Stephan Simann – Kleines Tennis

Stephan Simann, 38 Jahre alt, spielt für den TC Hilden-Ost.Bild: Privat

Alle LKs durchgespielt: Der Experte fürs „kleine Tennis“

Stephan Simann nahm sich mit seinem Projekt „Kleines Tennis“ zum Ziel, gegen jede Leistungsklasse ein Match zu bestreiten. Dies hat der 38-Jährige nun vollbracht.

„Das ist ganz großes Tennis“. Diese Redewendung hört man nicht nur im Tennis, wenn Carlos Alcaraz mal wieder einen Ball spielt, der nicht von diesem Planeten scheint. Es ist auch außerhalb des Tennisplatzes Ausdruck dafür, dass soeben etwas Großartiges passiert ist.

Doch neben dem „großen Tennis“, das die Tennisprofis Woche für Woche zelebrieren, gibt es auch das „kleine Tennis“, das man im Amateurtennis auf den zahlreichen Plätzen weltweit sieht. Stephan Simann, 38 Jahre alt aus Hilden (Nordrhein-Westfalen), hat im Jahr 2020 sein Projekt „Kleines Tennis“ ins Leben gerufen, um das Amateurtennis zu würdigen.

„Kleines Tennis”: Ein Match gegen alle 25 Leistungsklassen

Das Ziel: mit jedem Spieler einer Leistungsklasse (damals von 1 bis 23) einen Podcast aufzunehmen und von den Geschichten zahlreicher Amateurspieler zu hören. Als dieses Projekt abgeschlossen war, machte er sich an das nächste Projekt: ein Match gegen alle 25 Leistungsklassen, das er auf Video aufzeichnet und auf seinen Instagram-Kanal (ca. 3400 Follower) hochlädt.

Im März 2024 begann Simann mit seinem ersten Match gegen eine LK, im August 2025 vollendete er nun sein Projekt mit seinem 25. Match. Die Altersspanne seiner Gegner und Gegnerinnen: 15 bis 59 Jahre. „Hervorstechen tun vor allem die Matches gegen die ganz starken Gegner und Gegnerinnen mit niedrigen LKs, die mich zerlegt haben. Die Spielweise auf der anderen Seite des Platzes war beeindruckend. Meine Ansage war, dass sie so spielen sollen, dass sie mich möglichst vernichtend schlagen“, erzählt Simann, der derzeit LK 16,1 hat und für den TC Hilden-Ost in der Nähe von Düsseldorf aufschlägt.

Stephan Simann: „Ihr kennt das”

Seine Videos beginnen stets mit einem Spruch, der schnell zu seinem Markenzeichen avanciert: „Ihr kennt das“. „Ich habe diesen Spruch zunächst ein paar Mal zu Beginn gemacht, ohne einen Hintergedanken zu haben. Als ich dann das nächste Video ohne ‚Ihr kennt das‘ begonnen habe, gab es Rückmeldungen, dass das ‚Ihr kennt das‘ fehlt. Dann habe ich mir gedacht, dass dies ein Spruch ist, den man immer wieder bringen kann“, sagt Simann.

Um seine eigene Spielweise zu verfeinern, waren die zahlreichen Videos sehr lehrreich. „Durch die Videos konnte ich erkennen, was ich gut kann und womit sich meine Gegner schwertun. Das sind meine Konstanz und Sicherheit in den Schlägen, die immer eine gute Länge haben und mein Rückhand-Slice, der ungewöhnlich aussieht, aber offensichtlich eklig zu spielen ist. Durch die viele Matchroutine habe ich zudem gelernt, mich immer wieder neu auf Gegner mit unterschiedlichen Spielstilen einzustellen. Ich hatte einen Gegner dabei, der mit der Vorhand links und rechts gespielt hat, seinen Schlagarm wechselte, wenn er Zeit hatte“, sagt er.

„Kleines Tennis” und die Faszination Amateurtennis

Nach dem Abschluss seines zweiten LK-Projektes soll es das aber noch längst nicht gewesen sein. „Es wird weiterhin Community-Matches mit Leuten geben, die gegen mich spielen wollen. Zwei weitere Sachen habe ich derzeit im Kopf. Zum einen sind dies Matches gegen alle LKs mit jeder Nachkommastelle. Zum anderen sind dies Matches gegen jede Altersstufe bei Damen und Herren. Ich mache dies weiterhin ehrenamtlich. Ich habe mit meinen Videos null Euro Einnahmen. Solange ich daran Spaß habe, mache ich damit weiter“, blickt Simann voraus.

Sein Projekt „Kleines Tennis“ ist und bleibt eine Hommage an das Amateurtennis. „Die Faszination vom Amateurtennis ist, dass man genau die gleichen Dramen durchlebt wie die Profis, bloß noch extremer. Im Amateurtennis erfährt man in anderthalb Stunden die Bandbreite der ungefilterten Emotionen: von ‚Ich bin der Geilste aller Zeiten‘ bis ‚Ich höre für immer mit Tennis auf‘. Das sieht man im Amateurtennis den Leuten teilweise so gut an. Das macht so viel Spaß, da kann ich mitfiebern. Dies zieht sich durch alle Altersklassen“, sagt Simann.