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Sybille Bammer und Tamira Paszek: Rot-weiß-rotes Märchen

Der ORF, Österreichs ehrwürdige Fernsehinstanz, war live dabei, als die heimischen Stars in New York aufschlugen. Der mediale Kraftakt sollte sich lohnen. Zwei Österreicherinnen im Achtelfinale der US Open das hatte es noch nicht gegeben.
Große Gala im Big Apple, jubelte APA, Austrias Presseagentur, als Sybille Bammer, 27, und Tamira Paszek, 16, den Sprung unter die besten 16 Spielerinnen schafften. Dass Bammer in der nächsten Runde knapp an Jelena Jankovic scheiterte und Paszek an Anna Chakvetadze tat der Begeisterung im Land von Kaiserschmarrn, Nockerln und Red Bull keinen Abbruch die US Open 2007 waren der bisherige Höhepunkt von Damentennis made in Austria. Wir erleben gerade die erfolgreichste Ära im Frauentennis. Noch nie waren unsere Spielerinnen in den Medien so präsent, sagt Peter-Michael Reichel, Turnierdirektor von Linz und für die WTA weltweit als Boardmitglied im Einsatz. Zwar gab es schon vor Jahren mit Barbara Paulus, Judith Wiesner und Barbara Schett Topspielerinnen, doch die standen stets im Schatten von Thomas Muster. Jetzt geben die Damen den Ton an. Bille (Bammer) und Mimi (Paszek) heißen die neuen Lieblinge in der rot-weiß-roten Alpenrepublik, und Kronenzeitung, Kurier und Standard drucken ihre Geschichten.
Wobei der Kontrast zwischen den beiden Österreicherinnen zur Erfolgsstory beiträgt. Auf der einen Seite Bammer, die stille Arbeiterin, die schon vor sechs Jahren Mutter wurde. Auf der anderen Seite Paszek, mit 16 selbst fast noch ein Kind, lauter, extrovertierter und medienwirksamer als die Landsfrau. Als sie bei den Australian Open ein Kleid mit Ausschnitt trug, der mehr zeigte als verhüllte, war das sogar der Bild-Zeitung eine Story wert.
Wären beide jung, hungrig, aufstrebend, würde es wohl zum Kampf um die Vorherrschaft im eigenen Land kommen. So gibt es keine Rivalität. Eher Synergieeffekte. Es gibt keinen Neid. Ihr Verhältnis ist freundschaftlich. Sie ergänzen sich hervorragend, berichtet Manfred Narejka, seit März Manager von Sybille Bammer. Seine Klientin, sagt Narejka, sei die Bodenständigkeit in Person, ein Wert, den man auch Sponsoren vermitteln könne. Und so wirbt Bammer für einen Leberkäs-Hersteller, ein Autohaus und den Finanzdienstleister Superfund, bei dem auch Ski-Ass Bode Miller unter Vertrag steht.
So unscheinbar Bammer auf dem Platz wirkt, ihre Vita ist beeindruckend. Erst im Alter von elf begann sie mit dem Tennis. Als Profi tourte sie anfangs erfolglos in der Futureszene. Bestes Ranking nach drei Jahren auf der Tour: Platz 238, Tendenz fallend. 2001 wurde Bammer Mutter, setzte ein Jahr aus und kehrte dann mit neuen Zielen zurück in den Circuit. Menschen, die der Frau aus Ottensheim bei Linz nahe stehen, sagen, Bammer sei nach der Geburt von Tochter Tina lockerer geworden, unbeschwerter, habe erfahren, dass es Dinge im Leben gibt, die wichtiger als Tennis sind.
Die neue Leichtigkeit des Seins sie spiegelte sich auch in der Rangliste wider. Innerhalb eines Jahres kletterte Bammer um mehr als 900 Positionen. Anschließend stagnierte sie. Der Durchbruch gelang ihr erst, als sie mit dem oberösterreichischen Landestrainer Jürgen Waber zu arbeiten begann. Ich werde wohl unter den Top 20 überwintern, freute sich Bammer in New York. Coach Waber glaubt, dass sie erst 70 Prozent ihres Potenzials ausgeschöpft hat. Ein Ziel will er nicht formulieren. Aber wer zwischen den Zeilen liest, weiß: Es kann nur Top Ten lauten. In Österreich hält man Waber und Bammer für das ideale Duo, auch weil sie ihm mehr vertraut als allen anderen Coaches zuvor.  Beide stammen aus dem gleichen Club, dem TC Pasching. Als Waber im Frühjahr 2005 mit der Arbeit begann, war sein Schützling die Nummer 150, zweieinhalb Jahre später muss sich die Spätberufene wie im Märchen fühlen.

