U.S. Open – Day 2

US Open Stories: Haas, der New Yorker Marathonmann

Wieder hat er es geschafft nach fünf Sätzen. Tommy Haas sitzt mit tief ins Gesicht gezogener Cap im kleinen Interviewraum, der durch Klimaanlagen auf Tiefkühltruhen-Niveau herunter gekühlt wurde. Er schwitzt noch nach.

Vorhin, im vollen Louis Armstrong-Stadium, hatten ihn eine knallende Sonne und ein guter Gegner, der an 12 gesetzte Richard Gasquet, gefordert. Nach drei Stunden und 38 Minuten hatte Haas wieder einen Fivesetter in New York, bei seinem Lieblingsturnier, gewonnen. Es war hier sein zwölftes Fünf-Satz-Match seit seinem Debüt 1996 bei keinen anderen Grand Slam-Turnier musste Hass so oft über die Marathondistanz gehen. Seine Bilanz ist beachtlich: Heute kam sein neunter Sieg hinzu bei nur drei Niederlagen. 

Schön kühl hier, sagt er, während die Journalisten frösteln. Haas spricht meistens sehr schnell und abgehakt. Oft sind seine Sätze austauschbar und ziemlich inhaltsleer. Wenn sich jetzt in seine Stimme ein Anflug von Euphorie mischt, dann hat das bei ihm schon etwas zu bedeuten.

Gerade, in seinem Match, als er den fünften Satz erreicht hatte, skandierten einige Fans: The Haas, the Haas is on Fire. Vor seinem Matchball dröhnte das 10.000 Zuschauer fassende Stadion. Was so laut war, war die Anfeuerung für Haas, den Wahl-Amerikaner. Mach jetzt den Punkt, den allerletzten dieses Matches! Er machte ihn.

„Süchtig nach solchen Augenblicken“

Das sind die Momente, in denen man weiß, dass sich die ganze Arbeit und die Strapazen mit meinen drei Schulteroperationen, gelohnt haben, sagt er und macht eine kurze, bedächtige Pause. Ich bin irgendwie süchtig nach solchen Augenblicken, bekennt er dann. Er lächelt kurz und vielleicht ist er von seiner Offenheit selbst überrascht.

Beinahe hätte er dieses Glücksgefühl nicht mehr erlebt. 1:2 Sätze und 4:5 bei eigenem Aufschlag im vierten Durchgang lag er hinten. Es war verdammt knapp, gibt er zu. Aber, er habe einfach immer weitergespielt, nicht an den Spielstand gedacht, nur den nächsten Punkt angepeilt. Klingt immer so vernünftig und logisch. Doch die Umsetzung in diesen Extremsituationen ist so immens schwer. Haas aber kennt sich damit aus. Er ist ein Mann für fünf Sätze. Besonders hier in New York.

Tim Böseler, Redakteur, berichtet täglich in seinem Blog „US Open Stories“ aus New York City

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