ABN AMRO World Tennis Championship

Mail aus Rotterdam: „Warten auf Murray“

Am Montag soll es stattfinden. Das ist das einzige, was ich weiß, als ich am Bahnhof von Rotterdam eintreffe. Hier, in der niederländischen Hafenstadt, beginnt morgen das erste der insgesamt elf 500er-Turniere der ATP-World Tour 2009. Mit dabei: Andy Murray. Wegen ihm bin ich hier. Im Gepäck habe ich meinen Laptop, ein paar Unterlagen und den Auftrag, ein Interview mit dem Schotten zu führen. Damit ich den Termin auf keinen Fall verpasse, bin ich bereits einen Tag früher angereist.

Montagmorgen, um 10 Uhr stehe ich auf der Matte. Besser gesagt: vor dem Eingang des Ahoys, dem größten Veranstaltungscenter in Rotterdam. Nachdem mich fünf Mitarbeiter des Turniers in fünf verschiedene Richtungen geschickt haben, entdecke ich das Pressezentrum. In dem kargen Raum voll mit Tischen, Computern, Fernsehern und niederländischen Journalisten sitzt auch Simon, verantwortlich für die Pressearbeit der ATP. Nach Andys Doppelmatch bekommst du dein Interview, kündigt er an. Ich schaue auf den Zeitplan: Murray spielt das zweite Match nach 13:30. Grob überschlagen, wird er gegen 16:30 Uhr durch sein. Inklusive duschen, wird es bestimmt 17:00. Jetzt ist es elf. Zeit genug also, sich hier genau umzusehen.

Schnäppchenjagd am „Ladies Day“

Auf dem Centre Court schlagen sich Arnaud Clement und Dmitry Tursunov ein. Um den Court herum schwirren etliche Grüppchen von Frauen mittleren Alters durch die Gänge. Sie schnattern, kichern und fallen über die Sonderangebote der Bekleidungsshops her wie ein Schwarm Bienen über den Honig. Es ist Ladies Day in Rotterdam. Und ja, ich gebe zu, auch ich riskiere einen kurzen Blick auf die Sonderangebote. So viel Zeit muss sein das Interview ist ja erst in fünf Stunden.Der Gebäudekomplex des Ahoys ist riesig und erstreckt sich über mehrere Etagen. Die Rolltreppe runter, an der Fressmeile mit Donuts, Pommes Fritjes und Hotdogs vorbei, befinden sich die Trainingsplätze sowie Showcourt Nummer 1. Hier wird Murray später sein Doppelmatch bestreiten. Jetzt  trainiert er gerade. Ich setze mich an den Platzrand und beobachte, wie der 21-Jährige mit seinen Coaches herumalbert, mit Doppelpartner James Auckland Bälle hin und her schlägt und dabei ziemlich entspannt wirkt. Kein Fluchen, kein Gezeter, Murray ist gut drauf. Ein gutes Omen für mein Interview, rede ich mir ein.
 
Beim Mittagessen im Presserestaurant bin ich fast allein. Nur ein britischer Kollege von einer Nachrichtenagentur und eine ältere Dame hinter der Bar sind noch da. Das Wetter draußen ist trist. Das Restaurant auch. Im Hintergrund dudelt ein schnulziges Liebeslied. Die CD hat einen Sprung. Don`t go away, dont leave me.dont go away., fleht der Sänger immer und immer wieder. Ich schnappe mir ein in Plastik eingepacktes labbriges Käsebrötchen und einen Joghurt. Wirklich lecker ist das nicht, aber dafür immerhin kostenlos.

Recherche für ein Hotelzimmer

Anschließend setze ich mich ins Pressezentrum und recherchiere. Gibt es noch Neuigkeiten über Andy Murray? Irgendwelche Details, die ich noch nicht kenne? Ich finde nichts und kümmere mich schließlich um ein Hotelzimmer in Rotterdam. Denn: Das Match von Murray zieht sich hin. Meine Planung, den letzten Zug um 18:30 zurück nach Hamburg zu nehmen, empfinde ich auf einmal als äußerst optimistisch. Ich werde wohl eine weitere Nacht in Rotterdam bleiben müssen.Inzwischen ist Murray fertig mit seinem Doppel. Er hat verloren. Ob er jetzt immer noch gut gelaunt ist, wie vorhin beim Training? Mit der kurzen Dusche danach wird es nichts. Es dauert, bis er soweit ist. Interview um 18 Uhr, sagt mir Simon. Ich buche ein Hotel für die kommende Nacht. Der Redaktion in Hamburg sage ich, dass ich einen Tag später zurückkommen werde. Was für ein Aufwand: Eine Drei-Tages-Reise für ein Interview mit Andy Murray. Ob sich das lohnt?

Um 18:05 ist es tatsächlich soweit. Andy Murray schlendert in den Interviewraum. Er beißt noch kurz von einem Schokoriegel ab, dann geht es los. Er ist tatsächlich ganz gut drauf, meine Hoffnungen erfüllen sich. Geduldig beantwortet er alle Fragen. Nach 20 Minuten ist meine Zeit abgelaufen. Murray muss zu seinem nächsten Termin: eine Autogrammstunde. Die Kids warten schon. Für mich ist die ewige Warterei endlich vorbei. Und das Interview habe ich im Sack ein Glück. Es hat sich also doch alles gelohnt. Jetzt kann die eigentliche Arbeit beginnen. Zuerst mit diesem Blog hier, danach kümmere ich mich um das Interview mit Andy Murray.

Das Ergebnis des Gesprächs mit Andy Murray können Sie im nächsten tennis magazin (Heft 4/2009) lesen, das am 20. März erscheinen wird.men’s new jordans release dates | air jordan outlet website reviews