Porsche Tennis Grand Prix – Day Six

Ein Tennismärchen in Stuttgart

Man kennt diese Jubelszenen von Rafael Nadal. Der wirft sich nach seinen großen Siegen häufig in den roten Sand meistens allerdings auf den Rücken, mit den Beinen in der Luft, wie ein zappelnder Maikäfer. Julia Görges legte sich nach ihrem verwandelten Matchball im Endspiel von Stuttgart einfach lachend auf den Bauch, badete ihr Gesicht im Sand und lief dann, mit der roten Asche am ganzen Körper, zum Netz um die Glückwünsche ihrer Gegnerin Caroline Wozniacki entgegen zu nehmen.

Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe

1:39 Stunden benötigte die 22-Jährige, um den größten Erfolg ihrer Karriere perfekt zu machen und um etwas zu erreichen, das nicht einmal Steffi Graf gelang die siegte nämlich nie beim Porsche Grand Prix, der früher in Filderstadt ausgetragen wurde und seit 2006 in Stuttgart stationiert ist. 7:6, 6:3 so die nackten Zahlen des Endspiels, das Julia Görges zu jeder Zeit im Griff zu haben schien. Wohl die wenigsten hatten damit gerechnet, dass die deutsche Nummer zwei eine echte Chance haben würde gegen Caroline Wozniacki. Nicht nur, weil die Dänin die derzeit beste Tennisspielerin der Welt ist, auch weil Görges anstrengende Tage hinter sich hatte. Der Fed Cup-Sieg am vergangenen Wochenende und die tagelange Vorbereitung auf die Partie gegen die USA kosteten die deutschen Spielerinnen eine Menge Kraft körperlich und mental. Umso überraschender war die Art und Weise, wie Görges die Weltranglistenerste im Stuttgarter Endspiel dominierte: mit brachialen Powerschlägen von der Grundlinie, mit starken Aufschlägen (Görges gab nicht einmal ihr Service ab) und mit einer mutigen, aggressiven Spielweise. Man hatte zu keinem Zeitpunkt der Partie das Gefühl, die 22-Jährige könnte angesichts des großen bevorstehenden Erfolgs ins Wanken geraten und beginnen nachzudenken. Dabei schien es in den letzten Monaten, als habe Görges gerade in diesem Bereich noch Schwächen – wenn es nämlich darum ging, gegen Top-Spielerinnen den Sack zuzumachen“, so wie gegen Maria Sharapova in der dritten Runde der Australian Open. 

Als Eurosport-Kommentator Matthias Stach sie bei der Siegerehrung nach einer Erklärung für den Erfolg fragte, hatte sie keine Antwort. Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe. Ich weiß nur, dass ich gewonnen habe. Gegen Caroline zu spielen, ist, wie einen hohen Berg zu erklimmen.

Görges statt Roberts

Eine, die diesen Berg vor wenigen Wochen in Miami ebenfalls erklimmen konnte, jedoch im Viertelfinale von Stuttgart am selbigen knapp scheiterte, gratulierte prompt nach dem Matchball. Über Twitter schrieb Andrea Petkovic ihrer Freundin und Fed Cup-Kameradin Glückwünsche auf ihre ganz eigene Art: Wehe du lässt mich den Porsche nicht mal Probe fahren, du geile Olle scherzte die Darmstädterin. Ihre Erfolge in den vergangenen Wochen waren es, die Görges gezeigt haben, dass es möglich ist, auch gegen Top-Spielerinnen zu gewinnen. Zu sehen, welche Spielerinnen sie geschlagen hat, gab uns anderen Spielerinnen Mut, erklärte die Bad Oldesloerin, die ab Montag in der Weltrangliste erstmals in den Top 30 (auf Platz 27) auftauchen wird.

Petkovic und Görges beide sorgen zurzeit für einen kleinen deutschen Tennisboom. Fast täglich berichtete die BILD in der vergangenen Woche von unserer Petko und den Endspielerfolg von Julia Görges vermeldete bild.de sogar auf der Startseite im Topteaser. Die Tagesschau am Sonntag zeigte nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder Bilder vom Tennis. Und wenn man heute bei Google den Namen Julia eingibt, dann wird einem als erster Nachname Görges angeboten und nicht etwa Roberts.


Felix Grewe

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