Tennis – Senioren

Gut drauf als Senior: Wer noch im fortgeschrittenen Alter sportlich aktiv ist, rostet nicht ein und bleibt agil. Tennis ist dafür denkbar gut geeignet, weil man es ein Leben lang spielen kann.

Tennis mit 70+: Gesund und fit bis ins hohe Alter

Mit 70, 80 oder 90 Jahren Tennis spielen? Kein Problem! Seniorentennis boomt. Die Lebenserwartung war noch nie so hoch wie heute. Wer regelmäßig Tennis spielt, bleibt geistig und körperlich länger fit. Und auch mit einem künstlichen Gelenk kann man in der Regel Bälle schlagen. Wichtig ist, sich im Vorfeld genau beraten zu lassen.

Text: Gabriele Hellwig

Tennis ist altersunabhängig“, sagt Johannes Holz. Der Sportmediziner und Orthopäde im OrthoCentrum Hamburg kennt „mehrere 80-Jährige, die passioniert und gut Tennis spielen“.Ohnehin sei das numerische Alter, also die Zahl der Lebensjahre, nicht als alleiniges Kriterium geeignet, um eine seriöse Aussage über die wirkliche Sportfähigkeit machen zu können: „So mancher 70-, 80- oder sogar 90-Jährige ist fitter als mancher 50-Jährige.“

In der Sportmedizin gilt die schöne Regel: Wer bisher immer Tennis gespielt hat, kann dies guten Gewissens auch im höheren Alter tun. Der Grund: Der Körper hat sich an diese Art des Bewegungsablaufes gewöhnt.  

Tennis gut für die Gesundheit

Die Gesundheit profitiert enorm vom Tennis spielen. Das gilt auch und gerade für Senioren. Die Liste der gesundheitlichen Vorteile ist lang: Zum einen ist es die Bewegung an sich, die guttut. Die Durchblutung wird angeregt, der Stoffwechsel kommt auf Trab. Sport schützt nachweislich vor zahlreichen Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch die Psyche profitiert: Durch den Sport werden Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet.

Zum anderen gibt es die sportartenspezifischen Vorteile: „Tennis ist ein sehr vielseitiger Sport, fördert die Koordination, Kraft und Ausdauer gleichermaßen“, erläutert Holz. „So werden Muskeln, Knochen und Gelenke ausgewogen trainiert. Auch der Gleichgewichtssinn wird beim Tennis geschult, was wiederum Stürzen im Alltag vorbeugt.“ Wichtig sei auch die soziale Komponente: „Tennis ist ein sehr geselliger Sport. Das beugt Einsamkeit im Alter vor.“ 

Gelenke als Hauptproblem im Alter

Doch Vorsicht: Bänder, Sehnen und Knochen werden mit zunehmendem Alter anfälliger, das Verletzungsrisiko steigt. „Für ältere Menschen ist Aufwärmen und Dehnen besonders wichtig, um Verletzungen vorzubeugen“, rät Holz. Begleitend sei ein rumpfstabilisierendes Training (Core-Training) sinnvoll. Fachmann Holz empfiehlt besonders älteren Tennisspielern, sich von einem professionellen Tennistrainer die richtige Technik zeigen zu lassen, damit sich keine Fehler einschleichen, die mitunter sehr gelenkbelastend sein können.  

Das Hauptproblem im Alter sind aber meistens die Gelenke. Denn der schützende Knorpel, der jedes Gelenk wie ein „Puffer“ umgibt, nutzt sich von Jahr zu Jahr immer mehr ab. Gelenkverschleiß (Arthrose) zählt somit zu den häufigsten Erkrankungen von Senioren. 

Vor allem die Knie- und Hüftgelenke verursachen oft Beschwerden, bei langjährigem Tennisspielen nicht selten auch das Schultergelenk. Am besten ist es, sich schon bei beginnenden Knie-, Hüft- oder Schulterproblemen zeitnah an einen Orthopäden zu wenden – und nicht nach dem Motto „Im Alter hat man eben Schmerzen“ zu lange abzuwarten. Doktor Holz: „Im Anfangsstadium einer Arthrose können auch bei älteren Menschen gute Erfolge mit zum Beispiel Hyaluronsäure oder der Eigenbluttherapie erzielt werden. Die Züchtung von neuen Knorpelzellen ist je nach Zustand des Gelenks ebenfalls im Alter noch möglich. Hier gibt es verschiedene moderne Verfahren.“  

Mini-Prothesen für viele Gelenke

Bei fortgeschrittener Arthrose kann die Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks eine gute Alternative sein. Doch Patienten sollten sich genau beraten lassen, welche Prothese der Arzt einsetzen möchte. Holz: „Der Zustand des betroffenen Gelenks ist unterschiedlich. In mehr als 50 Prozent der Fälle ist gar nicht das gesamte Gelenk von der Arthrose betroffen, sondern nur ein Teil. Um in solchen Fällen gesunde Gelenkanteile zu schützen und zu erhalten, wurden kleinere Teilprothesen entwickelt. Der Vorteil ist, dass gesunde Knochenanteile im Körper bleiben.“

Moderne Prothesen: Bei der Implantation einer Vollprothese für das Knie ist es mittlerweile nicht mehr nötig, das vordere Kreuzband zu entfernen. Dadurch bleibt das Gelenk stabiler und man kann damit gut Tennis spielen.