Das System Bammer
Der 35-jährige Waber ist der entscheidende, aber nur ein Mosaikstein im System Bammer. Mit seiner Hilfe hat sie sich ein perfektes Umfeld geschaffen. Praktisch jeder Bereich ist von Experten abgedeckt: Mentales, Fitness, Ernährung, Medizin, Massage. Sogar ein Boxtrainer wurde engagiert, damit Bammer die nötige Aggressivität auf dem Court entwickelt. Und dann gibt es auch noch ihren Freund Christoph Gschwendtner, der ihr den Rücken freihält, sich um die gemeinsame Tochter kümmert, wenn Bammer trainiert. Wie man als Mutter Tenniskarriere macht, schwärmte sogar die New York Times in einem Artikel über die erfolgreichste Mama auf der Tour.
Es gibt kaum Spielerinnen, die so professionell arbeiten wie sie. Ihr Spiel ist viel stabiler geworden. Wenn sie den Abschluss am Netz verbessert, kann sie es noch weiter bringen, urteilt der österreichische Fed Cup-Kapitän Alfred Tesar. Ein großer Vorteil: Bammer ist Linkshänderin, ist mit dem Service in der Lage, den Platz weit zu öffnen. Und: Als Tennisspielerin ist sie trotz ihrer 27 Jahre noch jung. Durch den späten Start und die Babypause spielt sie erst 14 Jahre Tennis. Das ist gar nicht so viel länger als bei Tamira Paszek, sagt Manager Narejka etwas scherzhaft.
Wenn Bammer die Spätzünderin ist, dann ist Paszek das Wunderkind, die mit vier Jahren Bälle prügelte und deren Konterfei man bei www.coolwallpapers.org herunterladen kann wie das von Sandra Bullock oder Heidi Klum. 2006, mit 15 Jahren und neun Monaten, gewann sie das WTA-Turnier von Portoroz, Slowenien. Jünger bei einem Premierensieg waren nur Tracy Austin, Kathy Rinaldi, Jennifer Capriati, Andrea Jaeger, Mirjana Lucic und Nicole Vaidisova.
Klanghafte Namen so wie der von Tamira Paszek in ein paar Jahren? Ich bin kein Wunderkind, vergleicht mich bitte nicht mit Hingis oder Capriati, sagt sie, und man ist sich nicht sicher, ob sie kokettiert. Erstaunlich reif wirkt sie für ihr Alter, auch wenn sie sich wie eine normale 16-Jährige für die Boygroup Take That und die US-Fernsehserie CSI Miami begeistert. Locker geht der Teenager mit den exotischen Wurzeln auch mit dem Presserummel um.
Geboren ist Paszek in der 50000-Einwohner-Stadt Dornbirn im Bundesland Vorarlberg. Ihre Mutter Francoise stammt aus Chile und siedelte als Kind nach Österreich über, beim Vater Ariff Mohamed ist der Multikulti-Mix noch ausgeprägter: Geboren wurde er in Tansania, wuchs dann in Kenia auf und lebte anschließend in Kanada.

Paszeks starkes Fed Cup-Debüt
Für seine Tochter ist der kleine, dunkelhäutige Mann Coach, Berater, Manager und Seelsorger. Wobei man sich um Paszeks Psyche keine Sorgen machen sollte. Als sie  im April ihr Fed Cup-Debüt  gegen Australien gab, prognostizierte Fed Cup-Kapitän Tesar: Den Druck vor eigenem Publikum zu spielen, wird sie locker verkraften. Was sie dann auch tat. Die erfahrenen Samantha Stosur und Alicia Molik fertigte sie souverän ab.
Sensationell, sei Paszek, schwärmt Tesar, eine Ausnahmeerscheinung. So etwas hätte es in Östereich noch nie gegeben. Zwar verrät sie auch ihm ihre Ziele nicht Aber sie können nur lauten, die Nummer 1 werden, Grand Slam-Turniere gewinnen, sagt Tesar. Zu diesem Zweck verpflichtete Paszek senior, selbst Tennis-Autodidakt und früher Konditormeister, keinen geringeren als Larri Passos, bekannt als Coach des dreimaligen French Open-Siegers Gustavo Kuerten. Inzwischen hat seine Tochter auch Guga selbst kennengelernt, der bei den US Open bei einem ihrer Matches in der Box saß, und Passos scherzte: Gustavo könnte heute mit ihr nicht mehr mithalten.
Ist sie wirklich so gut? Fakt ist, dass Paszek, nach New York die Nummer 39 der Weltrangliste, schon enge Matches gegen Henin, Sharapova und Jankovic bestritt. Ihr Umfeld inklusive Konditionstrainer, Masseur und Chiropraktiker ist so professionell wie das von Bammer. Sie kommt auf jeden Fall in die Top Ten, glaubt Richard Williams, Vater von Venus und Serena. Paszek selbst stapelt tief, will Schritt für Schritt gehen. Klar ist aber auch: Das Tennismärchen von Mimi und Bille ist noch längst nicht zu Ende.
Andrej Antic
Mitarbeit: Wolfgang Wonesch
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