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Der gefallene „Turm von Tandil“

Normalerweise täuscht sich Altmeister John McEnroe nur selten mit Prognosen über junge Talente. Als Roger Federer 2001 im Wimbledon-Achtelfinale den Titelverteidiger und siebenmaligen Champion Pete Sampras bezwang, prophezeite BigMac dem damals 19-jährigen Schweizer eine große Zukunft. Ähnlich äußerte er sich einige Jahre später, als Rafael Nadal seinen ersten Titel in Paris gewann und auf Sand zeitweise unbezwingbar zu sein schien. In beiden Fällen lag die amerikanische Tennislegende richtig.

Am späten Abend des 14. September 2009 ließ sich McEnroe zu einer weiteren Vorhersage hinreißen. Juan Martin del Potro hatte gerade das US Open-Finale gegen Roger Federer gewonnen, ein dramatisches Match über fünf Sätze. McEnroe sagte im amerikanischen Fernsehen voller Euphorie: Es ist unglaublich, wie schnell der Junge gelernt hat. Der Bursche wird die Hackordnung im Herrentennis durcheinanderwirbeln. Nadal und Federer müssen sich schwer in Acht nehmen. Eine Äußerung, die nachvollziehbar schien immerhin hatte der damals 20-jährige Argentinier gerade etwas geschafft, das noch keinem Spieler vor ihm gelang: Er besiegte Rafael Nadal und Roger Federer nacheinander im gleichen Grand Slam-Turnier. Gegen Nadal gewann del Potro im Halbfinale sogar mit 6:2, 6:2, 6:2 bis heute die deutlichste Niederlage des Spaniers bei einem Major-Event.

Steiler Aufstieg in die Weltspitze

Auch sein Karriereverlauf ließ zu diesem Zeitpunkt Großes erwarten. Im Juli 2008 gewann del Potro am Stuttgarter Weißenhof seinen ersten Titel auf der ATP-Tour und setzte danach zu einer eindrucksvollen und bisher einmaligen Serie an: Er siegte bei den darauffolgenden Veranstaltungen von Kitzbühel, Los Angeles und Washington und feierte damit innerhalb von vier Wochen seine ersten vier Turniersiege.

In der Weltrangliste verbesserte sich del Potro mit beeindruckender Geschwindigkeit. Nacheinander wurde er der jüngste Spieler in den Top 100, den Top 50, den Top Ten und auch unter den besten fünf Spielern der Welt. Vor fast genau einem Jahr erreichte El Palito (die Bohnenstange), wie del Potro von seinen Fans in der Heimat genannt wird, mit Weltranglistenplatz vier seine beste Position.

Dann folgte der Absturz am Höhepunkt seiner Karriere. Im Achtelfinale der Australian Open unterlag del Potro dem Kroaten Marin Cilic in vier Sätzen es war für lange Zeit sein letztes Match. Eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk setzte ihn monatelang außer Gefecht.

Gerüchte um Depressionen

Im Mai 2010 unterzog sich del Potro einer Operation, begann im Sommer mit leichtem Aufbautraining und kehrte Ende September mit einem erfolglosen Comeback auf die Tour zurück. Gegen Olivier Rochus verlor der lange Gaucho ebenso deutlich wie eine Woche später gegen den Spanier Feliciano Lopez. Angeblich bereitete ihm die alte Verletzung erneute Probleme. In seiner Heimat und auch unter den Spielerkollegen kursierten aber andere Gerüchte: Angeblich sei del Potro sein steiler Aufstieg nicht bekommen, wilde Spekulationen um Depressionen und Panikattacken machten die Runde. Ausgebrannt soll er gewesen sein, sich von der Außenwelt völlig abgeschottet haben. Auch Landsmann Juan Monaco äußerte sich zur Verfassung seines Kollegen: Er hat ein großes Problem mit seinem Handgelenk, aber ein noch viel größeres mit seiner Psyche. Del Potro dementierte das Gerede, verwies stets auf das lädierte Handgelenk.

Anfang dieses Jahres kehrte er zurück auf die Tour als Nummer 236 der Weltrangliste. In Sydney gewann er seine Auftaktpartie, scheiterte danach glatt an Florian Mayer. Auch in Melbourne überstand del Potro die erste Runde gegen Marcos Baghdatis in Runde zwei konnte er nur im dritten Satz mithalten, verlor am Ende in vier Sätzen und musste sich während der Partie erneut mehrfach am Handgelenk behandeln lassen. Schon nach seiner Erstrundenpartie gegen Dudi Sela klagte er darüber, seine alte Verletzung erneut zu spüren. Trotzdem äußerte er sich optimistisch: Ich war tief im Keller, aber jetzt sehe ich wieder Licht. Ich bin bereit, wieder richtig anzugreifen. Er hat einen harten Weg vor sich, wenn er der Aussage McEnroes von vor anderthalb Jahren noch gerecht werden möchte.

Felix Grewe

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