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Coolness trifft Leidenschaft im French-Open-Finale

Francesca Schiavone küsst nach Siegen leidenschaftlich den heiligen Sand von Paris, Samantha Stosur gibt die coole Stoikerin. Die kleine Italienerin mit dem Gianna-Nannini-Lächeln setzt auf Raffinesse, die athletische Australierin mit der Surfer-Sonnenbrille bevorzugt das Krafttennis. Im Finale der Gegensätze spielen Schiavone und Stosur heute bei den French Open (15.00 Uhr/live in Eurosport) nicht nur um 1,12 Millionen Euro Preisgeld, sondern auch um die Erfüllung eines Mädchen-Traums und den Sprung in die Geschichtsbücher. „Ich habe ein Leben lang auf diesen Moment gewartet. Ein Traum ist wahr geworden. Ich kann noch nicht realisieren, was ich geschafft habe. Aber die Leute sagen, dass es etwas Großes ist“, sagte Außenseiterin Schiavone am Freitag.

Statt eines weiteren Sister-Acts zwischen den Williams-Schwestern bekommen die 15.166 Zuschauer auf dem ausverkauften Court Philippe Chatrier einen unerwarteten Debütantinnenball zu sehen: Die „Tänzerin des Tennisschlägers Schiavone“ (La Repubblica) gegen „Kraftkoloss Stosur“ (Corriere dello Sport). „Mit diesem Finale konnte niemand rechnen. Aber es hat seinen Reiz. Beide haben sich dieses große Match wirklich verdient“, meinte der frühere Weltranglistenerste Mats Wilander (Schweden).

Stosur ist die Favoritin

Als Favoritin geht die Weltranglisten-Siebte Stosur ins Rennen, die mit ihrem Baseballcap, dem Muskelshirt und der Sonnenbrille an eine Beachvolleyballerin erinnert. Kein Wunder, dass sie sich auf dem körnigen Geläuf wohlfühlt. Mit der Bilanz von 20:2 Siegen auf der roten Asche ist die 26-Jährige von der Gold Coast, die nach einem Zeckenbiss 2007 fast vor dem Karriereende stand, die Sandplatzkönigin des Jahres schlechthin.

Auf dem Weg in ihr erstes Grand-Slam-Finale schaltete Stosur nacheinander die belgische Geheimfavoritin Justine Henin und die topgesetzte Serena Williams (USA) aus, ehe sie im Halbfinale auch noch die Weltranglistenvierte Jelena Jankovic aus Serbien besiegte (6:1, 6:2).

„Das gibt mir natürlich viel Selbstvertrauen, ich will das Finale einfach genießen. Außerdem bin ich ja in guter Gesellschaft“, meinte Steffi-Graf-Fan Stosur in Anspielung auf die Grand-Slam-Final-Premiere der Kontrahentin: „Auch für Francesca ist es das erste Mal. Sie wird so fühlen wie ich, das ist beruhigend.“

Jankovic: „Sie spielt fast wie ein Mann“

Im direkten Vergleich der ungleichen Endspiel-Teilnehmerinnen führt die einst weltbeste Doppelspielerin Stosur mit 4:1 Siegen – die letzten vier Duelle konnte die Modellathletin mit dem Kick-Aufschlag und der krachenden Vorhand gewinnen. „Sie spielt fast wie ein Mann“, sagte Jankovic nach ihrer Niederlage über Stosur, während ihr früherer Mixed-Partner Scott Draper schwärmte: „Nur der Himmel ist Sammys Grenze.“

Die an 17 gesetzte Schiavone, die als erste Italienerin überhaupt ein Major-Endspiel erreichte, will die physische Überlegenheit der Australierin mit ihrem Spielwitz ausbremsen. „Von so einem Grand-Slam-Finale habe ich immer geträumt. Nun ist die Zeit gekommen, um mich für all die Mühen der letzten Jahre zu belohnen“, sagte Schiavone.

Schiavone zieht erstmals in die Top 10 der Weltrangliste ein

Durch ihren bisherigen Erfolg in Paris wird sich die Mailänderin auf Platz sieben der Weltrangliste verbessern – und steht dann am Montag mit 29 Jahren, elf Monaten und 15 Tagen erstmals in den Top 10. Damit ist Schiavione die älteste Spielerin seit zwölf Jahren, die in die Phalanx der besten zehn Spielerinnen einbricht. Warum das so ist? „Die Zeit war vorher vielleicht noch nicht reif, jetzt ist sie es“, sagte das 1,66m kleine Energiebündel.

In Italien ist die „mytische Francesca“ Schiavone bereits zur neuen Volksheldin aufgestiegen. „Sie ist das Bild des zähen und leidenschaftlichen italienischen Sports. Die Geschichte hat es so bestimmt, und die Geschichte hat gut gewählt“, schrieb Tuttosport voller Pathos.

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