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Federer greift noch einmal an

Am Tag vor den US Open ließ Roger Federer Taten sprechen. Zielsicher wie einst Friedrich Schillers berühmter Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell räumte der Weltranglistenzweite ab – der Tennisschläger ersetzte die Armbrust, Getränkedosen den legendären Apfel. So geschehen am Rande einer Produktion für einen neuen Werbespot, als Federer im schicken schwarzen Anzug zielgenau mit seinem Aufschlag die Dose traf, die sich ein Mitarbeiter auf den Kopf gestellt hatte. Aus rund sechs Metern – und das gleich zweimal hintereinander.

Die ungewöhnliche Aktion verzeichnete im Internet bereits knapp sechs Millionen Klicks und war vor dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres das Gesprächsthema Nummer eins. „So einen Schlag schafft man nur, wenn man das entsprechende Selbstvertrauen hat. Jetzt nach meinem Urlaub habe ich es. Direkt nach Wimbledon hätte ich das nicht gekonnt“, sagte der 29-jährige Schweizer in Anspielung auf ein für ihn enttäuschendes Jahr, in dem schon Gerüchte über ein mögliches Ende der Ära Federer laut geworden waren.

Ziel: 20 Grand-Slam-Titel

Davon will der Weltranglistenzweite, der Pete Sampras‘ früheren Trainer Paul Annacone nun auch für die US Open engagiert hat, nichts wissen. Fast schon trotzig nennt er 20 Grand-Slam-Titel als Ziel – 16 hat er schon. Federer: „Ich glaube absolut, dass ich das erreichen kann. Die Siege bei diesen großen Turnieren machen mich sehr glücklich. Das Tafelsilber mit nach Hause zu nehmen, das ist das beste Gefühl.“

Von der Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste spricht der zuletzt schwächelnde „FedExpress“ derzeit nicht. Kein Wunder, denn nach einem optimalen Jahresbeginn mit dem Sieg bei den Australian Open war der beste Tennisspieler der Geschichte in seine bislang größe Krise geschlittert.

Bei den French Open im Mai in Paris scheiterte Federer im Viertelfinale, nachdem er zuvor 23 Mal in Folge mindestens das Halbfinale bei den vier Majors erreicht hatte. Nur wenige Wochen später sahen sich Kritiker wie Starcoach Nick Bollettieri („Roger hat in Sachen Beweglichkeit nachgelassen“) bestätigt. Federer verfehlte nach insgesamt sechs Triumphen auch in seinem „Wohnzimmer“ Wimbledon die Vorschlussrunde und fiel geplagt von Rückenschmerzen zeitweise sogar bis auf Platz drei der Weltrangliste zurück.

Auszeit bringt erhoffte Wende

Es folgten die Flucht in Form eines zweiwöchigen Yacht-Urlaubs vor der Küste Korsikas und eine insgesamt rund sechswöchige Turnier-Pause. Die Auszeit zeigte die erhoffte Wirkung. Rechtzeitig vor den US Open beendete Federer seine siebenmonatige Durstrecke und gewann vor einer Woche in Cincinnati – es war erst sein zweiter Turniersieg 2010. Zuletzt hatte Federer vor acht Jahren eine ähnlich schwache Jahresbilanz.

Die Krise Federers, der in New York zwischen 2004 und 2008 fünfmal gewann, will sein ewiger Rivale Rafael Nadal ausnutzen. Dem Branchenführer aus Spanien fehlt in seiner Grand-Slam-Sammlung nur noch der Sieg in Flushing Meadows. „Ich fühle mich mental und körperlich topfit. Aber wenn es diesmal wieder nicht klappt, versuche ich es eben in den nächsten Jahren weiter“, sagte der French-Open- und Wimbledonsieger unverdrossen.

Kohlschreiber einziger gesetzter Deutscher

Die insgesamt 16 deutschen Profis (elf Männer/fünf Frauen) müssen bei dem mit 22,6 Millionen Dollar dotierten Hartplatzturnier erneut auf ihre Außenseiterchance hoffen. Der als einziger Deutscher gesetzte Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber (Augsburg) trifft zum Auftakt auf Tobias Kamke (Lübeck). Zu weiteren deutschen Erstrundenduellen kommt es in den Spielen Benjamin Becker (Orscholz) gegen Daniel Brands (Aachen) sowie Andreas Beck gegen Michael Berrer (beide Stuttgart).

Das schwerste Los erwischte die deutsche Meisterin Andrea Petkovic. Die Darmstädterin muss sich gegen die an 17 gesetzte Nadja Petrowa (Russland) beweisen. „Man darf nicht zu viel erwarten, denn ich bin gerade dabei, mein Spiel umzustellen. Ich möchte in Zukunft variabler agieren können“, sagte die deutsche Nummer eins.

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