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Australian Open in Kooyong: Erst Holzkiste, jetzt Schmuckkästchen

Bei den Profis unbeliebt, von anderen Grand Slam-Turnieren belächelt: Als die Australian Open noch in Kooyong ausgespielt wurden, galten sie als rückständig. Heute profitiert der alte Standort von seiner Historie und die Australian Open sind ein Mega-Event.

Cedric Mason empfängt Besucher immer im schwarzen Anzug und Krawatte – egal, wie warm es draußen ist. Heute sind es über 40 Grad in Melbourne. Dazu weht ein starker Wind. Er ist so heiß wie ein Föhn, der einem direkt ins Gesicht bläst. Herrliches Wetter, sagt Mason, bevor er den Rundgang durch den Kooyong Lawn Tennis Club startet. Er ist hier in diesem legendären Club, in dem früher die Australian Open auf Rasen ausgetragen wurden, der Clubsekretär. „Kommen Sie mit, junger Mann“, ruft er, „hier fing alles an mit den Australian Open.“

Stadion in Hufeisenform

Vor einer Wand voller schwarz-weißer Fotos bleibt er stehen. Die Bilder zeigen die Eröffnung des großen Hufeisenstadions im Jahre 1927 für 12.000 Besucher. Da die Australian Open aber von Jahr zu Jahr in anderen Städten (Sydney, Adelaide, Perth, Brisbane) ausgespielt wurden, gelangte der Club erst viel später in die internationalen Schlagzeilen: 1953, Davis Cup-Finale zwischen Australien und den USA in Kooyong. Durch zusätzliche Tribünen schauten 17.500 Fans zu – Rekord für die damalige Zeit.

Das Besondere an dieser Begegnung war das Team der Australier. Kapitän Harry Hopman schickte zwei 19-Jährige ins Rennen: Lew Hoad und Ken Rosewall. Die beiden holten einen 1:2-Rückstand auf und versetzten ihre Heimat in einen dreitägigen Freudentaumel. Kooyong wurde mit einem Schlag berühmt, Hoad und vor allem Rosewall wurden zu gefeierten Stars.

Nur sieben Grasplätze

Kooyong

Hufeisen von oben: Das Kooyong-Stadion in den 70er Jahren.

1972 vergab der australische Verband seine offenen Meisterschaften endgültig nach Kooyong. Doch während die anderen Grand Slam-Turniere in London, Paris und New York immer populärer wurden, trudelte der kleine Bruder auf dem fünften Kontinent ins Abseits. Der Club hatte nur sieben wettkampftaugliche Grasplätze, so dass lediglich 96 Herren und 64 Damen in den Einzelkonkurrenzen teilnahmen. Bei der Grand Slam-Konkurrenz in Übersee waren längst 128er Felder üblich. Auf einen Mixed-Wettbewerb verzichtete man in Kooyong komplett – keine Kapazitäten.