2015 U.S. Open – Day 6

NEW YORK, NY - SEPTEMBER 05: Victoria Azarenka of Belarus hugs Angelique Kerber of Germany after defeating her during their Women's Singles Third Round match on Day Six of the 2015 US Open at the USTA Billie Jean King National Tennis Center on September 5, 2015 in the Flushing neighborhood of the Queens borough of New York City. (Photo by Al Bello/Getty Images)

Analyse und Highlight-Video: Kerber gegen Azarenka

Kerber gegen Azarenka war das beste Match der US Open bisher. Infos, Zahlen, Zitate und Videos zur der fantastischen Partie gibt es hier.

New York – Kein Zweifel: Das Drittrundenmatch der US Open zwischen Angelique Kerber und Viktoria Azarenka war das bisherige Highlight des Turniers – und zwar geschlechterübergreifend. Die Partie bot alles, was ein Spitzenmatch ausmacht: Zwei Spielerinnen auf Augenhöhe, die ihr bestes Tennis zeitgleich abriefen. Einen dramatischen Matchverlauf und fantastische Ballwechsel in Serie, die gleich für drei Highlight-Shows auf Youtube reichen würden. Das einzige, was nicht ganz passte: Dass diese Partie schon in Runde drei und nicht im Viertel- oder Halbfinale stattfand. Kerber gegen Azarenka hätte eine noch größere Bühne verdient gehabt. Am Ende einer hochklassigen Partie verwandelte Azarenka nach knapp drei Stunden ihren sechsten Matchball zum 7:5, 2:6, 6:4-Sieg.

Kerber im ersten Satz zunächst dominanter

Kerber gegen Azarenka

Voller Einsatz: Kerber im hochklassigen Duell mit Victoria Azarenka.

Dabei war es Kerber, viermalige Turniersiegerin 2015, die im ersten Durchgang zunächst dominanter war. Sie verfolgte konsequent ihre Marschroute: Selbst die Initiative ergreifen, nicht zu passiv werden und sich nicht ständig in die Defensive drängen zu lassen. Kerber ging mit 5:2 in Führung, bei 5:3 schlug sie zum Satzgewinn auf und hatte auch einen Satzball. Aber Azarenka schaffte das Break und holte sich noch den ersten Durchgang noch mit 7:5. Knackpunkt: Bei 5:3 servierte Kerber drei Doppelfehler. Und ihre einzige Schwäche trat zu diesem Zeitpunkt besonders stark in Erscheinung: ihr zweiter Aufschlag. Im gesamten ersten Satz machte Kerber nur neun Punkte, wenn sie über den zweiten Service gehen musste. Bei 21 zweiten Aufschlägen insgesamt in Satz eins waren das also nur 43 Prozent. Zu oft war ihr zweiter Aufschlag eine zu gute Gelegenheit für Azarenka, um ihr aggressives und kompromissloses Grundlinienspiel aufzuziehen.

Aber es spricht für die Deutsche, dass sie den verpassten Gelegenheiten nicht lange hinterher trauerte und im zweiten Satz wieder mit 5:2 in Führung ging, ohne dieses Mal den Vorsprung zu verspielen. Kerber wirkte phasenweise frischer und entschlossener als Azarenka. Das wird auch in den Zahlen deutlich: Im zweiten Satz machte die Deutsche zehn Punkte bei elf zweiten Aufschlägen – eine viel bessere Ausbeute als im ersten Satz. Und: Kerber gelangen doppelt so viele Winner (12:6) als ihrer Gegnerin. Folge: Azarenka erarbeitete sich nicht einen einzigen Breakpunkt im zweiten Satz.

Azarenka wie in ihrer unschlagbaren Zeit im Jahr 2012

Kerber gegen Azarenka

Volle Pulle: 51 Winner gelangen Victora Azarenka im gesamten Match.

Das allerdings änderte sich dramatisch, als das Match in den Entscheidungssatz mündete. Azarenka steigerte sich auf ein absolutes Weltklasseniveau, das stark an ihre unschlagbare Zeit in der Saison 2012 erinnerte. Damals war Azarenka dazu in der Lage, Winner aus allen Lagen zu produzieren und dabei die Fehlerquote – trotz enorm hohen Risikos in ihren Schlägen – erstaunlich gering zu halten. Im dritten Satz gegen Kerber feuerte die Weißrussin 25 Winner ab und machte dabei lediglich 14 einfache Fehler. Das Positive aus Kerbers Sicht: Sie konnte dagegen halten. Vor allem dank ihrer Qualitäten als eine der besten Konterspielerinnen überhaupt. Immer wieder befreite sie sich aus der Umklammerung ihrer Gegnerin, brachte sich selbst in eine offensive Position und schloss den Ballwechsel ihrerseits mit einem direkten Gewinnschlag ab. Grandios: Ihr Vorhand-Longline-Schuss, den sie als Linkshänderin immer wieder einsetzte, um Azarenka auszukontern.

Unterm Strich aber war Azarenka in der Schlussphase der Partie zu aggressiv und zu genau bei ihren Hochgeschwindigkeitsgeschossen von der Grundlinie und aus dem Halbfeld. Kerber grub zwar unglaublich viele Bälle aus, kämpfte tapfer weiter, wehrte bei 3:5 sogar fünf Matchbälle ab, aber Azarenka ließ einfach nicht locker. Den sechsten Matchball nutzte sie schließlich – was für ein Match!

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