Flashback: Jeff Tarango wirft in Wimbledon Schiedsrichter Bestechung vor
Vor 30 Jahren, am 1. Juli 1995, disqualifizierte sich Jeff Tarango in Wimbledon selbst, indem er dem Schiedsrichter Bruno Rebeuh Bestechung vorwarf und anschließend den Platz verließ.
In der Regel geht es in Wimbledon ziemlich vornehm zu. Die Spieler halten sich mit Ausrastern und Wutausbrüchen zurück. Nicht so Jeff Tarango, der beim Wimbledonturnier 1995 das Gesprächsthema Nummer eins war. Der US-Amerikaner disqualifizierte sich in der dritten Runde gegen den Deutschen Alexander Mronz selbst, indem er wütend den Platz verließ – ein Novum in der Grand-Slam-Geschichte.
Was war passiert? Tarango schlug bei 6:7, 1:2-Rückstand ein Ass. Doch Schiedsrichter Bruno Rebeuh ließ den Ballwechsel aufgrund eines Ausrufs des Linienrichters wiederholen. Die wütenden Proteste des US-Amerikaners halfen nicht weiter. Als es weitergehen sollte, rief Tarango nach Beschwerden aus dem Publikum über Spielverzögerung ein „Haltet den Mund“ den Zuschauern zu.
Jeff Tarango bezeichnet Bruno Rebeuh „als korruptesten Offiziellen”
Rebeuh verwarnte daraufhin Tarango, der nun vollends seine Fassung verlor. Der US-Amerikaner verlangte nach dem Oberschiedsrichter, um seine Beschwerde loszulassen. Als dieser die Entscheidung nicht rückgängig machte und Tarangos Forderung nach einem Austausch des Schiedsrichters zurückwies, bezeichnete Tarango Rebeuh als „korruptesten Offiziellen im Spiel“.
Tarango kassierte die zweite Verwarnung und einen Punktverlust, was gleichzeitig den Spielgewinn für Mronz bedeutete. Der US-Amerikaner packte daraufhin seine Tasche, rief ‚das war’s‘, verließ wutentbrannt den Platz und disqualifizierte sich damit selbst. Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende erzählt.
Tarangos Frau verpasst Bruno Rebeuh zwei Ohrfeigen
Tarangos damalige Frau Benedicte wollte Rebeuh zur Rede stellen und verpasste dem Schiedsrichter in den Katakomben zwei Ohrfeigen. „Der Typ hat eine Lektion verdient. Er kann alles machen, was er will, weil er auf dem Stuhl sitzt. Die Spieler haben keine Chance, sich zu verteidigen“, rechtfertigte Benedicte Tarango ihre Ohrfeigen auf der Pressekonferenz, zu der sie mitkam. Auf der Pressekonferenz wiederholte Tarango die Bestechungsvorwürfe gegen Rebeuh.
Der US-Amerikaner wurde von der ITF zunächst zu einer Strafe von 63.000 US-Dollar und einem zweijährigen Ausschluss bei Grand-Slam-Turnieren verurteilt. Kurz darauf verringerte die ITF das Strafgeld auf 20.000 US-Dollar und Tarango wurde nur für das Wimbledonturnier 1996 ausgeschlossen. Für Tarango war es das erste und einzige Match in seiner ATP-Karriere, in dem er überhaupt eine Verwarnung kassierte.
Auch Tim Henman wird bei Wimbledon 1995 disqualifiziert
Übrigens: Es war nicht die einzige Disqualifikation beim Wimbledonturnier 1995. In der ersten Runde im Doppel wurde ausgerechnet Lokalmatador Tim Henman, der sich im Laufe der kommenden Jahre einen Ruf als „Gentleman im Tennis“ aufbaute, disqualifiziert – als erster Spieler überhaupt in Wimbledon in der Open Era.
Und jetzt wird es wild. Auf der anderen Seite des Netzes stand als einer der Doppelgegner ausgerechnet Jeff Tarango. Henman verlor nach einem verlorenen Punkt die Beherrschung und feuerte den Ball vor Wut weg. Dabei traf der Brite das 16-jährige Ballmädchen Caroline Hall am Kopf, die schließlich in Tränen ausbrach. Die Folge: Disqualifikation.