French Open Tennis Championship

Boris Becker of Germany picks himself up from the clay court surface during a Men's Singles match at the French Open Tennis Championship on 29 May 1988 at the Stade Roland Garros Stadium in Paris, France. (Photo by Simon Bruty/Getty Images)

Besser Spielen: Frieden finden auf Sand

Die Matchpremiere im Freien auf Sand war bescheiden? Sie haben das Rutschen wegen der wieder einmal viel zu langen Hallensaison fast schon verlernt? Sie sind verunsichert, welche Taktik auf Sand wirklich zieht? Wir präsentieren Ihnen sechs niveauunabhängige Tipps, die ihr Sandplatzspiel optimieren können.

Der erfahrene A-Lizenz-Trainer  Jürgen Müller weiß um die Unwegbarkeiten auf Sand. „Gerade, weil nicht jeder Spieler in wärmere Regionen flüchten kann, um genug Praxis nach der Hallensaison zu sammeln.“ Der 58-Jährige schafft es bei TennisGate in Villingen, Aktive mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen zu verbessern. Um das schon nach kurzer Zeit zu schaffen, ist es dem Coach neben konkreten Übungen und Hilfestellungen wichtig, dass Spieler ihre Sinne schärfen, die auf den Freiluftplätzen auf Sand gefragt sind. 

Am offensichtlichsten: die unterschiedlichen Witterungs- und Temperaturverhältnisse, die in der Hallensaison konstant waren. „Vorausgesetzt, es wird mit neuen Bällen, wie bei einem Verbandsspiel üblich, gespielt, ergeben sich erhebliche Unterschiede bereits im Absprung- und Flugverhalten des Balles“, erklärt Müller. Der Experte empfiehlt unabhängig der LK und Spielklasse: 

Tipp 1: Die Vorbereitung

Achten Sie auf die Auswahl zwischen zwei unterschiedlich hart bespannten Schlägern. „Im einfachsten Fall hat man einen eingespielten und einen komplett neu bespannten Schläger, der etwas härter ist und bei höheren Temperaturen zum Einsatz kommen sollte, um die Bälle unter Kontrolle zu halten”, sagt der Coach. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und kaltem Wetter empfiehlt er ein weicher bespanntes Racket. „Die Feuchtigkeit macht die Bälle schwer und die geringe Temperatur langsam. Der Trampolin-Effekt hilft bei der Beschleunigung.” Ebenso wichtig: ein bewusster Umgang und die Akzeptanz der veränderten Lichtverhältnisse und Akustik. „Ein in Nord-Süd-Richtung liegender Tennisplatz ist mittags um 12 Uhr ganz anders zu spielen als in der späten Abendsonne, die tief von Westen her einstrahlt”, sagt Müller. Geduld mit der eigenen Anpassung sei auch bei Schatten gefragt. Die Akustik des Schalls mache den Schlag in der Halle mit dem flachen Absprung subjektiv zudem ein bisschen schneller. „Auf Sand kann das Gefühl entstehen, dass bei den eigenen Schlägen kaum Tempo erzeugt wird. Viele Spieler reagieren darauf mit mehr Risiko, was die Fehlerquote hochtreibt”, berichtet Müller. Mit Geduld und Anpassung könnten sich Spieler auf ihre Technik und Taktik auf Sand fokussieren.

Tipp 2: Das Rutsch-Timing verbessern

Viele Spieler haben das Gefühl, das Rutschen über den Winter verlernt zu haben. Außerdem ist es auf zunächst wenig verdichteten Plätzen oft nicht möglich. Um sich heranzutasten, empfiehlt Jürgen Müller eine Partnerübung: „Balance und Anlauftiming werden ohne Schläger geübt. Der Trainer (oder ein Spielpartner) rollt den Ball zum Durchführenden an die Grundlinie. Dieser lässt den Ball durch die Beine rollen und rutscht durch diesen Ball quasi hindurch.“ Die Laufbewegung verlaufe entlang der Grundlinie. Klappt das, kann der Schläger hinzugenommen und ein Schlag simuliert werden. „Als weitere koordinative Steigerung kann der Ball kürzer gerollt werden, um den Lauf diagonal nach vorne zu erzwingen“, sagt Müller. Die Höchstschwierigkeit: „Den Partner ,reinlegen‘ und gegen den Lauf rollen. Je höher die Frequenz des Anrollens, desto anstrengender die Übung.“

Tipp: Wer sich langsam an eine „Rutschpartie“ gewöhnen möchte, kann sich mit profillosen oder stark abgelaufenen Tennisschuhen an den körnigen Untergrund gewöhnen.

