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Krönung verpasst: Lisicki verliert Finale

London (SID) – Der Kindheitstraum von Sabine Lisicki ist auf dem Centre Court von Wimbledon geplatzt: Die Berlinerin verlor das Finale des prestigeträchtigsten Grand-Slam-Turniers der Welt mit 1:6, 4:6 gegen die glänzend aufspielende Marion Bartoli (Frankreich/Nr. 15) und konnte ihren Siegeszug der letzten zwei Wochen nicht krönen. Lisicki war der Erwartungsdruck in ihrer bislang wichtigsten Partie deutlich anzumerken, in den entscheidenden Momenten versagten ihr die Nerven.

Damit bleibt Steffi Graf vorerst der letzte deutsche Tennisprofi, der ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Die Brühlerin hatte zuletzt 1999 bei den French Open in Paris triumphiert.

Nach 1:21 Stunden verwandelte Bartoli ihren vierten Matchball im All England Club an der Church Road und konnte ihr Glück nach ihrem ersten Major-Erfolg kaum fassen. Die 28-Jährige kassierte für ihren insgesamt achten Turniersieg eine Rekordsumme von umgerechnet rund 1,86 Millionen Euro (1,6 Millionen Pfund). Fed-Cup-Spielerin Lisicki, die erstmals in einem Grand-Slam-Finale stand und nur eine von sieben Breakchanen nutzen konnte, bekam noch 931.000 Euro (800.000 Pfund) und wird sich in der Weltrangliste von Platz 24 auf Rang 18 verbessern. Ihre bestes Ranking hatte sie im Mai 2012 als Zwölfte inne.

Zwei Tage nach dem Dreisatzkrimi im Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska (Polen/Nr. 4) zeigte Lisicki zu Beginn Nerven. Dabei hatte sie mit ihrem obligatorischen Lächeln auf den Lippen den Centre Court betreten und voller Zuversicht in den strahlend blauen Sommerhimmel von London geblickt. Auch die 15.000 Zuschauer standen wie eine Wand hinter der deutschen Nummer zwei, die im Achtelfinale die haushohe Favoritin und Nummer eins Serena Williams (USA) besiegt hatte.

Doch trotz eines optimalen Auftaktes mit einem Break unterliefen ihr etliche leichte Fehler. Besonders die ersten Aufschläge, von denen Lisicki im ersten Satz nur 54 Prozent ins Feld brachte, waren nicht die gewohnte Waffe. Bartoli versuchte immer wieder, ihre Gegnerin auf der Rückhandseite festzunageln. Mit Erfolg: Nach einer halben Stunde verwandelte die Finalistin von 2007 ihren ersten Satzball. Völlig frustriert verließ Lisicki in der darauffolgenden Pause den Court, kehrte aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht rechtzeitig wieder zurück.

Ein Knackpunkt des Spiels war dann das erste Aufschlagspiel der Französin, bei dem Lisicki vier Breakchancen nicht nutzen konnte. Bartoli machte es besser und ging mit 4:1 in Führung, während die Deutsche mehr und mehr gegen ihre Tränen ankämpfte. Dennoch konnte sie beim Stand von 1:5 drei Matchbälle abwehren, verkürzte azuf 4:5, doch Bartoli behielt die Nerven. Die Weltranglisten-15. revanchierte sich damit für die Niederlage gegen Lisicki im Viertelfinale von Wimbledon 2011.

Am Freitag hatte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker der Deutschen Tipps gegeben. Steffi Graf, die Lisicki während der letzten Tage einige SMS gesendet hatte, fieberte im heimischen Las Vegas mit.

Am Tag vor dem großen Finale hatte sich Lisicki noch locker und strahlend wie immer präsentiert. Mit Sonnenbrille auf dem Kopf und ihrem Glücksbringer-T-Shirt, das die britische Flagge in Wimbledon-Grün zeigt, hatte sie die unzähligen Fragen der internationalen Presse wie immer geduldig beantwortet. Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, die wie immer neben den Lisicki-Eltern Richard und Elisabeth saß, hatte die Siegchancen der Berlinerin vor dem Finale auf „60:40“ beziffert. Von drei Duellen gegen Bartoli hatte Lisicki bis dato drei gewonnen – zuletzt 2011 im Viertelfinale von Wimbledon.

In der Royal Box verfolgten unter anderem der Herzog von Kent, der am Samstagmorgen eingeflogene DTB-Präsident Karl Altenburg sowie die früheren Wimbledonsiegerinnen Martina Navratilova und Martina Hingis das Match um die Venus-Rosewater-Trophäe, die immer ein wenig an eine Salatschüssel erinnert.

Altenburg glaubt, dass Lisicki den Hype, der in den letzten Tagen um ihre Person entstanden ist, gut wegsteckt. „Zu ihrer Persönlichkeit gehört ja nicht nur Ausstrahlung, sondern auch Bodenhaftung. Die hat sie und wird sie auch nicht verlieren. Sabine ist ein ausgeglichener Mensch, sie hat ein starkes familiäres Umfeld, in dem sie sehr geborgen scheint“, sagte Altenburg im SID-Gespräch.

An einen Boom wie in der Becker/Graf-Ära will der Invstementbanker aus Frankfurt ungeachtet des starken Lisicki-Auftritts in Wimbledon nicht so recht glauben. Trotzdem rechnet er mit einem „positiven Effekt“. Es ei klar, dass so eine „grandiose Leistung das Interesse am Tennis noch mal neu entfachen kann, wie keine andere Sache, die wir machen können. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist so etwas ganz entscheidend dafür, um noch mehr Menschen zum Tennis bewegen zu können“, erklärte DTB-Boss Altenburg.

Vor dem Finale hatten etliche deutsche Sportgrößen Lisicki viel Glück gewünscht. Auch Basketballstar Dirk Nowitzki: „Boom Boom Bine… absoluter Wahnsinn. Ich freue mich riesig für dich. Hol‘ das Ding nach Hause, ich drücke die Daumen“, hatte der Star der Dallas Mavericks bei Sky Sport News HD gesagt.

Bislang stehen vier Deutsche in den Einzel-Siegerlisten von Wimbledon: Cilly Aussem (1931) und Steffi Graf (1988, 1989, 1991, 1992, 1993, 1995, 1996) bei den Frauen sowie Boris Becker (1985, 1986, 1989) und Michael Stich (1991) bei den Männern.

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