seine ohnehin schon einmalige Karriere endgültig vergoldet. „Ich habe so viel gewonnen, dieser Titel ist für meine Jungs“, erzählt er ein paar Minuten später bei den Kollegen vom französischen Fernsehen und hat dabei Tränen in den Augen. Er meint das das ganze Team, Kapitän Lüthi, Wawrinka und die anderen.