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Sieger Haas mit breiter Brust nach Wimbledon

Als Tommy Haas bei den Gerry Weber Open seine 28 Monate lange Durststrecke endlich beendet hatte, fiel der Jubel nach außen hin eher verhalten aus. Doch seine emotionalen Worte nach dem 6:3, 6:7, 6:1-Finalsieg im ostwestfälischen Halle gegen den Weltranglistenvierten Novak Djokovic verrieten, dass der 31-Jährige den Glücksmoment in diesem Augenblick still aufsog wie ein trockener Schwamm das Wasser.

„Das ist es, wofür man spielt“

„Du trainierst wirklich hart, du gibst niemals auf. Nach ein paar Rückschlägen kämpfst du dich zurück, hast Höhen und Tiefen. Doch wenn du dann endlich wieder so einen Moment erlebst, lässt der all das verschwinden“, sagte Haas nach seinem nicht unbedingt erwarteten Erfolg: „Das ist es, wofür man spielt.“

Und kämpft. Nicht nur im Training auf dem Platz, sondern auch im ewigen Streit mit dem eigenen Körper. Vor mehr als zwei Jahren hatte Haas im Februar 2007 in Memphis/USA zum bis dato letzten Mal ein Turnier gewonnen. Es schien damals, als habe er nach zwei Schulteroperationen endlich wieder zur Weltspitze aufgeschlossen. Dann folgte die Hiobsbotschaft – wieder die Schulter, wieder eine Operation, wieder Zurückkämpfen.

Womöglich hat Haas damals nicht unbedingt geahnt, aber doch gespürt, dass sein Weg als Tennisprofi noch nicht zuende ist. Hätte er damals gewusst, dass er im Spätherbst seiner Karriere beim „Heimspiel“ in Halle seinen ersten Titel auf Rasen gewinnen und dabei in Djokovic und dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga gleich zwei Top-Ten-Spieler bezwingen würde, es hätte so manche Qual beim Comeback erleichtert.

Turniere auf allen Belägen gewonnen

Nach dem Triumph in Halle ist Haas der erste deutsche Spieler seit Michael Stich, der Turniere auf allen Belägen gewonnen hat. Eine besondere Genungtuung für den Routinier. Er ist jetzt auch auf dem Papier ein echter Allrounder, „und das können nicht allzu viele Spieler von sich sagen“.

Dass die Schulter derzeit hält und er sogar ohne Coach, dafür mit seiner Verlobten Sara Foster und seiner Schwester Sabine an der Seite zeitweise sein bestes Tennis zeigen konnte, weiß Haas nach den Rückschlägen sehr zu schätzen. „Ich werde mir jetzt ein paar Tage frei nehmen und diesen Moment genießen“, kündigte er nach dem Erfolg gegen den 22-jährigen Djokovic an, „weil ich nicht weiß, wie viele solcher Momente ich noch haben werde.“

Jeder Erfolg auf dem Tenniscourt könnte durchaus der letzte sein, denn so sehr Tommy Haas den Sport und den Erfolg auch liebt, seine Kraft und seine Geduld haben Grenzen. „Man denkt darüber nach, was ist, wenn da vielleicht wieder mal was an der Schulter sein sollte. Dann gibt es diese Momente nicht mehr, denn wenn ich nochmal operiert werden muss, ist es für mich ganz klar aus“, sagte Haas: „Das mache ich nicht mehr mit.“

Nun beginnt in wenigen Tagen das Turnier in Wimbledon (22. Juni bis 5. Juli), und Haas hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er noch immer von einem Grand-Slam-Titel träumt. „Mit so einem Sieg geht man sicher schon mit ganz gutem Selbstvertrauen nach Wimbledon. Trotzdem spielt es sich da wieder anders, man muss sich wieder anpassen und abwarten wie die Auslosung ist. Aber ich fühle mich gut,“ sagt Haas, „und das ist das Wichtigste.“ Für den Moment.

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