2013 US Open – Day 3

US Open: Das 550-Millionen-Dollar-Projekt

Von Tim Böseler, New York

Die winzigen Tropfen sind kaum spürbar, ganz sanft legen sie sich auf die Haare, auf die Kleidung und auf den Boden. Genau das ist das Problem. „Light drizzle“, feiner Sprühregen also, heißt dieser Niederschlag hier in New York, der den Spielbetrieb bei den US Open durcheinander gewirbelt hat. Die Hardcourts werden auch mit den vergleichsweise wenigem Regen einfach zu rutschig. Folge: Spielabbruch und nervendes Warten auf ein Ende der Nieselei. Die Matches von Angelique Kerber und Sabine Lisicki wurden deswegen von Mittwoch auf Donnerstag verlegt.

Regen und die US Open: In den letzten Jahren konnte man sicher davon ausgehen, dass Matches abgebrochen und verlegt wurden; manchmal gab es sogar komplette „Wash-Outs“. Das sind Tage, an denen nicht ein einziger Ballwechsel auf der Anlage von Flushing Meadows gespielt wurde. Der Regen hat mittlerweile einen so großen Einfluss auf den Spielplan der US Open, dass die Veranstalter das Herrenfinale 2013 von vornherein auf den Montag legten. Während der letzten vier Jahre sorgten dafür noch die Verschiebungen durch Regenunterbrechungen.

Dramatische Wetterveränderungen bei den US Open

Lange war der Regen kein großes Thema beim Grand Slam-Turnier in New York. Wer sich durch das „Regenarchiv“ (gibt es tatsächlich!) der US Open arbeitet, wird beispielsweise feststellen, dass es zwischen 1987 und 2003 keine nennenswerten Wetterkapriolen gab. „Es gibt dramatische Wetterveränderungen bei uns während der letzten zehn Jahre. Früher war es Ende August/Anfang September vergleichsweise trocken. Das ist auch der Grund dafür, dass beim Bau das Ashe-Stadions 1996 kein Gedanke an ein Dach verschwendet wurde“, sagt Danny Zausner vom amerikanischen Tennisverband USTA. Der Klimawandel lässt grüßen.

Zausner ist Direktor des National Tennis Centre und präsentierte zu Beginn der Woche gemeinsam mit anderen USTA-Vertretern Details zum großen Umbauplan der Anlage, von dem die wichtigsten Maßnahmen bereits vor zehn Tagen bekannt wurden. Die Fakten: Die beiden Hauptplätze (Arthur Ashe und Louis Armstrong) bekommen ein fahrbares Dach, der drittgrößte Court (der Grandstand) wird vergrößert und verlegt, die Gesamtkapazität der Anlage wird für zusätzliche 10.000 Fans pro Daysession erhöht. Spätestens 2018 soll alles fertig sein. Kosten: 550 Millionen US-Dollar.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Müllkippe

Das Projekt ist gigantisch (s. Fotos unten in der Bildergalerie). Allein der Bau des Dachs über dem Ashe-Stadion ist eine Sensation. Jahrelang beharrte die USTA darauf, dass eine Dachkonstruktion unmöglich sei, weil der Untergrund des Geländes ein derartiges Monstrum nicht tragen könnte. Das Problem: Flushing Meadows ist ehemaliges Marsch- und Weideland, das früher regelmäßig durch den Gezeitenwechsel des nahen Küstengewässer überschwemmt wurde. Später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde aus dem Areal eine riesige Müllkippe. Vor allem Asche aus Hochöfen wurde hier abgeladen, was der Gegend der Namen „Valley of Ashes“ einbrachte. Parkähnlichen Charakter erhielt Flushing Meadows erst durch die Weltausstellung 1939, die umfangreiche Aufräumarbeiten erforderte.

Der Dachentwurf des Architekten Matt Rosetti soll nun für den weichen Boden ideal sein obwohl 5.000 Tonnen Stahl verbaut werden. Damit das riesige Dach über dem größten Tennisstadion der Welt, dessen Fläche knapp viermal so groß sein wird wie das über dem Centre Court von Wimbledon, genügend Halt hat, sollen überdimensionale Botenblöcke tief im Boden verankert werden. Das Dach besteht aus einer dünnen, transparenten Teflon-Folie, deren Lebensdauer auf 30 Jahre geschätzt wird. Danach muss sie ausgetauscht werden. Das neue Dach soll sich in knapp fünf Minuten öffnen und schließen lassen.

„Light drizzle“ kann dem Turnier dann nichts mehr anhaben zumindest auf den größten Plätzen. Aber bis es soweit kommt, ist eines sicher: Die nächste Regen fällt bestimmt.

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