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Aussem wäre heute 100 Jahre alt geworden

Oberbürgermeister Konrad Adenauer schickte am 3. Juli 1931 spontan ein Telegramm nach London: „Cilly, ganz Köln gratuliert zum großen Sieg. Ihre Heimatstadt ist stolz auf Sie.“ Als erste Deutsche hatte die 22-jährige Cilly Aussem Wimbledon gewonnen, mit einem 7:5, 7:5 im bis heute einzigen deutschen Damenfinale der All England Championships gegen Hilde Krahwinkel-Sperling aus Essen. Heute wäre sie 100 Jahre alt geworden.

Gefürchtete Vorhand

Geboren als Tochter eines wohlhabenden Kölner Kaufmanns und einer künstlerisch begabten Mutter, lernte Cilly Aussem das, was sich für Mädchen aus höherem Hause in jenen Zeiten schickte: Sprachen, Musik, Kunstgeschichte, Tanzen und Tennis. Im Spiel mit Ball und Schläger erkannte Helen Aussem schnell das außergewöhnliche Talent der Tochter und schickte sie 1923 zu Rot-Weiß Köln in die Obhut von Trainer Willy Hannemann. Bei ihm lernte die 14-Jährige ihre flache Vorhand, die fortan ebenso gefürchtet war wie Jahrzehnte später der Vorhand-Cross von Steffi Graf.

1925 wurde Cilly Aussem erstmals deutsche Junioren-Meisterin, ein Jahr später deutsche Meisterin bei den Frauen und gemeinsam mit Hans Moldenhauer im Mixed. Bei einer der Reisen, die Cilly Aussem und ihre Mutter alljährlich im Frühjahr an die Riviera führten, wo sich das Tennis-Establishment traf, ergab es sich, dass das grazile Mädchen mit den dunklen Haaren und den großen dunklen Augen bei einem Turnier an der Seite des großen William Tilden im Mixed antrat.

Kurze, aber steile Laufbahn

Mutter Helen nutzte die Gunst der Stunde und fragte Tilden, ob er Cilly möglicherweise zu internationalem Erfolg verhelfen könne. Es folgte dessen legendäre Antwort: „Ja, gnädige Frau, wenn Sie den nächsten Zug nach Deutschland nehmen.“ Helen Aussem handelte ganz anders als man es von einer Tennis-Mutter erwarten würde: Sie ging und machte damit den Weg frei für Cillys kurze, aber grandiose Karriere.

1927 gewann Cilly Aussem erstmals am Hamburger Rothenbaum, ihr Aufstieg war unaufhaltsam. Wieselflink, schnell, mit einem platzierten Aufschlag und einer unwiderstehlichen Vorhand eroberte sie die Tenniswelt. 1931 gewann sie Hamburg, Paris und Wimbledon und stand mit 22 Jahren als Nummer zwei der Welt hinter der Amerikanerin Helen Wills-Moody auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn.

Karriereende mit 26 Jahren

Noch im selben Jahr ging Cilly Aussem auf eine Südamerika-Tournee mit Turniersiegen in Argentinien und Brasilien. Von dort kehrte sie mit einer verschleppten Blinddarm-Entzündung zurück, deren Folgen sie zu einer langen Tennispause zwangen. Zwar gelang ihr zwei Jahre später das Comeback, doch an ihre großen Erfolge konnte sie nicht mehr anknüpfen. Nach der Niederlage gegen Helen Jacobs in Wimbledon beendete Cilly Aussem 1935 ihre Karriere – mit gerade 26 Jahren.

1936 heiratete sie einen italienischen Grafen, den sie ein Jahr zuvor beim Skifahren in Garmisch-Partenkirchen kennengelernt hatte. Mit ihm ging sie für zwei Jahre nach Ostafrika, wo sie an Malaria erkrankte. Von den Folgen dieser Infektion erholte sich Cilly Aussem nie vollständig, zudem wurde ihr Augenlicht, das ihr schon während ihrer großen Tennis-Jahre Probleme bereitet hatte, immer schwächer und führte letztlich zur nahezu vollständigen Blindheit.

Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Cilly Aussem zurückgezogen am Gardasee, wo sie im März 1963 starb. Die „rheinische Frohnatur“, wie Willy Hannemann sie einst genannt hatte, wurde nur 54 Jahre alt.

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