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Neunundfünfzig zu neunundfünfzig …

In 7:06 Stunden kann man eine Menge tun: Von New York nach London fliegen zum Beispiel, die komplette Herr-der-Ringe-Trilogie sehen, vier Fußballspiele inklusive Halbzeit durchziehen – oder einen Satz Tennis spielen. Was John Isner und Nicolas Mahut da am Mittwoch bei den 124. All England Championships in Wimbledon vollbracht haben, war ein sporthistorischer Moment.

6:4, 3:6, 6:7, 7:6 und 59:59 – in Worten neunundfünfzig zu neunundfünzig – im fünften Satz. Mit einer Gesamtdauer von exakt zehn Stunden bis dahin das längste Tennismatch tatsächlich aller Zeiten. Und es war um 21.10 Uhr Ortszeit bei der Unterbrechung wegen Dunkelheit ja noch nicht zu Ende: Fortsetzung am Donnerstag. „Irgendeiner muss ja gewinnen, also spielen wir weiter“, sagte Mahut.

Schon am Dienstag waren sie nicht fertig geworden, die Partie musste da nach vier Sätzen wegen Dunkelheit schon einmal abgebrochen werden. Ein Spiel ohne Regenpause über drei Tage – auch das wird wohl nie wieder vorkommen. Lange fünfte Sätze hat es ja schon immer mal gegeben bei Grand-Slam-Turnieren oder im Davis Cup. Nur bei den US Open wird auch der fünfte Satz im Tiebreak gespielt. Aber so was?

„We want more“

„We want more!“ riefen zahlreiche Zuschauer, als die Partie unterbrochen wurde. Platz 18 unterhalb des TV-Zentrums war pickepackevoll, auf dem Studio-Gebäude nebenan standen Menschen in Fünferreihen, und im Umkleideraum hingen die Spieler gebannt vor den Fernsehschirmen. „Es ist unglaublich, dass beide den ganzen Tag ihren Aufschlag halten konnten“, sagte Novak Djokovic, „man kann diese Leistung gar nicht hoch genug anrechnen.“

Natürlich haben Isner und Mahut mit diesem Spiel sämtliche Tennisrekorde ausgelöscht. Allein der fünfte Satz dauerte ja länger als das bisher längste Spiel von 6:33 Stunden zwischen Fabrice Santoro und Arnaud Clement bei den French Open 2004. Nie wurden mehr Spiele gespielt und natürlich nie mehr Asse geschlagen. Isner feuerte 98, Mahut 95 Aufschläge zu direkten Punktgewinnen ins Feld.

„So etwas wird es nie wieder geben, ich weiß auch nicht, wie wir das gemacht haben“ sagte Isner, „er hat einfach fantastisch aufgeschlagen und ich auch.“ Auch Mahut absolvierte das Match am Ende wie in Trance: „Ich habe einfach nur gespielt.“ Was insbesondere der 28-Jährige an der Church Road in diesem Jahr geleistet hat, ist eigentlich Irrsinn: Schon in der zweiten Runde der Qualifikation gewann er gegen den Briten Alex Bogdanovic mit 24:22 im dritten Satz.

„Das ist unmenschlich, übermenschlich“

„Das ist unmenschlich, übermenschlich, schwer nachvollziehbar“, sagte Daniel Brands, „dieses Konzentrationslevel so hoch zu halten, geht gar nicht.“ Vier Matchbälle hatte Isner in der Partie, einen bei 10:9, zwei bei 33:32 und einen bei 59:58, Mahut wehrte alle ab. Bei 47:47 fiel die elektronische Anzeigetafel aus, weil so ein Spielstand nicht vorgesehen ist, im Internet war der Score auch nicht mehr zu verfolgen.

Roger Federer verschob dreimal seine Pressekonferenz, um das Spiel zu verfolgen. „Ich liebe das, die beiden da draußen wahrscheinlich aber nicht“, sagte der Schweizer, „so was hat man noch nie gesehen, es gibt eigentlich Breaks im Tennis.“

Mit jeder Ansage von Schiedsrichter Mohamed Lahyani aus Schweden wurde die Situation absurder: „Spiel Isner, 33:32, 47:46, 59 all! Irgendwann bekam eine Frau auf der Tribüne einen hysterischen Lachanfall und musste vom Platz geführt werden. „Ich bin unglaublich stolz auf unseren Sport, auf diese Leistung, auf diese beiden Spieler“, sagte Altmeister John McEnroe, „es ist einzigartig, so etwas erleben zu dürfen.“

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