Laura Siegemund

Laura Siegemund steht im Alter von 37 Jahren zum zweiten Mal in einem Grand-Slam-Achtelfinale.Bild: Imago/Shutterstock

Last 8 Club vor Augen: Laura Siegemund surft die Wimbledon-Welle

Mit ihrem überraschenden Einzug ins Achtelfinale in Wimbledon reiht sich Laura Siegemund in eine Liste mit prominenten Spielerinnen ein.

Was haben Gustavo Kuerten, Carlos Moya, Thomas Muster, Caroline Wozniacki und Naomi Osaka gemeinsam? Klar, sie alle sind Grand-Slam-Champions, einige sogar mehrfache. Alle fünf Genannten sind auch Nummer-eins-Spieler. Allerdings: Kuerten, Moya, Muster, Wozniacki und Osaka sind nicht Mitglieder des legendären Last 8 Clubs in Wimbledon, für dessen Aufnahme man im Einzel das Viertelfinale oder im Doppel das Halbfinale erreichen muss.

Und da wären wir bei Laura Siegemund: Im hohen Tennis-Alter von 37 Jahren kann die Deutsche das schaffen, was vielen Topspielern nicht gelungen ist: in den Last 8 Club in Wimbledon zu kommen, der einige Privilegien für die Mitglieder bereithält.

Laura Siegemund: In einer Liste mit Navratilova und Williams

Siegemund fehlt nur noch ein Sieg, um in den Last-8-Club einzuziehen. Nach einem fulminanten 6:3, 6:3-Erfolg gegen Australian-Open-Siegerin Madison Keys steht die Weltranglisten-104. im Achtelfinale in Wimbledon.

„Das ist einer der größten Erfolge meiner Karriere, vor allem auf Rasen“, sagte Siegemund. Nur sechs Spielerinnen im Profitennis haben im Alter von 37 Jahren (oder älter) das Achtelfinale von Wimbledon erreicht: Billie Jean King, Virginia Wade, Martina Navratilova, Serena und Venus Williams. Und eben Laura Siegemund. „Die Liste hört sich an, als ob mein Name dort nicht reinpasst. Das sind alles Topspielerinnen. Und da komme ich auf meine alten Tage daher und schaffe das auch noch. Ich bin stolz drauf, zu dieser Liste zu gehören“, sagte die Deutsche.

Laura Siegemund: „Ich muss es niemanden mehr beweisen”

Mit Slice, Stopps, gechippten Returns und Netzangriffen zum richtigen Moment brachte Siegemund in der dritten Runde ihre Gegnerin Keys immer wieder aus der Komfortzone. Das Kuriose: Zwischen Aufschlag- und Returnspielen wechselte die Deutsche stets den Schläger. Die besondere Taktik ging auf.

„Ich spiele nur für mich und muss es niemanden mehr beweisen. Mein Freund sagt mir das sehr oft. Die Mädels auf diesem Niveau sind alle Perfektionistinnen und das kann dir auch im Weg stehen. Wir wollen alle immer mehr, aber manchmal ist es gut sich zu erinnern, was der Grund ist, warum das alles macht. Deswegen spiele ich für mich. Ich weiß, was ich kann und was nicht. Spiele ich gut, gewinne ich. Spiele ich schlecht, verliere ich. So geht der Druck weg. Wenn ich zu diesem Punkt komme, spiele ich mein bestes Tennis“, sagte Siegemund nach dem Sieg gegen Keys.

Achtelfinale gegen historischen Lucky Loser

Die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale sind groß. Wenn man die Papierform betrachtet, geht Siegemund trotz ihrer geringen Weltranglistenposition (WTA 103) wegen ihrer bislang gezeigten Leistungen als leichte Favoritin ins Match. Im Achtelfinale wartet ausgerechnet ein Lucky Loser.

Die 21-jährige Argentinierin Solana Sierra schrieb Wimbledon-Geschichte als erster Lucky Loser im Damen-Einzel, die es bis ins Achtelfinale geschafft hat. Kurios: Sierra hat, obwohl sie in Wimbledon in die Qualifikation musste und dort im Quali-Finale verlor, derzeit eine bessere Weltranglistenposition (WTA 101) als Siegemund.

„Wir beide sind einer Position, die wir nicht erwartet haben. Sie ist eine junge aufstrebende Spielerin. Ich habe mit ihr bei den French Open trainiert. Sie wird in der Zukunft weitere gute Resultate haben“, blickte Siegemund auf das Achtelfinale voraus.