Elise Mertens: „Es gibt keinen Moment, in dem mein Kopf leer ist”
Elise Mertens, ehemalige Nummer eins im Doppel und Top 25 im Einzel aus Belgien, über ihren Perfektionismus, ihr Engagement für Berggorillas und Kim Clijsters.
Frau Mertens, Sie gewannen die Australian Open im Doppel, wurden wieder die Nummer eins. Einen Tag später waren Sie bereits beim Turnier in Linz. Wie ist es, wenn man diese Erfolge nicht ausführlich genießen kann?
Natürlich wollte ich den Australian Open-Titel mit meiner Doppelpartnerin Su-Wei Hsieh feiern. Bedauerlicherweise reichte es nur für einen schnelles Foto. Wir konnten nicht mal mit einem Drink anstoßen, da ich meinen Flug bekommen musste, den ich am Tag vorher gebucht hatte. Ich wusste also bereits, dass ich nach dem Finale zügig los musste.
Was macht ein gutes Doppelteam aus?
Man sollte auf und neben dem Platz befreundet sein und Zeit miteinander verbringen. Auf dem Platz wird es meistens ernst, aber wir versuchen, Spaß zu haben. Es muss eine gute Mischung aus Ernsthaftigkeit und Freude sein.
Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit beschreiben?
Ich bin eine Perfektionistin. Ich gebe immer hundert Prozent und spiele mit Hingabe, Motivation und viel Energie. Ich will alles gewinnen, weshalb ich mir auch bei Punktgewinnen Gedanken darüber mache, was ich noch verbessern kann. Wenn ich einen Punkt verliere, versuche ich direkt, diesen Punkt noch mal in meinem Kopf abzuspielen und überlege sofort, was ich hätte besser machen können oder was meiner Gegnerin geholfen hat. Es gibt also keinen Moment, in dem mein Kopf leer ist.
Und abseits des Platzes?
Ich liebe Tiere und die Natur. Ich habe acht große Hunde, die aus Rumänien adoptiert sind. Sie bleiben bei meinen Eltern, die ebenfalls Hunde lieben.
Sie engagieren sich auch in einer Charity-Aktion für Berggorillas.
Stimmt. Im Virunga Park im Kongo leben die letzten Berggorillas. Ich kenne jemanden, der dort arbeitet und halte Kontakt zu ihm. Aktuell ist es ziemlich schwer, weil viele die Gorillas töten wollen, um Geld zu verdienen. Vor ein paar Jahren habe ich zusammen mit einer Organisation Halsketten hergestellt. Die Profite gingen an den Park. Es ist schön, etwas zurückzugeben. Leider war ich noch nie im Kongo. Ich wollte letztes Jahr dorthin, aber zu der Zeit herrschte Krieg. Davor war die Situation durch Corona schwierig. An die Organisation High Impact Athletes (HIA) spende ich ebenfalls. Bei den WTA-Finals habe ich für jeden gewonnenen Satz im Doppel Geld an eine Non-Profit-Organisation gespendet.
In den 2000er-Jahren war das belgische Tennis mit Kim Clijsters und Justine Henin auf dem Höhepunkt. Wer war Ihr Favorit?
Auf jeden Fall Kim, da sie in der Nähe gewohnt hat und ich zehn Jahre in ihrer Akademie trainiert habe.
Haben Sie einen Ratschlag von Clijsters bekommen, der Ihnen geholfen hat?
Sie sagte, dass niemand gerne gegen mich spielt. Das war für mich ein guter Rat, weil sie mir verdeutlicht hat, dass den anderen Spielerinnen bewusst ist, was ich für eine harte Gegnerin bin.