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Mail aus Garmisch: Maroder Charme der Eissporthalle

Heute ist Doppeltag und ganz Garmisch ist weiß. Nachts hat es heftig geschneit und auf den mit oberbayerischer Lüftlmalerei verzierten Häusern liegt eine dicke Schneeschicht. Auch das Eissportzentrum ist winterlich eingekleidet. Nur im Inneren ist alles genauso wie gestern. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass es genauso aussieht wie vor über 70 Jahren, als das Gebäude für die Olympischen Spiele 1936 errichtet wurde. Die vorherrschenden Farben sind blau, grau, grün und braun. Alles wirkt sehr alt, einiges auch ein bisschen oll. Trotzdem hat die Halle einen gewissen maroden Charme. Nur die Zugluft, die ständig durch die Gänge weht, ist – kombiniert mit der warmen Heizungsluft im Inneren – für jedes Immunsystem eine Herausforderung. Und eng ist es. In der mittleren Etage gibt es nur einen einzigen Getränke- und Essensausschank. Gestern war ab 20 Uhr kein einziger Krümel mehr zu bekommen. Bis zum Ende des Kohlschreiber-Matches – um 23 Uhr! – musste ich mich mit Keksen eines Kollegen über Wasser halten.


Fensterfront zugekleistert


Es ist schon abenteuerlich, wie die Eissporthalle für dieses große Tennis-Event umgerüstet wurde. Der Boden wurde auf Holzplatten über dem Eis verlegt. Auf den Stehtribünen an den Stirnseiten der Halle sind vereinzelte Sitzschalenbänke aufgeschraubt worden. Oben, unter der Decke verlaufen breite Fensterfronten. Aber weil sich einige Spieler von dem grellen Tageslicht, das dort einfiel, gestört fühlten, sind sie mit dickem Kleister zugemalt worden. Es ist schon erstaunlich, was die Veranstalter alles für die Tennisprofis tun. Nur noch durch einen schmalen Spalt kann ich hinausschauen und die imposante Bergkulisse der Alpen sehen.

Abenteuerlich ist auch der Pressebereich. Der Interview-Raum, in dem Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer heute nach ihrem Doppelsieg die Fragen der Journalisten beantworteten, war offensichtlich einmal eine Turnhalle. An der Wand ist eine Sprossenwand angebracht, dahinter drei große Spiegel und eine Ballettstange. Jetzt stehen hier etwa 12 Reihen mit spinatgrün-gepolsterten Metallstühlen für die Journalisten und ein erhöhter Tisch hinter dem Kohli, Kiwi und Teamchef Kühnen sitzen. Ich fühle mich gut und bin bereit morgen zu spielen, sagt Kohli. Alle sind gespannt auf morgen. Ich auch. Dann wird in den kahlen aber urigen Gemäuern des Eissportzentrums endlich die Entscheidung im Duell zwischen Deutschland und Österreich fallen.

Die ausführliche Davis Cup-Reportage lesen Sie in der Ausgabe 4/09 des tennis magazins, die am 20. April erscheint.

Mail aus Garmisch: Kuhglocken und Irokesen

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