Boris Becker (Deutschland) gewinnt als jüngster Spieler aller Zeiten die All England Championships

Ein ikonisches Foto: Boris Becker jubelt 1985 als 17-Jähriger über seinen ersten Wimbledon-Titel. Bild: Imago / Sven Simon

Boris Becker: „Wäre besser gewesen, wenn ich Wimbledon später gewonnen hätte“

Boris Becker gewann als Teenager 1985 zum ersten Mal in Wimbledon und war schlagartig berühmt. Im Interview mit Sports Illustrated blickt er kritisch auf den frühen Triumph zurück.

Vor 40 Jahren, im Sommer 1985, gelang dem damals 17-jährigen Boris Becker eine sportliche Sensation: Als erster Deutscher und jüngster Spieler überhaupt gewann er das wichtigste Tennis-Turnier der Welt in Wimbledon. Es war der Beginn eines landesweiten Booms – Deutschland im Tennis-Fieber.

Es war aber auch der Startschuss einer schillernden Karriere von Deutschlands größtem Tennisspieler aller Zeiten mit insgesamt sechs Grand-Slam-Siegen. Becker wurde zu einem der wenigen globalen Sportstars, die Deutschlands jemals hatte. Dafür verantwortlich waren nicht nur seine sportlichen Leistungen. Nein, Becker sorgte auch mit einigen Skandalen und Fehltritten immer wieder für Schlagzeilen.

Boris Becker

Massenauflauf in Leimen: So wurde Boris Becker 1985 in seiner Heimatstadt begrüßt.Bild: Imago / Stockhoff

Boris Becker: „Ich musste sehr schnell erwachsen werden“

Das ist vermutlich auch einer der Gründe, warum in einem langen Interview mit der deutschen Ausgabe der Sports Illustrated nun bekannte: „Für meine Gesundheit, für mein Leben wäre es besser gewesen, hätte ich Wimbledon erst später gewonnen, mit 21 oder 22 und nicht schon mit 17 und 18. Weil ich dann nicht mehr das Wunderkind gewesen wäre, als das mich die Leute noch immer sehen. Ob im Beruflichen oder privat, ich werde für viele mein Leben lang immer nur der 17-jährigste Leimener sein. Und das werde ich wohl nicht mehr ändern können.“

Darüber hinaus gibt Becker zu verstehen, dass er in einem fortgeschritteneren Alter, die Wucht dieses Triumphes besser hätte verarbeiten können: „Im Nachhinein ist es vielleicht mein größter Sieg, dass ich nicht daran zerbrochen bin. Zwangsläufig musste ich nach meinem ersten Wimbledon-Sieg sehr schnell erwachsen werden. Ich musste mich wehren, kämpfen und lernen, mein eigenes Ding durchzuziehen.“ Insgesamt gewann Becker dreimal in Wimbledon.

Boris Becker

40 Jahre später: Boris Becker mit Gattin Lilian de Carvalho beim Laureus-Award in Madrid.Bild: Imago / Alberto Gardin

Boris Becker: „Wimbledon war für mich immer wie Weihnachten“

Der Ort seiner größten Siege wurde für den heute 57-Jährigen ein ganz spezieller: „Wimbledon, es ist auch ein Stück Heimat. Eine Wohlfühloase. Auch nach meiner Karriere, wenn ich zurückkam, ob als Trainer oder als Journalist: Ich wurde immer als Freund des Hauses behandelt. Wimbledon war für mich immer wie Weihnachten. Die schönste Zeit des Jahres. Ich habe zehn Jahre in Wimbledon Village gewohnt, mein Sohn Amadeus ging dort in den Kindergarten, ich kenne den Bäcker, den Metzger und auch den Milchmann, den es dort immer noch gibt. Wenn ich als Sportler ein Zuhause habe, dann ist es Wimbledon.“

Obwohl seine Siege in Deutschland stets eine große Euphorie auslösten, hat Becker bis heute kein gutes Verhältnis zu seinem Heimatland: „Wir waren uns nicht immer grün. Aber ich gebe uns noch eine Chance. Ich hoffe, für den Rest meines Lebens respektvoller behandelt zu werden, dass man meine Lebensleistung als bester deutscher Tennisspieler der Geschichte mehr würdigt als bisher. Das habe ich mir erarbeitet, das würde ich mir wünschen. Ich bin Patriot, habe einen deutschen Pass und habe immer gerne für das Land gespielt. Nur stieß das gerade von medialer Seite nicht immer auf Gegenliebe, auch wenn sich das im vergangenen Jahr gebessert hat. Ich möchte noch mal die Hand ausstrecken. Vielleicht wird’s ja noch was.“