Victor Estrella Burgos

Victor Estrella Burgos: Aufstieg in eine neue Welt

Unterkunft bei Gastfamilien

Estrella Burgos pausiert eine Weile, beginnt aber ein paar Jahre später wieder, kleine nationale Events zu spielen. Bei Future-Turnieren in der Heimat ist er eine große Nummer. Er gewinnt zwischen 2006 und 2013 insgesamt 18 dieser Veranstaltungen und pendelt in der Weltrangliste zwischen Position 200 und 400. Das Problem: Der Druck ist riesig. Denn die geringen Preisgelder reichen kaum, um die Reisekosten zu decken. Estrella Burgos bespannt seine Schläger weicher, um den Saitenverschleiß zu reduzieren. Wenn er unterwegs ist, schläft er oft bei Gastfamilien. Und trotzdem muss er bei ausbleibenden Erfolgen auf Turnierstarts verzichten. Die Rechnung ist einfach: Gewinnt er einige Matches, kann er sich den nächsten Trip leisten. Verliert er früh, muss er erst einmal zuhause bleiben.

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Ungewöhnliche Spielweise: Estrella Burgos agiert auf der Rückhandseite fast ausschließlich mit Slice-Schlägen.

„Ich komme von ganz unten“

Anfang 2014 gewinnt er in Ecuador den vierten Challenger-Titel seiner Karriere. Als erster Profi aus der Dominikanischen Republik stößt er in die Top 100 vor. Nach dem Triumph sagt er: „Hinter mir liegt eine verdammt harte Zeit. Ich komme von ganz unten.“

Ein gutes halbes Jahr später sitzt er nach seinem Sieg gegen Coric im großen Interviewraum im Bauch des Arthur Ashe-Stadiums in New York. Hier geben normalerweise Roger Federer, Serena Williams und Co. ihre Pressekonferenzen. „Ich muss Englisch sprechen? Oh nein, können wir nicht auf Spanisch reden?“, fragt er und lacht. Nein, keine Chance.  Aber Estrella Burgos schlägt sich wacker. Er erzählt, dass in seiner Heimat wahrscheinlich gerade eine Riesenparty steige. Fassungslos sei er. Und stolz auf diesen Erfolg – vor allem, weil er nun anderen jungen Spielern aus der Dominikanischen Republik als Vorbild dienen könne. „Das macht mich noch hungriger und besser.“ Sympathisch und warmherzig wirkt er. Ob er es bereue, dass er erst mit Mitte 30 den Durchbruch geschafft habe? „Nein. Ich denke nicht darüber nach, warum es nicht bereits passierte, als ich Anfang 20 war. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und sehr glücklich.“ Zwei Tage später endet das Abenteuer US Open für Estrella Burgos. Er verliert auf dem Grandstand vor rund 6.000 Fans dreimal im Tiebreak gegen Milos Raonic – ein mehr als respektables Ergebnis. „Das war die erfolgreichste Woche meines Lebens“, erzählt er hinterher und wirkt kaum enttäuscht. „Ich habe heute zwar verloren, aber es war das beste Match meiner Karriere.“ Was er mit seinem Preisgeld von exakt 105.090 Dollar machen werde, wird er gefragt. „Ich muss erst einmal Steuern bezahlen“, antwortet der 34-Jährige und lacht. Den Rest werde er in die eigene Karriere investieren – für Coach, Hotels und Flüge.