Billie Jean King

Voller Energie: Billie Jean King, 81, freut sich auf die Finalpremiere in Shenzhen. Bild: Imago/Yoshio Tsunoda

Billie Jean King: „Ich mag Verantwortung”

Sie ist die Namensgeberin des Billie Jean King Cups. Im Interview spricht Billie Jean King über die Umbenennung des Wettbewerbs und ihren einprägsamsten Moment.

Frau King, wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass der Fed Cup nach Ihnen zu Billie Jean King Cup umbenannt wird? Und was hat Sie dazu gebracht, diesem Vorschlag zuzustimmen? 

Zuerst war ich überwältigt. Dann dachte ich darüber nach und ich liebe Mannschaftswettkämpfe. Ich liebe Doppel mehr als Einzelspiele. Ich bin mit Mannschaftssportarten wie Basketball und Baseball aufgewachsen. Dann dachte ich, oh, wenn das passiert, bedeutet das Verantwortung, aber ich mag Verantwortung, ich akzeptiere sie. Und ich dachte, es wäre eine so große Ehre, und da es ein Mannschaftswettbewerb ist, passt es wirklich zu meiner Persönlichkeit. Zudem habe ich im Fed Cup gespielt und es absolut geliebt.

Was waren die Aspekte, die Ihnen beim Spielen und Coachen des Fed Cups am meisten gefallen haben? Abgesehen davon, Teil eines Team zu sein, welche anderen Aspekte gab es? 

Zunächst einmal geht es darum, eine Gruppe von Menschen zusammenzubringen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und alle in die gleiche Richtung zu bewegen. Dies ist nicht einfach. Es sind 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Als ich Kapitänin war, habe ich nicht geschlafen, ich habe 18 Stunden am Tag gearbeitet. Ich war die ganze Zeit erschöpft, aber es hat sich gelohnt. Und es gibt nichts Schöneres, als eine Gruppe von Menschen zusammenzubringen, die ein Ziel haben, und es dann gemeinsam zu erreichen. Die durch dick und dünn gehen. Ich liebe es. Ich habe zugestimmt, als sie angeboten haben, den Wettbewerb nach mir zu benennen, aber ich habe auch darüber nachgedacht, wie wir es besser machen können. Wie können wir eine unterstützende Kultur für die jungen Spieler und Spielerinnen in den Davis Cup Juniors und Billie Jean King Cup Juniors schaffen, damit unser Sport weltweit gedeihen kann. Ich liebe unseren Sport, auch weil er global ist. Das war unter anderem attraktiv für mich, als ich ein Kind war; in den Tennissport als globalen Sport einzutauchen und dadurch die Welt zu sehen.

Wenn Sie auf Ihre Karriere als Spielerin im Fed Cup zurückblicken: ­Welches würden Sie als den einprägsamsten Moment benennen? 

Das ist einfach. Es ist der erste im Jahr 1963, als der Federation Cup im Queen‘s Club in London mit 16 Teams ins Leben gerufen wurde. Wir haben den allerersten gewonnen, obwohl wir im Doppel im Rückstand waren. Darlene Hard und ich gegen Margaret Court und Leslie Turner. Ich glaube, es gibt für mich im Tennis keinen größeren Höhepunkt als diesen Moment, als wir drei – plus Carole Caldwell – den Federation Cup für Amerika gewonnen haben. Es war fantastisch. William Scripps Kellogg war unser Kapitän. Wir hatten so viel Spaß mit ihm, dass wir sogar von den Bänken gefallen sind. Ich meine, man hat all diese Erinnerungen an Dinge, die passiert sind, aber nichts kommt dem ersten Mal gleich.

Billie Jean King

Seriensiegerin: Billie Jean King (li.) gewann 1963 mit ihren Teamkolleginnen Carole Caldwell und Darlene Hard die Premierenausgabe des damaligen Federation Cups. ILTF-Präsident Giorgio de Stefani (re.) übergibt den Pokal.Bild: TopFoto

Gibt es einen Lieblingsmoment, den Sie als Teamchefin erlebten? 

Ich kann das nicht sagen, denn das wäre nicht fair den Spielerinnen gegenüber. Ich denke, in einer Führungsposition mit Spielerinnen zu sein, ist anstrengend, macht Spaß, ist mit viel Verantwortung verbunden, aber ich habe es geliebt, egal, ob wir gewonnen haben oder nicht. Es ging immer um die Beziehungen. Im Nachhinein hat man all diese unglaublichen Erinnerungen miteinander. Es gibt nichts Vergleichbares. Es ist einzigartig.

Die Billie Jean King Cup Finals werden zum ersten Mal in Shenzhen stattfinden. Ist dies wirklich Ihre erste Reise nach China? 

Oh ja, es ist tatsächlich meine allererste Reise nach China. Als ich acht Jahre alt war, habe ich in der vierten Klasse immer die Landkarte angeschaut. Ich werde nie vergessen, wie ich auf die Welt geschaut habe, denn ich wollte immer reisen. China war eines der Länder, das ich unbedingt besuchen wollte. Jetzt werde ich mir diesen Traum endlich erfüllen.