Tennis: French Open 2003/Roland Garros/Finale

Tour Talk: Comeback der alten Hasen

Wie die Zeit vergeht! Erinnern Sie sich noch an die starke Phase von Juan Carlos Ferrero? 2003 war das, vor sechs Jahren. Damals gewann Moskito die French Open, kam ins Finale der US Open und wurde die Nummer 1 der Welt dann kam nicht mehr viel. Im Oktober 2003 gewann er noch das Masters in Madrid. Seitdem siegte er bei keinem Turnier mehr, eine fast unglaubliche Statistik. Ferrero, zwischenzeitlich von Verletzungen an Handgelenk und Rippe sowie von Windpocken zurückgeworfen, spielte seit jenem Titel in Madrid 110 Turniere und gewann keines von ihnen. Immerhin: Sechsmal kam er noch ins Finale. Die Titeldürre ist vergangenen Sonntag zu Ende gegangen. Ferrero siegte in Casablanca, schlug Florent Serra im Endspiel. Für mich ist das ein ganz besonderer Moment, sagte der 29-Jährige. Vor zehn Jahren habe ich hier, in Casablanca, mein erstes ATP-Turnier gespielt. Jetzt spiele ich wieder hier und hole endlich einen Titel besser hätte es nicht laufen können.

Genauso euphorisch klang Lleyton Hewitt, der eine ähnliche Geschichte wie Ferrero zu bieten hat, auch wenn sie nicht ganz so extrem ausfällt. Hewitt, nach wie vor jüngster Turniersieger der ATP Tour (Adelaide, 1998, mit 16 Jahren als Nummer 550 der Welt) und jüngste Nummer 1 der Tennisgeschichte (September 2001 mit 20 Jahren und 8 Monaten), beendete seine Durststrecke ebenfalls vergangenen Sonntag, als er das Turnier in Houston gewann. Sein erster Titel seit zwei Jahren. Als ich die Nummer 1 war und fünf, sechs Turniere pro Jahr gewann, war ein Titel nicht so besonders. Das ist jetzt ganz anders, philosophierte Hewitt, der durch eine Hüftoperation lange Zeit ausfiel und sich jetzt wieder nach oben kämpfen will.

Hewitt & Ferrero: Noch nicht abschreiben

Die beiden alten Hasen, Hewitt und Ferrero, sind die Aufsteiger in der aktuellen Weltrangliste. Hewitt verbesserte sich um 31 Ränge und wird nun auf Platz 57 geführt; Ferrero schoss 40 Positionen nach oben und steht jetzt auf Rang 75. Anscheinend kann man die beiden doch noch nicht abschreiben.Endgültig vorbei ist die Zeit von Monica Seles zumindest als Profispielerin. In der internationalen Tennisszene ist sie aber jetzt wieder in aller Munde, weil am 21. April ihr englischsprachiges Buch Getting A Grip (zu deutsch etwa: Halt finden) erscheint. In ihrer Autobiographie offenbart die ehemalige Weltranglisten-Erste erstaunliche Details. So hätte sie früher unter extremen Essstörungen gelitten und regelrechte Fressorgien veranstaltet. Essen wurde mein bester Freund. Ich war einsam und habe einfach alles in mich reingeschaufelt. Essen war meine Art, mit Stress umzugehen.  Besonders extrem waren die Fressattacken nach dem Messer-Attentat auf sie (1993) und nach dem Tod des Vaters (1998). Nach vielen Rückfällen in alte Verhaltensmuster hätte sie die Essstörungen nun überwunden. Mit dem Buch will sie anderen Frauen helfen, gegen die Fresssucht anzukämpfen.

Ein fließender Übergang zum nächsten Thema ist nun kaum möglich, deshalb geht es abrupt weiter: Andy Murray vertraut während der Sandplatzsaison wieder auf den Rat von Ex-Profi Alex Corretja. Der Spanier (zweimaliger French Open-Finalist) soll wie schon im vergangenen Jahr bei den Turnieren von Monte Carlo, Rom, Madrid und Paris Murrays Spiel auf Sand optimieren. 2008 kam Murray bei keinem dieser Events über das Viertelfinale hinaus, 2009 will er das ändern. Es ist immer gut, wenn man neue Impulse für sein Spiel bekommt, erklärte Murray die Zusammenarbeit mit Corretja. Hauptcoach bleibt aber Miles Maclagan. Die Ausgangsposition vor der Sandplatzsaison ist ideal für Murray. Er hat vergleichsweise wenige Punkte zu verteidigen. So kann er Novak Djokovic (Rang 3) und Roger Federer (Rang 2), die im Moment noch vor ihm stehen in der Weltrangliste, gefährlich nah kommen. Profikollege Fernando Verdasco ist sich sicher, dass Murray schon bald die Nummer 2 hinter Nadal sein wird: Die Beiden sind einfach die besten im Moment.

Becker ist der Beste

Der Beste in einer ganz anderen Kategorie ist wer hätte das für möglich gehalten der Deutsche Benjamin Becker. Keiner lag 2008 so oft richtig beim Videobeweis mit dem Linienüberachungssystem Hawk Eye. Beckers Trefferquote lag bei 60 Prozent. Gut, er spielte 2008 eher selten auf den großen Courts, auf denen das Hawk Eye installiert ist, aber dennoch kommt er auf insgesamt 32 Challenges, von denen 19 zu seinen Gunsten ausfielen. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert auf der Tour liegt bei 35 Prozent. Von den Topspielern ist Andy Murray der schlechteste: Nur 25 Prozent seiner Einsprüche waren berechtigt. Novak Djokovic kommt auf 55 Prozent, was bei 168 Challenges erstaunlich gut ist. Ich habe eben Augen wie ein Falke, begründet Djokovic seine Trefferquote.

Tim Böseler

Tour Talk-Archiv:
– „Rasender Rafa & ein Schmetterling“ (24.3.2009)
– „Ansichten eines Champions …(16.3.2009)
– „Traumkulissen und Geistermatches“ (10.3.2009)
– „Goldener Doppelfehler für die WTA-Tour“ (25.2.2009)
– „Big Macs Geburtstag & ein Bulgare greift an“ (17.2.2009)
– „Ein verlorener Schuh und Ärger am Morgen“ (12.2.2009)
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