Oscar Otte: „Ich habe noch Dampf im Kessel”
Oscar Otte stand 2022 in den Top 40, dann streikte sein Körper. Jetzt kämpft sich der 32-Jährige Schritt für Schritt zurück.
Herr Otte, wie viel Tennis ist bei Ihnen gerade drin?
Seit ein paar Wochen bin ich wieder täglich auf dem Platz, eine bis anderthalb Stunden, plus Athletiktraining. Aber wir schauen von Woche zu Woche, wie die Achillessehne reagiert. Da wurde ein überstehender Knochen entfernt, Schleimbeutel raus, der ganze Bereich war entzündet – die Heilung zieht sich, weil die Durchblutung bei Sehnen sehr schlecht ist.
Wie läuft der Aufbau?
Wir machen das sehr gezielt – isometrische Übungen, Sprungvariationen, erste Richtungswechsel. Aber es ist tagesformabhängig: Einen Tag läuft es super, am nächsten merkst du es wieder. Ich bin eher ungeduldig und will wieder voll rein. Spielerisch wäre ich schon bereit, aber körperlich fehlt einfach noch was.
Hat die Phase Ihren Alltag verändert?
Absolut. Ich konnte lange nicht Auto fahren, nicht mit meiner Tochter spielen. Das war hart. Aber es hat mir gezeigt, wie wichtig Gesundheit ist. Und dass ich Tennis wirklich vermisse. Man lernt wieder, die kleinen Dinge zu schätzen.
Sie waren 2022 bei den BMW Open in München im Halbfinale – haben Sie das Turnier dieses Jahr verfolgt?
Ein bisschen. Struffi habe ich mir angeschaut. Ich gucke eigentlich nur Matches von Leuten, die ich kenne oder mit denen ich befreundet bin. Klar denkt man kurz: Schade, dass ich nicht dabei bin, aber es überwiegt der Fokus auf meine eigene Reha. Wehmut ist wenig dabei, eher Motivation.
2022 standen Sie in den Top 50. Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Da war alles 24/7 Tennis. Kaum freie Minuten, viele Anfragen, medialer Druck – gerade bei Heimturnieren. Ich bin da eher zurückhaltend, brauche mein enges Umfeld, das hat mir manchmal ganz schön Energie gezogen. Danach kamen leider viele Verletzungen – Knie-OP nach Wimbledon 2022, 2023 dann das andere Knie.
Wie haben Sie den medialen Rummel damals erlebt?
Das war alles neu für mich. Klar, Interviews und Pressetermine gehören dazu, aber es wurde mir manchmal zu viel. Heute weiß ich besser, wie ich damit umgehe.
Zurück auf die Tour – ist das realistisch?
Ich hoffe, im Sommer Bundesliga zu spielen. Wenn das klappt, will ich ab August bei kleineren Turnieren – Futures oder bei Challenger-Qualifikationen – einsteigen. Derzeit habe ich ein Protected Ranking von 600. Die ATP-Tour ist noch weit weg, aber das Ziel ist klar: Ich will noch mal angreifen.
Was können die Fans von Ihnen noch erwarten?
Ich will auf jeden Fall noch mal spielen. Ich habe Lust, bin motiviert. Wenn der Körper mitmacht, geht noch was. Sicher, mit 32 Jahren wird es nicht leichter – aber ich habe noch Dampf im Kessel. Und solange das so ist, gebe ich alles.