Tipp 3: Abdecken mit Crossover

„Viele Spieler öffnen den Platz mit einem Schlag, um ihre Gegner weit nach außen zu drängen“, sagt Müller und empfiehlt: „Um schnell zur Platzmitte zurückzukommen, sollte der erste Schritt zurück unbedingt ein Kreuzschritt (Crossover) sein.“ Das lässt sich ebenfalls gut mit seinem Spielpartner üben. Dieser übernimmt das Anwerfen aus kurzer Distanz. „Der durchführende Spieler startet aus der Mitte und schlägt den angeworfenen Ball mit seiner Vorhand, danach deckt er den Platz schnellstmöglich wieder ab. Deshalb ist unmittelbar nach dem Schlag ein Crossover so wichtig, um wenig Zeit zu verlieren. Danach folgen Sidesteps, bis die Übung im Split-Step endet. Dann erfolgt der nächste Anwurf.“ Müller empfiehlt: Bis zu sechs Wiederholungen sind genug. Danach können die Aufgaben gewechselt werden. Tipp: Am Anfang lieber langsam laufen, dafür technisch sauber.

Kein Sidestep: Wenn man mit dem äußeren Bein am anderen vorbei Richtung Platzmitte kreuzt (Crossover), sollte man wesentlich schneller dort ankommen.

Tipp 4: Topspin mit Netzerhöhung

Eine optische Netzerhöhung zwingt einen Spieler, seine Technik für mehr Spin und einen höheren Absprung zu ändern, was besonders wichtig auf Sand ist. „Der Ball sollte aber nicht nur höher geschlagen werden, sondern mit intensiven Bein- und Handgelenkseinsatz deutlich mehr Umdrehungen bekommen“, sagt Müller. So schlägt man auf Sandplätzen zwei Fliegen mit einer Klappe. „Mehr Aggressivität bei gleichzeitig größerer Sicherheit, denn der Topspin lässt den Ball mit einer höheren Flugkurve fliegen, senkt sich dafür schneller und springt durch den Drall für den Gegner unangenehmer auf“, erklärt Müller. 

Navigator: Kommt der Schläger mehr von unten an den Ball, wird mehr Spin erzeugt. Das Handgelenk als Navigator entscheidet, wie der Schlag ausgeführt wird.

Topspin durch Winkelspiel

Mehr Vorwärtsdrall kann im Training außerdem mit einem ,kurz-cross‘ erzeugt werden. Der Ball sollte im Idealfall noch im T-Feld aufkommen und mit seinem zweiten Aufsprung möglichst außerhalb des Doppelfeldes landen.

Abgesteckter Korridor: Er hilft, um die Übung korrekt auszuführen. Auch hier gilt: viel Bein- und Handgelenkseinsatz.

Tipp 5: Kick-Aufschlag höher

Der Kickaufschlag auf Sand ist Trumpf. Um etwas Gefühl für die höhere Flugkurve zu bekommen, kann eine Hürdenhilfe (circa einen halben Meter hoch) helfen. „Je weiter der Returnspieler nach außen gezwungen wird, um den Ball zurückzuspielen, desto besser“, sagt Müller. Der Aufschlag überquert mit genügend Abstand zur Netzkante solide das erste Hindernis und macht das Service auch etwas länger. Zudem ist die Quote der Treffer recht gut. „Hat man nach einigen Trainingseinheiten das Timing, kann man Geschwindigkeit und Aggressivität steigern“, so Müller.

Unangenehm für den Gegner: von der Vorteilseite mit Kick hoch nach außen auf die Rückhand servieren.

Tipp 6: Spanische Eröffnung

„Eine Standardlösung, die viele Sandplatzspezialisten bevorzugen und anwenden“, weiß Müller. „Der Return-Spieler umläuft die Rückhand – natürlich nur, wenn es Sinn ergibt – und returniert selbst wiederum ,inside-out‘, also mit der Vorhand cross auf die Rückhand des Aufschlägers.“ Erst am höchsten Punkt des Ballwurfes ansetzen, um in die bessere Umlaufposition zu kommen. 

Doppelter Effekt: Die Hürdenhilfe des Aufschlägers dient auch als Zielvorgabe des Returnspielers. „Rechts vorbei wäre ein idealer Schlag.“

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