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Tennis Schlägerhaltung: Fortschritt durch Technik

Der optimale Treffpunkt
Der Treffpunkt ist der wichtigste Teil des gesamten Schlages und entscheidet über Erfolg oder Misserfolg jedes Schlages. Natürlich hängt der optimale Treffpunkt von vielen vorangegangenen Aktionen, Bewegungsabläufen und vom Schlägergriff ab, und man kann ihn nicht isolieren. Dennoch muss der optimale Treffpunkt für jeden Schlag festgelegt werden. Man muss wissen, was man alles zuvor unternehmen muss, um ihn korrekt zu erwischen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Kontaktzeit zwischen Ball und Schläger durchschnittlich nur vier Millisekunden beträgt! Die Übertragungszeit von der Hand zum zentralen Nervensys­tem, wo der Kontakt registriert wird, ist nämlich länger als die Kontaktzeit selbst. Wenn also der Spieler den Treffpunkt bewusst wahrnimmt, ist der Ball bereits zum Gegner unterwegs. Daher lässt sich im Treffmoment nichts mehr korrigieren und auch nicht in der kurzen Phase davor.

Tennis Schlägerhaltung: Vorhandseite

Bei der Vorhand bewegt sich jeweils der Treffpunkt weiter vorwärts und nach innen (zunehmend gebeugter Arm im Ellbogen) mit zunehmender Handdrehung nach rechts in Richtung Westerngriff. Diese Tatsache ist sehr wichtig, denn sie beeinflusst nicht nur die Schlagbewegung, sondern auch die Drallintensität des Balles und die Ausschwungrichtung des Schlägers. Je weiter der Treffpunkt nach hinten verlagert ist (bis hin zum Kontinentalgriff), desto mehr Raum steht zwar für eine überwiegend horizontale Schlägerbewegung zur Verfügung, die für die Ballbeschleunigung wichtig ist, aber umso weniger Raum für eine von-unten-nach-oben Bewegung, die über den Spin entscheidet. Diese vertikale Bewegung setzt erst recht spät an.

Kontinentalgriff
Deshalb ist zum Beispiel der Kontinentalgriff bei der Vorhand im modernen Tennis völlig ungeeignet, weil man damit kaum einen richtigen Topspin schlagen kann und mit dem Schläger nur mit Mühe korrekt unter den Treffpunkt kommt. Außerdem  wird mit diesem Griff das Handgelenk erheblich belas­tet, weil die Handfläche praktisch über dem Griff liegt und dem Ball dadurch sehr wenig Widerstand durch die Hand entgegengesetzt wird. Auch das Ellbogengelenk ist belastet, weil man mit diesem Griff nur mit durchgestrecktem Arm schlagen kann. Außerdem bewegt sich dabei der Treffpunkt zu weit nach rechts und rückwärts vom Körperschwerpunkt.

Westerngriff
Bei diesem Griff entsteht der zweite Extremfall. Der Treffpunkt verlagert sich weit vor den Körper. Dies bringt zwar Vorteile für den Topspin, weil man während der Schlagbewegung genug Raum für die Abwärts- und Aufwärtsbewegung des Schlägerkopfes vor dem Treffpunkt hat, aber der Ball verliert Geschwindigkeit, weil er am Ende einer überwiegend horizontalen Schlägerbewegung bei einer stark zunehmenden aufsteigenden Schlägerführung getroffen wird. Danach folgt der Scheibenwischerausschwung, der eine ganz natürliche Folge der Bewegung des Ellbogelenks (Pronation) und des Schultergelenks (Innenrotation des Oberarmes) in dieser Phase ist.

Easterngriff, Semi-Westerngriff
Aus dem oben Gesagten ergibt sich, dass bei der Vorhand eine SchlägerhaItung zwischen diesen beiden extremen Griffarten zu empfehlen ist. Dort befinden sich der Eastern- und der Semi-Wes­terngriff, die man als sinnvolle Grenzwerte betrachten kann. Und tatsächlich empfiehlt sich für die moderne Vorhand am besten ein Griff ungefähr in der Nähe oder zwischen diesen beiden Griff­arten. So hat der zu seiner Zeit beste Vorhandspieler der Welt Pete Sampras seine tödlichen Vorhandschläge geschossen, und so schießt heute Roger Federer regelmäßig seine Gegner ab. Zwischen den eben erwähnten beiden Griffarten ist genug Raum für individuelle Kreation und Anpassung.