ATP-Weltrangliste erklärt: So funktioniert das Punktesystem im Tennis
Die ATP-Weltrangliste bildet jede Woche die aktuelle Leistungsordnung im Herrentennis ab. Woche für Woche bestimmt sie, wer die Nummer eins der Welt ist, welche Spieler gesetzt sind und wer überhaupt in die großen Turniere einziehen darf. Doch wie genau funktioniert dieses komplexe Punktesystem?
Im Kern basiert die ATP-Weltrangliste auf den Ergebnissen der letzten 52 Wochen. Jeder Spieler sammelt Punkte bei offiziellen ATP-Turnieren – abhängig davon, wie weit er kommt. Nach einem Jahr verfallen die Punkte und werden durch neue Ergebnisse ersetzt. Entscheidend ist dabei: Nicht jedes Turnier zählt, sondern nur die besten 19 Resultate eines Spielers.
Aufbau der ATP-Weltrangliste
Die Weltrangliste setzt sich aus verschiedenen Turnierkategorien zusammen. Diese unterscheiden sich in Prestige, Teilnehmerfeld und Punktzahl.
Grand Slams
Die vier Grand-Slam-Turniere (Australian Open, Roland Garros, Wimbledon, US Open) sind Pflicht für jeden Topspieler. Alle Ergebnisse fließen automatisch ins Ranking ein. Ein Turniersieg bringt 2000 Punkte, ein Finaleinzug 1200. Selbst ein Erstrundenaus wird mit 10 Punkten belohnt. Wer trotz Berechtigung nicht teilnimmt – aus welchem Grund auch immer – erhält 0 Punkte.
Runde | Punkte |
Turniersieg | 2000 |
Finale | 1300 |
Halbfinale | 800 |
Viertelfinale | 400 |
Achtelfinale | 200 |
3. Runde | 100 |
2. Runde | 50 |
1. Runde | 10 |
Quali Runde 3 | 30 |
Quali Runde 2 | 16 |
Quali Runde 1 | 8 |
ATP Masters 1000
Acht Masters-1000-Turniere zählen fix zur Wertung. Auch hier gilt: Teilnahme ist Pflicht, Ausnahmen gibt es nur unter bestimmten Voraussetzungen (Alter, Verletzungen, lange Karriere). Der Sieger erhält 1000 Punkte, ein Halbfinalist 360. Verpasst ein Spieler ein Turnier, werden automatisch 0 Punkte angerechnet.
Runde | Punkte |
Turniersieg | 1000 |
Finale | 650 |
Halbfinale | 400 |
Viertelfinale | 200 |
Achtelfinale | 100 |
3. Runde | 50 |
2. Runde | 30 |
Quali/Frühere Runden (Bonus, variabel) | 30 / 16 (je nach Turnier) |
ATP 500 und 250
Neben den Grand Slams und Masters fließen die sechs besten Ergebnisse aus den ATP-500- und ATP-250-Turnieren in die Wertung ein. Ein Titel bei einem 500er bringt 500 Punkte, ein 250er-Sieg immerhin noch 250. Besonders für Spieler außerhalb der Top 20 sind diese Turniere essenziell, um im Ranking aufzusteigen.
Runde | Punkte |
Turniersieg | 500 |
Finale | 330 |
Halbfinale | 200 |
Viertelfinale | 100 |
Achtelfinale / 2. Runde | 50 |
1. Runde / Quali-Boni | 25 / 16 / 8 (reduziert bei größeren Feldern) |
ATP Finals
Am Ende der Saison wartet das große Finale: Die ATP Finals mit den besten acht Spielern der Welt. Jeder Sieg in der Gruppenphase bringt 200 Punkte, dazu kommen 400 für den Halbfinalsieg und 500 für den Triumph im Endspiel. Wer ungeschlagen durch das Turnier geht, kassiert die maximalen 1500 Punkte.
ATP-Weltrangliste: Sonderregeln und Ausnahmen
Für Top-30-Spieler gilt eine spezielle Pflicht: Sie müssen mindestens vier ATP-500-Turniere bestreiten, eines davon nach den US Open. Fehlt ein Turnier, gibt es 0 Punkte.
Spieler, die aufgrund ihres Rankings nicht direkt an Grand Slams oder Masters teilnehmen können, dürfen stattdessen Ergebnisse aus kleineren Turnieren einbringen. Auch Alters- und Karriere-Boni erlauben es, auf bestimmte Pflichtturniere zu verzichten.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Hat ein Spieler in der ersten Runde ein Freilos, verliert dann aber in Runde zwei, gibt es keine Punkte. Wildcard-Spieler müssen bei Grand Slams und Masters mindestens die zweite Runde erreichen, um überhaupt Zähler zu bekommen.
Zusammensetzung der 19 bzw. 20 gewerteten Turniere
Die typische Zusammensetzung lautet:
- 4 × Grand Slam
- 8 × Masters 1000
- 6 × beste Ergebnisse aus ATP-500/250/Challenger/Future (je nach Berechtigung)
Das 19. bzw. optionale 20. Turnier bildet die ATP Finals für die besten acht Spieler des Jahres. Damit ergibt sich das „best of“-System, das nur die stärksten Resultate eines Spielers zählt. Die Höchst-Punktezahl, die ein Spieler in einer Saison erreichen kann, beträgt laut ATP-Regelwerk theoretisch rund 21.000 Punkte. Den Rekord für die meisten Punkte, die je ein Spieler im Ranking hatte, hat Novak Djokovic mit 16.950 Punkten, die der Serbe am 6. Juni 2016 erreichte. Ein Tag zuvor gewann er bei den French Open seinen ersten Titel in Roland-Garros.
Protected Ranking
Das Protected Ranking ermöglicht Spielern, nach längeren Verletzungspausen wieder an Turnieren teilzunehmen, ohne dass ihr aktuelles Ranking sie automatisch ausschließt. Anspruch darauf haben Spieler, die mindestens sechs Monate pausiert haben. Das Protected Ranking basiert auf dem durchschnittlichen Ranking vor der Verletzung und kann für eine begrenzte Anzahl von Turnieren eingesetzt werden, darunter auch Grand Slams. So können Profis nach einer längeren Auszeit ihre Karriere fortsetzen, ohne bei der Turnierzulassung benachteiligt zu werden.