Kind spielt Tennis

Spiel, Satz und Spass: Die Freude am Tennis sollte im Vordergrund stehen. Einigen Eltern sind die Ergebnisse wichtiger als die Entwicklung ihres Kindes.

Die Elternproblematik im Tennis

Tennis sollte bis zu Beginn der Pubertät nur aus Spaß bestehen, findet unser Kolumnist. Doch immer häufiger mischen sich Eltern in das Training auf dem Platz ein und tun ihren Kindern damit nichts Gutes.

Sport betrachte ich als Schule des Lebens. Leider sehe ich es immer häufiger, dass wir eine Eltern-Problematik im Tennis haben. Eltern, die sich einmischen und völlig überehrgeizig sind. Viele Eltern sehen sich mittlerweile in der ersten Reihe sitzend und glauben, mit mehr Nachdruck ihre Kinder zu höheren Leistungen bringen zu können. Sie verstehen dabei nicht, dass es etliche Beispiele gibt, bei denen die Kinder irgendwann mit Tennis aufhören und mit den Eltern kein Wort mehr reden, weil der Druck viel zu groß geworden ist.

In meiner Juniorenzeit gab es eine gewisse Distanz der Eltern. Man hat die Kinder spielen und die Trainer ihre Aufgaben machen lassen. Das hat sich extrem geändert. Jugendturniere sind nicht Wimbledon. Selbst wenn es Wimbledon wäre, kann man nicht den Gegner oder den Schiedsrichter beschimpfen. Als Elternteil wäre es ideal, wenn ich einzig und allein den Einsatz meines Kindes beurteile. Wenn mein Kind sich maximal angestrengt und alles probiert hat, muss ich als Elternteil superstolz sein, damit habe ich alles erreicht. Der Vergleich der Eltern mit anderen Kindern, etwa mit deren Ranglistenplatzierungen, ist wahnsinnig schlimm für die Kinder und nimmt ihnen das Selbstbewusstsein. Den Fokus nur auf Ergebnisse zu legen, ist ungesund.

Welche Werte gebe ich meinem Kind mit?

Die große Frage ist: Welche Werte gebe ich meinem Kind mit? Ich finde es toll, wenn Eltern sich zurückhalten und die Kinder miteinander diskutieren lassen. Als Kind muss ich lernen, dass mein Gegner eventuell absichtlich falsch gezählt hat und mich beschummeln möchte. Ich muss als Kind damit umgehen, dass ein Schiedsrichter eine unangenehme oder falsche Entscheidung trifft. Die Eltern müssen begreifen, dass ihre Kinder solche Situationen selbst lösen müssen. Das ist eine Charakterschulung. Wenn mein Kind in einem entscheidenden Moment einen knappen Ball gut gibt und seinen Gegner dafür lobt, darf ich stolz auf mein Kind sein. Es kann nicht sein, dass Vater oder Mutter möchten, dass ihr Kind den Ball Aus gibt.

Kinder benehmen sich teilweise auch daneben, aber es sind immer noch Kinder. Viele Eltern reden zudem nur über Tennis. Den ganzen Tag geht es nur um Turniere und Ergebnisse. Dabei ist es so wichtig, sich auch über andere Sachen zu unterhalten. In meiner Akademie betreuen wir einige Kinder nicht mehr, weil die Eltern sich geweigert haben, einen Schritt zurückzugehen und bei jeder Trainingseinheit und bei jedem Match auf oder direkt am Platz sein wollten.

Ein gutes Beispiel, wie es wunderbar funktioniert, sind die Eltern von Jule Niemeier. Jule war fünf Jahre an meiner Akademie. Ihre Eltern haben sich von Anfang an in einem gesunden Maß involviert und nachgefragt. Sie waren immer positiv unterstützend. Letztendlich muss die Motivation vom Kind kommen und nicht von den Eltern. Wenn mein Kind nicht den Riesendrive für eine Sportart hat, kann das von außen nicht aufgezwungen werden. Dem Kind zu helfen und es begleiten – auf jeden Fall! Ich sehe es aber als extrem gefährlich an, dass viele Eltern den Bezug zu ihren Kindern verlieren, indem sie diese durch die ganze Jugend durchpressen. Wenn man motivierter ist als sein Kind, sollte man infrage stellen, ob man das Richtige tut.