Antonia Lottner: „Ich weiß meine Leistung jetzt zu schätzen”
Als Juniorin war sie top. Jetzt hat die 28-jährige Antonia Lottner ihre Karriere beendet, spielt noch Bundesliga und sucht eine neue Aufgabe.
Frau Lottner, wir haben lange nichts mehr von Ihnen gehört. Was machen Sie gerade?
Ich bin nicht mehr auf der Tour unterwegs. Ich wollte eine Zeit lang schauen, wo die Reise hingeht und habe es daher offen gelassen, ob ich noch mal spiele. Aktuell bin ich sesshaft in Köln, mache eine Ausbildung und gebe Training.
Wann fiel der Entschluss, dass Sie keine Turniere mehr spielen werden?
Ich war lange verletzt und habe 2022 bei meinem ersten Turnier im Januar auf Mallorca gemerkt, dass mir die Tour keine Freude mehr bereitet. Dann habe ich erst mal ein Break eingelegt und anschließend noch ein paar Turniere gespielt. Spaß hat es nicht mehr gemacht.
Sie waren die Nummer 128 der Welt, haben bei jedem Grand Slam-Turnier im Hauptfeld gespielt und lieferten einen sehr überzeugenden Fed Cup-Auftritt in Weißrussland ab. Wie würden Sie selbst Ihre Karriere bewerten?
Es gibt darauf zwei Antworten. Die Sportlerin Antonia sagt: Da wäre noch mehr drin gewesen, bei Olympia oder dass ich bei einem Grand Slam weiterkomme. Aber dann gibt es noch die private Antonia, die einen anderen Blick darauf hat und die Karriereleistung mehr zu schätzen weiß und anerkennt.
Führen Sie uns einmal durch die zehn Jahre Ihrer Laufbahn. Welche Höhen und Tiefen haben Sie empfunden?
Die beste Zeit war mein Sieg beim Fed Cup in Weißrussland. Danach dachte ich, dass es jetzt bergauf geht. Das war ein wahnsinniges Erlebnis für mich als junge Spielerin und mein Selbstbewusstsein ist dadurch noch mal gestiegen. Ein weiterer Höhepunkt war die Qualifikation für die US Open 2019. Damit habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt.
Was war negativ?
Das viele Rumsitzen und Warten, bis man spielt. Der Ablauf war immer derselbe und ich habe immer gedacht, ich hätte in der Zeit auch mit meinen Freunden Kaffee trinken gehen können. Auch die regelmäßige Einsamkeit im Hotel, weit weg von zuhause, war nicht leicht. Grand Slams hingegen waren immer super. Da waren viele Freunde dabei und es war immer total schön.
Was machen Sie jetzt? Sie müssen sicherlich noch Geld verdienen.
Meine Mutter hatte mich ermutigt, eine Coaching-Ausbildung zu machen. Dabei habe ich auch sehr viel über mich selbst gelernt, obwohl ich gar nicht so richtig wusste, was ich überhaupt machen möchte. Ich habe dann mit Tennistraining Geld verdient. Seit 2023 mache ich eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei meinem Verein Rot-Weiß Köln, die im Januar 2026 endet. Ich sehe mich aber langfristig nicht in einem klassischen Bürojob.
Spielen Sie noch Tennis?
Ja, im Doppel in der Bundesliga beim TEC Waldau Stuttgart. Beim TC Weiden spiele ich in einem Bundesliga-Padelteam.