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In die Wüste geschickt …

Damals wurde er als Retter des deutschen Tennis gefeiert: Als Dr. Georg von Waldenfels, Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), im November 2004 das defizitäre Damenturnier von Berlin für 6,75 Millionen Euro nach Katar verkaufte und damit einen finanziellen Kollaps seines Dachverbandes verhinderte, wurde er als Sanierer und Heilsbringer des deutschen Tennis bezeichnet. Denn: Die Katarer wollten das Turnier weiter in Berlin ausrichten. Ein scheinbar gutes Geschäft für den DTB: Sie waren das Turnier los (und damit die jährlich steigenden Verluste), der Verband war solvent und das Turnier blieb in Deutschland. Es war die Geburtsstunde des ersten Tennisturniers mit doppelter Staatsbürgerschaft, witzelte die Süddeutsche Zeitung.

Jetzt bleibt jedem das Lachen im Halse stecken. Denn die Katarer haben klammheimlich, ohne den DTB oder den ausrichtenden Tennisclub (LTTC Rot-Weiß Berlin) zu informieren, die Turnierrechte an die Damentour (WTA) verkauft. Damit ist klar: Das größte Damenturnier Deutschlands ist Geschichte.

Verkauf des Tafelsilbers

Wie konnte es soweit kommen? Kritiker behaupten, dass der erste Fehler der Verkauf an die Katarer war. Sein Tafelsilber zu verscherbeln, ist der Anfang vom Ende, mutmaßte schon 2004 ein Verbandsfunktionär. Heute dürfte er sich bestätigt fühlen. Andererseits: Wenn von Waldenfels, den die Katarer nach etlichen Verhandlungen freundschaftlich Dr. George tauften, damals den Verkauf nicht eingefädelt hätte, wäre das Ende der German Open in Berlin noch früher gekommen.  

Als die Katarer schließlich am Ruder saßen, müssen sie von der schwierigen finanziellen Situation selbst überrascht gewesen sein. Viermal (von 2005 bis 2008) richteten sie das Turnier zwar aus, aber insbesondere nach der letzten Veranstaltung mehrten sich die Anzeichen, dass sie das Interesse am Berliner Standort verloren hatten. Etliche Dienstleister warten bis heute auf ihr Geld für Arbeiten beim Turnier 2008. Es ist die Rede von offenen Rechnungen im Gesamtwert von einer halben Million Euro.

Ich glaube, dass es eine Fehlspekulation war. Offensichtlich waren sie nicht sehr erfolgreich, vermutet Josef Minderjahn, Präsident des LTTC RW Berlin. Sein Club hat mit den Katarern einen Vertrag bis einschließlich 2009. Demnach müsste das Turnier im Mai 2009 noch stattfinden. Doch anscheinend nehmen die Katarer lieber die fällige Vertragsstrafe über 600000 Dollar hin, als die German Open noch einmal auszurichten. Dann würden sie womöglich noch mehr Geld verlieren.

Neues Highlight vor der eigenen Haustür

Parallel zum nachlassenden Interesse am Berliner Turnier konzentrierten sich die Katarer auf ein Tennis-Highlight vor der eigenen Haustür: das Masters der Damen, das im November 2008 erstmals in dem Emirat ausgespielt wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass die Katarer nur deshalb nach Berlin kamen, um der WTA zu demonstrieren: Seht her, wir haben zwar keine Tennistradition und keine guten Spielerinnen, dafür aber viele Petrodollar und das Know-how, um ein eigenes Turnier auf die Beine zu stellen. Zynisch könnte man sagen, dass der Plan perfekt aufging.

Von den Katarern selbst ist zu dieser Thematik nichts zu hören. Sie kommunizieren anscheinend nur mit der WTA, dessen Boss Larry Scott den Verkauf der Turnierrechte gegenüber Josef Minderjahn per E-Mail bestätigte. Die Frage ist nun, was die Katarer mit ihren Anteilen am krisengeplagten Hamburger Rothenbaum anstellen wollen.2005 erwarben sie für 3,5 Millionen Euro 25 Prozent der Stammrechte (womit die Turnierlizenz gemeint ist) und 49 Prozent der Rothenbaum Sport GmbH. Seitdem traten die Scheichs aus dem Wüstenstaat in Hamburg nicht groß in Erscheinung. Zum verlorenen Prozess gegen die ATP äußerten sie sich nicht. Dass der DTB nun im Revisionsverfahren steckt und womöglich die 17 Millionen Dollar Anwaltskosten der ATP übernehmen muss, lockt die Katarer auch nicht aus der Reserve. Sie schweigen.

Fragt man beim DTB nach, heißt es nur: Wir wissen nicht, was sie jetzt vorhaben. Fragt man den neuen Hamburger Turnierdirektor Michael Stich, zuckt er mit den Schultern: Keine Ahnung.

Es könnte ein böses Ende nehmen mit der einst so erfolgreichen Kooperation zwischen DTB und dem Emirat Katar. Denn wenn die Katarer auch das Hamburger Turnier, das eh noch von so vielen Unwägbarkeiten abhängt, in die Wüste schicken, ist die Tennisnation Deutschland bankrott.

Tim Böselerjordan retro shoes mens release dates | when is the next jordan 1 release