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US Open-Stories: Andrea Petkovic – Profi mit Bodenhaftung

Die New York Times schickte einen Reporter, der Tennis-Experte der US-Sportfibel Sports Illustrated schaute vorbei: Als Andrea Petkovic verkündete, wie sie von ihrem kampflosen Einzug ins Achtelfinale der US Open erfuhr, ließ sich sogar die internationale Presse blicken. Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass die Deutsche ein belebendes Element im sonst ziemlich gleichförmigen und austauschbaren Damen-Circuit ist. Petkovic hat nach wie vor keinen Manager, sie lässt sich in keine Schablone pressen und macht das, was sie will. Ich will nicht so stromlinienförmig wie viele andere Spielerinnen werden, verriet sie neulich im tennis magazin-Interview (Heft 7/2010).

Als Tennisspielerin sich seine Eigenständigkeit zu bewahren, ist das eine. Kommen auch noch sportliche Erfolge hinzu, rückt eine Spielerin wie Andrea Petkovic unweigerlich in den Fokus des Interesses. Einen ersten Vorgeschmack darauf bekommt sie jetzt in New York City. Bei den US Open spielt sie das bisher beste Turnier ihrer Karriere. Als letzte Deutsche steht sie hier im Achtelfinale. Nach zwei aufregenden Siegen gegen Nadia Petrova und Bethanie Mattek-Sands brauchte Petkovic zum Drittrundenmatch gegen Peng Shuai gar nicht erst anzutreten.

Ein Matchball fühlt sich schöner an

Als sie morgens von der Trainingsstunde auf Court 17 zurück zur Umkleide ging, wurde sie von einer Turnier-Offiziellen abgefangen. Sie übermittelte ihr die Nachricht, dass Shuai wegen einer Verletzung am Ellenbogen nicht spielen könnte Petkovic war plötzlich im Achtelfinale. Ich bin natürlich verdammt froh, die zweite Woche bei einem Grand Slam-Turnier erreicht zu haben. Aber ein verwandelter Matchball fühlt sich schon viel besser an, sagte Petkovic und trauerte dem entgangenen Match sogar ein wenig hinterher.

Es kann ihr letztlich egal sein, wie sie bei den US Open 2010 soweit kam. Feststeht, dass sie jetzt sogar eine gute Chance hat, noch weiter im Turnier vorzurücken. Denn im Achtelfinale wartet am Montag mit Vera Zwonareva zwar eine Wimbledon-Finalistin und Top Ten-Spielerin auf Petkovic, doch die Russin ist sicher nicht unschlagbar. Ich werde das Match so normal wie möglich angehen, auch wenn es die bisher größte Partie meiner Karriere wird, versprach die Deutsche. Und ergänzte: Ich bin für diesen Kampf gewappnet.
Setzt sie ihren Lauf fort, könnte sie hier zur großen Neuentdeckung im Damentennis werden. In der Szene ist es schon länger bekannt, dass sie enormes Unterhaltungspotenzial besitzt. Sie ist sehr eloquent (egal, ob deutsch oder englisch), in vielerlei Hinsicht begabt und schreibt äußerst unterhaltsame Blogs. In New York bloggt sie auf der US-Website ESPN.com. In ihrem neuesten Eintrag beschreibt sie den Alltag der Tennisspieler in den Umkleiden. Zitat: Ich weiß von einer verlässlichen Quelle, dass die Herren immer alle nackt rumlaufen. Für Petkovic eine Ungeheuerlichkeit. Bei uns Frauen haben immer alle ein Handtuch um die Hüften oder so. Sie wüsste deshalb auch nicht, wie Serena Williams nackt aussieht.

Petkovic ist eine Type im Damentennis

Es lässt sich nun trefflich darüber streiten, ob solche Themen angebracht sind oder nicht. Wegzudiskutieren  ist aber eins nicht: Petkovic ist eine Type im Damentennis. Und davon gibt es nicht sehr viele. Den Grund für ihre Unangepasstheit glaubt Petkovic zu kennen. Es sind ihre alten Freunde aus der Heimat Darmstadt, die alle zum Glück keine Ahnung von Tennis haben (Petkovic) und mit denen sie so viel Zeit wie möglich verbringt.

Kaum darauf angesprochen, erzählt Petkovic eine Geschichte, die gut zum Ausdruck bringt, in welchem Umfeld sie sich abseits der Profitour bewegt. Als sie vor etlichen Jahren bei einem kleinen Turnier 0:6, 0:6 verlor und dann zu einer Grillparty ihrer Freunde ging, fragte einer, wie es denn so gelaufen sei. Null und null, antwortete Petkovic wortkarg und enttäuscht. Daraufhin sagte ein alter Kumpel: Ich wusste gar nicht, dass es im Tennis auch ein Unentschieden gibt.

Wer solche Freunde hat, wird seine Bodenhaftung nie verlieren egal, wie gut man eines Tages auch wird.

Tim Böseler

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