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Becker vs. Stich 1991 – das historische Finale

Becker weinte das erste Mal

Zeitdokument: tennis MAGAZIN 8/1991 – die Ausgabe nach dem deutschen Doppel-Triumph.

Zeitdokument: tennis MAGAZIN 8/1991 – die Ausgabe nach dem deutschen Doppel-Triumph.

Die 105. Championships in London waren wirklich ein verrücktes Turnier. In den ersten Tagen regnete es fast ununterbrochen Bindfäden, die erste Runde der Damen und Herren wurde erst am Samstagabend zu Ende gespielt. Zum ersten Mal überhaupt musste der spielfreie Sonntag gestrichen werden. Und irgendwie passte es, dass dieses spezielle Wimbledon-Event mit einem historischen Endspiel zweier deutscher Profis endete – und mit einem Sieger, den niemand erwartet hatte. Für den Endspiel-Schiedsrichter David Bryson – noch so eine klassische Anekdote – kam Stichs Triumph sogar so überraschend, dass er nach dem Matchball wie selbstverständlich verkündete „Game, Set, Match Becker!“ In der Retrospektive betrachtet, passte dieser Ausspruch zu Stichs gesamter Karriere wie der Rasen zu Wimbledon. Selbst auf seinem persönlichen Höhepunkt stand der Elmshorner irgendwie im Schatten seines ewigen Rivalen. Dabei war Stich der verdiente Sieger dieser Partie, zerlegte Becker beim 6:4, 7:6, 6:4 phasenweise regelrecht. „Ich habe schon nach dem ersten Spiel gewusst, dass es nicht gut läuft“, erzählte Becker nach dem Match. Für ihn war es – daran besteht kein Zweifel – die bitterste Niederlage seiner Karriere. Am Abend des Finals jammerte Becker im „Deutschen Haus“ in London: „Ich bin in einem tiefen Loch und weiß nicht, wie es weitergeht. Es wird einige Wochen dauern, bis ich alles verarbeitet habe.“ Später gestand der Leimener: „Ich habe zum ersten Mal nach einem Match geweint.“

Becker gegen Stich in Wimbledon 1991 – es war ein Endspiel historischen Ausmaßes, das es wahrscheinlich in den nächsten 50 Jahren nicht wieder geben wird. Es war ein Kampf zwischen zwei deutschen Profis, die unterschiedlicher nicht sein konnten: der Liebling der Massen, der Wimbledon als sein Wohnzimmer bezeichnete, gegen den unterkühlten Norddeutschen, den Intellektuellen, der stets eloquent formulierte, aber in der Gunst der Fans jederzeit außer Reichweite hinter Becker rangierte. Und für einen kleinen 5-jährigen Jungen war es damals der Beginn einer Leidenschaft, die 24 Jahre später schon lange zum Beruf geworden ist.

Felix Grewe

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