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Sabine Lisicki: „Ich habe immer noch meine Träume“

Wie sah ein typischer Reha-Tag bei Ihnen aus?

Ich bin um 7 Uhr aufgewacht und habe die ersten Übungen zu Hause gemacht, dann Frühstück und anschließend bin ich ins Reha-Zentrum gefahren und wurde eine Stunde behandelt. Dann noch einmal eineinhalb Stunden diese nervigen Übungen, die keinen Spaß machen. Am Nachmittag saß ich ganz viel auf dem Fahrrad, weil man mit der Schulterverletzung auch nicht joggen kann. Das war auch nervig, weil ich es liebe, durch den Wald zu laufen, um den Kopf zu entspannen und frei zu kriegen. Ich saß also ständig auf einem dieser Fahrrad-Ergometer. Ich hatte mein iPad immer dabei und habe so viele Serien wie nie zuvor in meinem Leben geguckt.

Wo haben Sie sich während der acht Monate aufgehalten? Haben Sie auch Praktika und Reisen gemacht wie Maria Sharapova während Ihrer Dopingsperre?

Nein. Ich war tatsächlich fast ausschließlich in der Reha – zwischen München und meinem Zuhause in Florida. In München deshalb, weil es dort durch den Fußball einfach sehr gute Physiotherapeuten und Ärzte gibt. Ich war aber nicht bei Herrn Dr. Müller-Wohlfahrt, da gibt es noch andere gute Ärzte.

Sie sind für Ihr Strahlen und ihre positive Art bekannt. Gab es auch mal Momente, in denen Sie traurig waren und auch mal geweint haben?

Nein, ich habe diesmal eisern durchgehalten, unter anderem auch, weil ich ein sehr, sehr gutes Team um mich herum hatte, das mir wahnsinnig viel Kraft gegeben hat. Auch gute Freunde, die mich unterstützt haben. Wenn dann bei anderen Familien schlimme Dinge passieren, merkt man auch, dass es Größeres gibt als Tennis und eine Verletzung.

Sabine Lisicki: Bei ihrem Comeback bei den Mallorca Open sprach tennismagazin.de mit der 27-Jährigen über ihre Leidenszeit und ihre Ziele.

Lisickis Waffe: Die Troisdorferin kann nach ihrer Schulterverletzung endlich wieder schmerzfrei aufschlagen.

Sie sprechen Ihr Team an. Auf Mallorca wurden Sie nun wieder begleitet von Ihrem Vater und Ihrer Mutter.

Meine Eltern spielen seitdem ich ein Kind bin eine riesengroße Rolle und haben mich immer unterstützt.

Ihr Vater ist für die On-Court-Coachings auch zu Ihnen auf den Platz gekommen. Ist er derzeit wieder Ihr Trainer?

Ja. Außerdem hat mir Nick Bollettieri die ganze Zeit in Florida geholfen.

Bollettieri ist schon 85. Ist er wirklich noch ständig in der IMG-Academy, wie es heißt?

Ja, er ist immer noch jeden Tag auf der Anlage. Als wir drüben waren, haben wir jeden Morgen um 7 Uhr trainiert.

Wird Ihr Vater auch mit Ihnen zu den nächsten Turnieren reisen?

Ja.

Sie hatten zwischenzeitlich andere Coaches wie zum Beispiel Christopher Kas. In dieser Zeit schienen sie sich trainingsmäßig abgenabelt zu haben von Ihrem Vater, der auch nicht mehr mitreiste. Wie kam es jetzt dazu, dass er Sie wieder als Hauptcoach trainiert?

Ich war so lange raus und wusste auch nicht, wann ich zurückkommen kann. Ich glaube, dass ich deshalb einfach zu dem zurückkehren wollte, was funktioniert hat, einfach „back to the roots“, wie man so schön sagt. Wir waren erfolgreich zusammen, wir waren im Wimbledon-Finale, ich war die Nummer 12. So etwas gibt einem auch unglaublich viel Sicherheit. Und: Ich wusste, es gibt mit ihm keinen Druck, zurückzukommen. Also: Es gab nicht den Druck von jemandem von außen. „So, jetzt musst du sofort zurück auf die Tour!“ Ich weiß, mein Vater will das Beste für mich. Er hat gesehen, wie sehr ich gelitten habe, als ich mit Verletzungen gespielt habe, weil ich zu früh zurückgekommen war.“