Rogers Cup Montreal – Day 2

MONTREAL, ON - AUGUST 11: Nick Kyrgios of Australia reacts on a call during day two of the Rogers Cup against Fernando Verdasco of Spain at Uniprix Stadium on August 11, 2015 in Montreal, Quebec, Canada. (Photo by Minas Panagiotakis/Getty Images)

Bad Boy Kyrgios: Die Tour braucht solche Typen

BEST BUDDIES: Kyrgios (li.) und Kokkinakis – „The Special Ks“ – beim Davis Cup-Viertelfinale in Darwin.

Natürlich kann man Kyrgios im Zusammenhang mit diesem Vorfall nicht wirklich in Schutz nehmen. Will ich auch gar nicht. Soll ihn die ATP ruhig bestrafen, verdient hätte er es. Dennoch halte ich den australischen Heißsporn für einen Gewinn der gesamten Tennisbranche. Warum? Weil seine Matches meistens eine Riesen-Show mit hohem Unterhaltungswert sind, weil er attraktives und aggressives Tennis ohne Kompromisse spielt, weil man mit ihm leiden und jubeln kann, weil er so auftritt, wie er ist, und sagt, was er denkt. Er ist eben kein glatt geschliffenes IMG-Produkt, das schon etliche Lektionen über den richtigen Umgang mit den Medien eingeimpft bekam, auch wenn er zu Jahresbeginn von der weltweit größten Vermarktungsagentur unter Vertrag genommen wurde. Kyrgios ist mit seiner Art ein Unikum auf der Tour – das macht ihn für das Tennis so wertvoll.

Ich würde mir wünschen, dass er seine direkte und unverblümte Art – trotz aller Strafen, die jetzt folgen mögen – beibehält. Während des Wimbledon-Turniers, bei dem er im Match gegen Richard Gasquet durch Schlägerweitwurf und Leistungsverweigerung auffiel, gab es auch eine Anekdote, die viel über das Selbstwertgefühl des 20-Jährigen verrät. Die australische Schwimmlegende Dawn Fraser hatte sich in einem Fernseh-Interview über die mangelnde Leistungsbereitschaft von Kyrgios mokiert und ihm die Ausreise „ins Land seiner Eltern“ empfohlen. Kyrgios, dessen Vater aus Griechenland stammt und der in Australien geboren wurde, antwortete über seine sozialen Medien auf seine Art: „Den Schläger werfen: Rüpel. Über Regeln diskutieren: respektlos. Frustriert im Match: verwöhnt. Emotionen zeigen: arrogant. Offensichtliche Rassistin: australische Legende.“

WAWRINKAS FREUNDIN: Profikollegin Donna Vekic, 19, aus Kroatien feuerte in Wimbledon „Stan The Man“ an.

Klar ist: Der Aussetzer von Montreal ging zu weit – selbst wenn Kyrgios im Vorfeld der Beleidigung einige „freche Dinge“ von Wawrinka zu hören bekam, wie der Australier nach dem Match mehrfach betonte. Aber all die, die ständig echte Typen und Charaktere mit Ecken und Kanten auf der Tour fordern, gleichzeitig jedoch Kyrgios für eine hohle Dumpfbacke halten, sollten sich darüber klar werden, was sie eigentlich wirklich wollen: Querköpfe, die auch mal verbal unter die Gürtellinie treten oder doch lieber den nächsten Langweiler, der sich so verbiegt, dass er möglichst nirgendwo aneckt?

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