Ready for doubles

Leistungsklassen

Leistungsklassen: Wann werden sie endlich im Doppel eingeführt?

Am Samstag bin ich vermutlich abgestiegen. Herren 30-Punktspiel in der Hamburger Verbandsklasse, Match-Tiebreak im Einzel: Pünktlich meldet sich mein Zitterarm, zwei leichte Fehler aus dem Halbfeld, obendrauf noch ein Doppelfehler – zack, 6:10 verloren. Meine LK 13 werde ich nicht mehr halten können, bald rutsche ich in die LK 14 ab. Theoretisch habe ich noch bis Ende September Zeit, meinen schleichenden Niedergang als Tennisspieler zu verhindern.

Aber ich kenne mich: Am Ende des Sommers kann ich froh sein, wenn ich die Punktspiel-Saison durchgespielt habe. Ein LK-Turnier als letzter Rettungsanker meiner tennisspielerischen Reputation habe ich noch nie gespielt. Es ist schwierig, wenn man zwei kleine Kinder zu Hause hat und die Gattin voll berufstätig ist. Und unterm Strich ist mir die Mannschaft wichtiger als mein LK-Status. LK 14 also 2017, voraussichtlich. Vor fünf Jahren, als das LK-System auch in Hamburg eingeführt wurde, hatte ich noch LK 11.

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HERRENDOPPEL: Fließen ihre Ergebnisse auch bald in die Leistungsklassen mit ein?

Es hätte nicht soweit kommen müssen. Ja, ich bin schlechter geworden. Das Alter, die Fitness. Weniger Training, weniger Sport insgesamt. So ist das eben als junger Vater. Trotzdem: Wenn die Doppel mehr bringen würden als lächerliche zehn Bonuspunkte pro Sieg, müsste ich mir keine Sorgen darüber machen, demnächst in die zweite Mannschaft meines Clubs strafversetzt zu werden. Mein Problem, nachzulesen auf dem mybigpoint-Portal: Die vier Einzel in diesem Sommer habe ich alle verloren, drei davon im Match-Tiebreak; die vier Doppel dagegen alle gewonnen.

Warum gibt es im Doppel keine LK-Punkte?

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ARBEITSNACHWEIS: Die für die LK gewerteten Matches unseres Redakteurs.

„Ja und?“, wird sich jetzt der eine oder andere fragen. Soll er halt seine Nerven besser in den Griff bekommen. Soll er mehr trainieren, endlich mal LK-Tagesturniere spielen oder ein paar Tage nach Mallorca fliegen, wo sich beides – Training und Turnier – wunderbar kombinieren lässt. Kinder hin oder her, aber es gibt doch auch noch eine Mutter. Ja, ja, ja. Nur – und diese Fragen müssen erlaubt sein: Warum werden für die Doppel eigentlich keine LK-Punkte vergeben? Warum bevorzugt das LK-System die Einzel derartig, dass manche egoistisch veranlagte Medenspieler den Doppeln regelmäßig fernbleiben, weil es dort eh keine LK-Punkte zu holen gibt?

Vor gar nicht allzu langer Zeit, als das Prinzip der Leistungsklassen nur als verschwommener Begriff durch die Szene waberte, unternahmen viele Landesverbände alles Mögliche, um das unsägliche „Doppel-Abschenken“ bei den Punktspielen zu verhindern. Die abenteuerlichsten Modelle wurden ausprobiert. Am Niederrhein etwa ging das „Dänische Modell“ in Betrieb. Tabellenpunkte (3:0 oder 2:1) wurden dabei nach der Höhe des Gesamtsiegs vergeben. Wenn ein Team also bei einem 1:5 nach den Einzeln in den Doppel gut zulegte, konnte man noch etwas für seine Tabellenplatzierung tun. Am Mittelrhein spielte man eine Weile zuerst die Doppel – und DANACH erst die Einzel. Recht häufig – und auch heute noch teilweise in Gebrauch, etwa im Landesverband Rheinland-Pfalz – ist eine geänderte Vergabe der Matchpunkte: Zwei für einen Einzelsieg, aber drei für einen Doppelerfolg. Bei Sechser-Mannschaften können dann Endergebnisse wie 11:10 oder 21:0 herauskommen.

Die Doppel sollten damals aufgewertet werden, aber durch die Einführung der Leistungsklassen konterkarierte man diese Maßnahmen wieder. Ein Jammer. Und dabei geht es gar nicht um mich persönlich. Nein, es geht darum, dass Tennis für die große Masse der Spieler, für mehr als 500.000 Aktive in etwa 70.000 Teams, in erster Linie als Mannschaftssport wahrgenommen wird – abseits des großen LK-Hypes.