Tennis in der Türkei: Ein kommender Riese?
Die Türkei ist eines der beliebtesten Ziele für Tennisspieler. Spielt das Land auch bald im Profitennis eine größere Rolle?
Der Tennissport in der Türkei begann seine Entwicklung vergleichsweise spät. Während andere Sportarten früh gefördert wurden, setzte Tennis zunächst vor allem in den größeren Städten wie Istanbul, Ankara oder Izmir an und war lange Zeit ein Nischensport.
Tennis in der Türkei: Wachstum und Infrastruktur
1953 wurde die Turkish Tennis Federation (TTF) als eigenständiger Verband gegründet. In den Jahrzehnten danach blieb Tennis vor allem in privaten Clubs vertreten und hatte nur begrenzten Zugang für breite Bevölkerungsschichten. Erst in den letzten Jahren hat sich Tennis in der Türkei deutlich weiterentwickelt – geographisch, infrastrukturell und institutionell.
In jüngerer Zeit zeigen sich markante Fortschritte. Laut einem Bericht der Daily Sabah wuchs die Zahl der lizenzierten Tennisspieler von etwa 38.000 im Jahr 2015 auf über 132.000 im Jahr 2025. Gleichzeitig stieg die Zahl der Tennisklubs von 214 auf rund 761 – ein Wachstum von über 250 Prozent.
Große Trainings- und Wettkampfanlagen wurden errichtet, darunter das „Ankara Tennis Training Center“ mit moderner Ausstattung. Von 2011 bis 2013 wurden die WTA Finals in Istanbul ausgetragen. Zudem fand in Antalya zwischen 2017 und 2021 ein ATP-Turnier statt.
Der türkische Tennisverband, TTF, fokussiert sich unter Präsidentin Şafak Müderrisgil seit 2024 auf eine Strategie mit dem Titel „Tennis für alle“ und legt Wert auf nationale Verbreitung und die Professionalisierung des Verbandes.
Auszeichnung für türkischen Tennisverband
Der türkische Tennisverband wurde vom Tennisweltverband vor Kurzem für seinen strategischen und langfristigen Ansatz zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Führungsmöglichkeiten für Frauen mit Gold ausgezeichnet. Unter der Leitung einer von nur zwei weiblichen Präsidentinnen aller türkischen Sportverbände hat der TTF einen neuen Ausschuss für Chancengleichheit und eine umfassende Ausschussstrategie (2025–2028) ins Leben gerufen.
Der Plan umfasst ein Verbindungs- und Mentorenprogramm für den Vorstand, gezielte Führungsworkshops und proaktive Maßnahmen zur Förderung der Geschlechterparität bei künftigen Ausschussnominierungen.
Mit einer Förderung in Höhe von 5.000 US-Dollar wird die Türkei ihre integrative Tenniskultur weiter ausbauen, die für ihre klare Vision, ihre strukturierte Umsetzung und ihren nachhaltigen kulturellen Einfluss bekannt ist.
Zeynep Sonmez schreibt Geschichte für die Türkei
Auch türkische Profispieler tragen maßgeblich zur Entwicklung bei, da sie Vorbilder für die jüngere Generation sind. Marsel Ilhan schaffte es als erster türkischer Tennisspieler in die Top 100. 2015 rangierte Ilhan auf Platz 77.
Die 23-jährige Zeynep Sonmez ist die bestplatzierte Türkin im Damentennis. Sonmez erreichte im Oktober 2025 Platz 69 im WTA-Ranking. Sie gewann zudem als erste Türkin ein WTA-Turnier (2024 in Merida), gewann als erste Türkin ein Hauptfeldmatch in Wimbledon und erreichte als erste Türkin die dritte Runde bei einem Grand-Slam-Turnier (Wimbledon 2025).
Zeynep Sonmez ist nicht nur eine aufstrebende Spielerin – sie fungiert symbolisch für eine neue Generation im türkischen Tennis. Ihr Erfolg zeigt, dass Talente aus der Türkei auf dem internationalen Parkett sichtbarer werden. Ihr WTA-Titel in Merida und ihr Durchbruch bei Wimbledon markieren wichtige Schritte. Ihr Erfolg motiviert junge Spielerinnen und Spieler im Land.
Tennis in der Türkei: Wie geht es weiter?
Der Tennissport in der Türkei steht derzeit an einem vielversprechenden Wendepunkt. Wenn die strategischen Maßnahmen – Förderung im Jugendbereich, Ausbau von Turnieren, gezielte Ausbildung von Profis – konsequent umgesetzt werden, könnte die Türkei in den kommenden Jahren eine bedeutendere Rolle im internationalen Profitennis einnehmen.
Wichtig ist, dass weiterhin gute Rahmenbedingungen geschaffen werden: ausreichende Infrastruktur, qualifizierte Trainer, internationale Wettkampfmöglichkeiten sowie eine nachhaltige Finanzierung. Mit dem derzeitigen Schwung und der politischen sowie institutionellen Unterstützung sind hierfür gute Voraussetzungen vorhanden.

