Frühere Davis Cup-Helden vereint: Sie trauern um Niki Pilic
Trainerlegende Niki Pilic verstarb vergangenen Montag. Zu einer Trauerfeier in Zagreb kamen nun die einstigen Davic Cup-Spieler zusammen, um ihren Coach von früher zu verabschieden.
Er führte sie durch eine glorreiche Davis Cup-Zeit: Niki Pilic gewann als Teamchef mit Deutschland drei Titel (1988, 1989 und 1993). Bei den ersten beiden Siegen war Boris Becker der Starspieler, 1993 war es Michael Stich. Hinzukamen noch Charly Steeb, Patrik Kühnen, Erik Jelen und Marc-Kevin Goellner. Sie alle reisten nun nach Zagreb, um ihrem früheren Kapitän die letzte Ehre zu erweisen.
Davis Cup-Spieler geschlossen vertreten
Pilic war am 22. September 2025 gestorben. Am Samstag fand seine Beisetzung im kroatischen Seebad Opatija statt. In Zagreb nun hatte der kroatische Tennisverband am Montag eine Trauerfeier organisiert und die deutschen Davis Cup-Helden von einst erschienen geschlossen.
Natürlich weckte diese Zusammenkunft Erinnerungen an die alten Zeiten: an Göteborg, Hartford, die Frankfurter Festhalle. Mein Gott, was waren das für Tennis-Feststpiele. Der Davis Cup war der Deutschen liebstes Kind. Damals, im Sommer 1987, als Deutschland in Hartford gegen den USA den Abstieg aus der Weltgruppe vermied, gewann Becker ein Sechs-Stunden-Match gegen John McEnroe, das bis 5:17 Uhr morgens deutscher Zeit ging – und fünf Millionen Deutsche drückten bis zum Morgengrauen die Daumen. Heute unvorstellbar.
Oder das Teppich-Drama von Frankfurt 1985. Als sich beim Match zwischen Michael Westphal und Tomas Smid plötzlich der Filzbelag vom Boden löste. Und natürlich das „Wunder von Göteborg“ 1988: Deutschland schlug die favorisierten Schweden und gewann erstmals die „hässlichste Salatschüssel der Welt“. Der Tennis-Boom in Deutschland wurde zum Hype und jeder guckte Tennis. „Tennis-Gucken gehörte in Deutschland damals zum Tagesablauf dazu wie Zähneputzen. Und die näselnde Stimme von ZDF-Tennisreporter Rainer Deike war der Soundtrack in jedem Wohnzimmer“, schrieb einmal der SPIEGEL.
Viel Tennis-Prominenz in Zagreb: Mario Ancic (41/) Ivan Ljubicic (46), Patrik Kühnen (59), Michael Stich (56), Boris Becker (57), Carl-Uwe Steeb (58), Eric Jelen (60), DTB-Präsident Dietloff von Arnim (65) und Marc-Kevin Goellner (55/v.l.n.r.).Bild: Imago / Ronald Gorsic
Pilic als Fels in der Brandung
Niki Pilic bildete bei all diesen unvergessenen Sportereignissen den Fels in der Brandung, den ruhenden Pol. Er war der Architekt dieser glorreichsten Phase des deutschen Herrentennis. „Wir hatten den Mount Everest in Rekordzeit bestiegen“, sagte Pilic 1988 nach dem Sieg in Göteborg. Klar, viele meinten, dass sei auch nicht sonderlich schwer gewesen – bei dem „Spielermaterial“.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Patrik Kühnen brachte es neulich auf den Punkt, als er sich an die großen Coaching-Stärken von Pilic erinnerte: „Er hat mich spüren lassen, dass er an mich glaubt, dass er an uns alle glaubt. Für ihn ging es immer um die Spieler, um den Teamgedanken. Niki hat den Traum verkörpert, den wir alle hatten: den Sieg im Davis Cup.“ Charly Steeb formulierte es so: „Er hat mir die Angst genommen, Fehler zu machen.“
Eine seiner vielen Tennis-Weisheiten lautete: „Wenn du Wimbledon gewinnst, bist du ein Champion. Aber wenn du den Daviscup gewinnst, dann bist du ein Held für die ganze Nation!“ Ein Satz, der auch bei den großen deutschen Tennis-Stars wie Boris Becker und Michael Stich – beide Wimbledon-Sieger – verfing.
Becker und Stich versöhnlich nebeneinander
Becker postete nun auf Instagram gemeinsame Bilder der einstigen Davis Cup-Helden. Dazu schrieb er: „Heute wieder vereint mit meinen Davis-Cup-Brüdern — nicht für einen Sieg, sondern um Nikola Pilic zu ehren. Nikola hat uns nicht nur zu Siegern gemacht, sondern zu einer Mannschaft fürs Leben geformt. Er hat uns geprägt, geführt und zusammengehalten. Sein Tod führt uns vor Augen, dass Zeit zerbrechlich ist, dass Bande mehr bedeuten als Trophäen, und dass wir nicht auf schwere Momente warten dürfen, um einander wiederzusehen. Für immer dankbar. Ruhe in Frieden, Nikola.“
Nahm im engsten Familienkreis Platz: Boris Becker (Mi.) neben Witwe Mija Pilic (li.) und den Kindern Danijela Pilic sowie Niko Pilic (beide re.).Bild: Imago / Ronald Gorsic
Besonders versöhnlich: Wie Michael Stich und Boris Becker nebeneinanderstehen, um ihrem Niki die letzte Aufwartung zu machen. Stich und Becker hatten in ihren aktiven Zeiten stets ein schwieriges Verhältnis. Unvergessen, wie es Pilic 1992 schaffte, die beiden zur Doppel-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen von Barcelona zu führen. Stich und Becker bildeten eine Zweckgemeinschaft, redeten kaum miteinander. Pilic vermittelte zwischen beiden, pendelte von Hotelzimmer zu Hotelzimmer. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bekannte er. „Ich musste viel lügen.“
Vielleicht können Stich und Becker, wenn sie sich an diese Zeiten nun zurückerinnern, inzwischen darüber lächeln. Niki Pilic hätte sich darüber sicherlich gefreut.