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Haas glücklich nach „Drama ohne Ende“

Am Ende war das Glück mit ihm: Als der Deutsche Tommy Haas in einer hochklassigen Partie seinen letzten Ball geschlagen hatte, wurde dem 29-Jährigen zunächst der Jubel verwehrt. Lokalmatador James Blake wollte es ganz genau wissen und forderte eine Überprüfung durch das elektronische Auge: War der Aufschlag von Haas beim zweiten Matchball tatsächlich ein Ass? Nach Sekunden der Ungewissheit hob Haas im Triumph die Faust: Um Millimeter hatte die Filzkugel noch die Linie berührt. Nachdem er zuvor selbst drei Matchbälle abgewehrt hatte, steht Haas nach einem Fünfsatz-Thriller nun im Viertelfinale der US Open.

„Drama ohne Ende“

„Das war ein Drama ohne Ende“, sagte Haas. In der Tat: Schon bevor er schließlich 4:6, 6:4, 3:6, 6:0, 7:6 (7:4) gewann, lagen Sieg und Niederlage oft nur um Millimeter auseinander. 3:17 Stunden lang schwankten mehr als 23.000 Zuschauer im „Arthur Ashe Stadium“ zwischen ihrer Verblüffung über Haas und ihrer Begeisterung für den gebürtigen New Yorker Blake. „Viele Spiele waren unglaublich knapp. Nur im vierten Satz, da hat Tommy einfach unglaublich gespielt. Und wenn er so weitermacht, werden auch noch andere Probleme mit ihm bekommen“, lobte der Weltranglisten-Sechste.

Nächster Gegner von Haas, der erst zum sechsten Mal bei einem Grand Slam im Viertelfinale steht, ist allerdings Nikolaj Dawydenko, „ein unangenehmer Spieler“. Gegen die Ballmaschine aus Russland, in Runde zwei souveräner Sieger über Nicolas Kiefer (Hannover) und im Davis-Cup-Halbfinale (21. bis 23. September) Gegner der Deutschen, hat Haas zuletzt zwei bemerkenswerte Spiele absolviert: Im Vorjahr scheiterte er im Viertelfinale der US Open an der Nummer vier der Weltrangliste in fünf Sätzen; bei den diesjährigen Australian Open zog er dann mit einem Fünf-Satz-Erfolg gegen den 26-Jährigen in das dritte Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere ein.

Erinnerungen an diese Begegnungen schossen Haas bereits beim Spiel gegen Blake durch den Kopf: Auch im Vorjahr hatte er, ehe er gegen Dawydenko ausschied, in der dritten Runde und im Achtelfinale jeweils ein Fünfsatz-Spiele gewonnen – beide im Tiebreak. „Über die Jahre habe ich gelernt, dass in Fünfsatz-Spielen alles möglich ist“, sagte der 29-Jährige. 32-mal ist er nun die volle Distanz gegangen, seine Bilanz verbesserte er gegen Blake auf 17:15 Siege. Dass er im Vorjahr dazu zweimal diese Tiebreaks in New York gewann, daran hat er sich erinnert: „Ich mir habe mir gedacht: warum nicht nochmal“. Zugleich ermahnte er sich deshalb, „ruhig zu bleiben“.

Tennis von einem anderen Stern

Die Ruhe zu bewahren war alles andere als leicht. Drei Sätze lang war es hin und her gegangen, beide Spieler verloren mehrfach ihren Aufschlag. Dann spielte Haas im vierten Satz Tennis von einem anderen Stern und nahm Blake auch zu Beginn des fünften Satzes den Aufschlag ab. Doch nachdem er einen weiteren Breakball zum 5:2 eher fahrlässig vergeben hatte, kippte die Begegnung nochmal. Beim Stand von 4:5 hatte Haas drei Matchbälle gegen sich – und wehrte sie im Stile eines Champions ab: Sein Aufschlag hatte ihn zu dieser Zeit verlassen, doch in den drei entscheidenden Momenten servierte er drei Service-„winner“.

„Einer musste leider verlieren, aber wir können beide unglaublich stolz auf uns sein“, sagte Haas. In der Summe bot das Match alles, was Tennis attraktiv und spannend macht: spektakuläre Ballwechsel, überraschende Wendungen durch zahlreiche Breaks, eine Reihe vergebener „Elfmeter“ und grandiose Siegschläge wie zum 4:3 im Tiebreak, als Haas einen Lob spielte: „Der Punkt war ganz wichtig“. Und am Ende entschied noch das „hawkeye“ über die Matchbälle. Haas selbst hatte beim ersten Matchball Blakes Return im Aus gesehen, daher das „Auge“ befragt und geirrt: ebenfalls um Millimeter.

Die angeblich so malade rechte Schulter von Haas ist dafür kein Thema mehr: Sie hat in New York zweimal vier und zweimal fünf Sätze gehalten und gegen Blake schien sie wirklich kein Handicap mehr zu sein. Der Deutsche konnte sich unbeschwert dem Gefühl hingeben, im „Ashe“ zu spielen.

Es war eine Premiere für Haas, den die Atmosphäre zu beflügen schien. Mehrfach huschte ein Lächeln über ein Gesicht. „Das war bestimmt eine meiner besten und größten Erfahrungen“, sagte er, und eine aufwühlende war es dazu: „Ich werde mir bestimmt heute Abend eine Schlaftablette nehmen.“

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