Für das Knie, das Sprunggelenk und die Schulter gibt es inzwischen sogar „Mini-Prothesen“. Diese sind nur wenige Millimeter dünn und in der Regel nicht größer als ein Ein-Cent-Stück. Sie eignen sich für Patienten mit begrenzten kleinen Knorpelschäden. „Diese neuen Mini-Prothesen sind besonders für Tennisspieler ein Segen, da sie die Ausübung des Sports in der Regel überhaupt nicht beeinträchtigen“, freut sich Holz. Die genaue Größe der Mini-Prothese richtet sich nach dem Knorpeldefekt, denn jede Mini-Prothese wird individuell für jeden einzelnen Patienten angefertigt. Holz: „Die Miniprothese ist quasi maßgeschneidert. Sie ist vollkommen auf den individuellen Gelenkknorpelschaden des Patienten, die Knorpelkrümmung, die Knorpeldicke und den Zustand des darunterliegenden Knochens abgestimmt.“ Dafür werden im Vorfeld mit Hilfe eines speziellen MRT-Programms 3-D-Aufnahmen des betroffenen Gelenks gemacht. Es entsteht ein virtuelles 3-D-Modell, mit dem der Arzt den Knorpelschaden perfekt ausmisst und später die Operation plant. 

Nach Prothese Sportpause von sechs Monaten

Aber auch bei größeren Knorpelschäden lohnt vor allem für Tennisspieler ein genauer Blick in die Prothesen-Welt. So gibt es inzwischen neue Knie-Vollprothesen, bei denen beide Kreuzbänder erhalten bleiben können. „Bisher musste bei der Implantation einer Knie-Vollprothese aus technischen Gründen immer das vordere Kreuzband entfernt werden“, erklärt Holz. „Das wurde leider selbst dann gemacht, wenn das vordere Kreuzband noch völlig in Ordnung war – und bei sechs von zehn Patienten ist das vordere Kreuzband noch in Ordnung!“ Der Nachteil für die Patienten: Viele klagten über ein Fremdkörpergefühl. Kniefunktion und Beweglichkeit waren ebenfalls nicht optimal, wie eine Studie zeigt. Holz: „Bleiben die Kreuzbänder bei der Implantation der Knieprothese erhalten, ist das Kniegelenk anschließend viel stabiler und der Patient behält sein natürliches Gelenkgefühl. Die Patienten können ihr Knie in der Regel auch viel besser beugen. Dadurch sind auch sportliche Aktivitäten wie Tennisspielen viel besser möglich.“

Siege sind nicht alles: Wer im hohen Alter noch auf dem Platz steht, sollte es nicht zu ehrgeizig angehen. Viel wichtiger als Pokale sind die Bewegung und der soziale Kontakt zu Spielpartnern.

Meistens spricht nichts dagegen, mit einem künstlichen Gelenk weiter Tennis zu spielen. Denn es gilt auch hier: Sport hält gesund. Die Muskeln werden gestärkt und entlasten damit die Gelenke, inklusive Prothese. „Außerdem wird der Knochenstoffwechsel angeregt, sodass das künstliche Gelenk besser im Knochen verankert und die Haltbarkeit der Prothese verlängert wird“, so Holz. 

Wichtig zu wissen: Nach der Implantation einer Prothese empfiehlt sich zunächst eine Sportpause von etwa sechs Monaten. Denn die Prothese muss erst im Knochen fest verankert sein, bevor man sie belastet. In dieser Zeit erhält der Patient gezielte Physiotherapie. Der Orthopäde wird nach Ablauf der sechs Monate eine Röntgenaufnahme durchführen, um den Sitz des künstlichen Gelenks zu kontrollieren. Dazu kommen umfangreiche Bewegungstests, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu ermitteln. Ist alles okay, kann langsam wieder mit dem Tennisspielen begonnen werden. Ein Wiedereinstiegs-Tipp von Sportmediziner Holz: „Das Training am besten gut dosieren, zum Beispiel am Anfang vorwiegend im Doppel spielen – da braucht man nicht so viel zu laufen.“ 

Start mit 70?

Normalerweise spricht nichts dagegen, erst im hohen Alter mit dem Tennissport zu beginnen. Empfehlenswert ist, sich vor dem Tennis-Start von einem Sportmediziner beraten und „durchchecken“ zu lassen. Das gilt besonders für Menschen, die unter Grunderkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck leiden. Experte Holz: „Viele ältere Menschen nehmen regelmäßig Medikamente ein. Dies muss bei der Beratung berücksichtigt werden. Im besten Fall kann durch das Tennisspielen langfristig vielleicht sogar die Dosis reduziert werden.“ Wichtig sei, so Holz, dass der Sportmediziner über den Tellerrand hinausblicke: „Ein seriöser Sportmediziner wird bei älteren Patienten gegebenenfalls auch mit dem behandelnden Internisten oder Kardiologen zusammenarbeiten, um die für den Patienten beste Lösung zu finden.“

Unser Experte

Dr. Johannes Holz ist Sportmediziner und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im OrthoCentrum Hamburg. Dr. Holz ist einer der führenden Experten beim Teilgelenk-
ersatz und der kinematischen Anpassung der Gelenke an den individuellen Bewegungsapparat der Patienten. Dr. Holz spielt selbst seit vielen Jahren regelmäßig und begeistert Tennis. men’s jordan 1 release date | air jordan 1 mid se black and white release date